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Hoflieferant

Frank Berghoff, Remscheid
Hoflieferant

Hoflieferant? In Deutschland? Sie haben Recht, neben einer Fast-Monarchie in einem unserer südlichen Bundes- länder gibt es keinen Hof, den ein Augenoptiker beliefern könnte. Wie es Frank Berghoff geschafft hat, trotzdem Hoflieferant zu sein, lesen Sie hier.

Über den Augenoptiker Berghoff schreiben wir nun wirklich nicht das erste Mal. Er gehört zu den regen Kollegen, die sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen. Denn auch er hat eine satte Anzahl Mitbewerber um sich herum. (Lesen Sie die Ausgaben 8-01 und 8-06 nach).

Ganz in der Nähe von Remscheid liegt Schloss Burg, eines der Stammschlösser der Grafen von Berg, nach denen das Bergische Land benannt ist. Ob es noch einen lebenden Nachfahren der Grafen von Berg gibt, weiß ich nicht. Zumindest gibt es aber noch Schloss Burg – ihren Hof. Und jetzt kommen wir der Sache langsam näher.
Dr. Stefan Geppert ist Direktor des Museums Schloss Burg – der heutige Schlossherr. Den lernte Frank Berghoff kennen und man beschloss, irgendwann einmal etwas miteinander zu machen. Zwar gibt es regelmäßig einen Handwerkermarkt auf Schloss Burg, nur ist das ein reiner Verkaufsmarkt, der auch ordentlich Geld bringen muss. Die Standmieten sind teuer. Man wartete auf eine andere Gelegenheit.
Quadrate und Würfel
Der Zeitpunkt kam, als Frank Berghoff eine neue Auszubildende bekam. Danika Behr fing im August 2007 ihre Ausbildung an und stellte sich recht schnell als besonders fit heraus. Die Zwanzigjährige, die sich den Beruf wegen des Handwerklichen ausgesucht hatte, feilte Quadrate und Würfel wie alle anderen. Irgendwann wird das langweilig, wenn man es besonders gut kann. Chef und Auszubildende machten sich Gedanken, wie die Fähigkeiten der jungen Frau zum beiderseitigen Nutzen einzusetzen seien.
Zunächst einmal recherchierte Danika Behr im Internet die Geschichte der Brille. Leider sind die ausgezeichneten Bücher von Dr. Emil-Heinz Schmitz ‚Handbuch zur Geschichte der Optik’, die DER AUGENOPTIKER über Jahre in Folge abgedruckt hat, nicht so weit verbreitet und auch im Internet nicht ohne weiteres zu finden. Umso höher ist zu schätzen, dass Danika Behr trotzdem fündig wurde. Was sie zusammengestellt hat, finden Sie im Kasten nebenan. Auch Bilder und Zeichnungen fand sie. Sie konzentrierte sich auf die Zeit des Grafen Engelbert II, der 1225 ermordet wurde und der letzte der altbergischen Linie war. Was trug man zu dieser Zeit, wenn man nicht mehr gut sehen konnte. Welche Materialien waren es. Ob der Graf von Berg damals schon Augengläser kannte, ist nicht überliefert. Aber es gab sie zumindest und Danika Behr wusste auch, wie sie aussahen.
Büffelhorn und Holz sind Materialien, die auch im 13. Jahrhundert verwendet wurden und Büffelhorn und Holz werden auch in Frank Berghoffs eigenem Betrieb genutzt. Er ist bekannt für seine ‚Eigenbauten’. Diesmal machte sich Danika, der Lehrling im ersten Ausbildungsjahr, an ‚Eigenbauten’. Sie arbeitete die Brillen nach, übte dabei wie selbstverständlich auch Feilen.
Fünf ‚gräfliche Brillen‘
Inzwischen hat sie fünf Brillen gefertigt mit Materialien, die auch in der Zeit des Grafen Engelbert zu bekommen waren. Sogar Kördelchen drehte sie selbst. Mal ehrlich, wissen Sie noch, wie man eine Kordel dreht? Wozu das Ganze? Es sollte ja ein Nutzen für Auszubildende und Chef sein. Da kommt jetzt der Kontakt des Chefs zu Dr. Stefan Geppert (dem Schlossherrn auf Schloss Burg) zum Tragen. Die Modelle werden ihm als Dauerleihgabe für eine Brillenausstellung zur Verfügung gestellt. Besucher des Schlosses sollen die Möglichkeit haben, die Fassungen in die Hand zu nehmen, vor die Augen zu setzen und ein Gefühl für die Zeit zu bekommen. Drei Fliegen mit einer Klappe: Museumsleiter glücklich über eine Dauer-Ausstellung, Frank Berghoff in aller Munde, gut informierte Auszubildende im Fernsehen (das sich auch für die Idee erwärmte). So einfach kommt man zum Titel ‚Hoflieferant’. Haben Sie nicht auch ein Schloss in Ihrer Nähe? Vielleicht wartet man dort nur auf eine solche Idee.
Ulla Schmidt
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