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23. Jahreskongress der IVBV

Pro und Contra Prismen
23. Jahreskongress der IVBV

Vom 7. bis 9. Mai 2010 fand der diesjährige IVBV-Jahreskongress in München statt. Mit knapp 200 Kongressbesuchern und 180 gebuchten Seminarplätzen war die Beteiligung am Kongress zwar etwas unter den Erwartungen der IVBV geblieben, dafür konnten sich die Besucher aber auf ein hochkarätiges Programm freuen. Das wissenschaftliche Programm bot acht Vorträge, eine Podiumsdiskussion und 15 Seminare.

Seminare
Am Freitagmittag begannen im Mariott-Hotel die Seminare. Neben Seminarangeboten wie zum Beispiel von Georg Stollenwerk: „Praxis der MKH für erfahrene Anwender“ oder von Dr. Fritz Gorzny: „Langjährige augenärztliche Erfahrungen mit effizienter Anwendung der MKH“ wurde auch über den Tellerrand geschaut. Hierzu konnten die Besucher zwischen Seminaren wie „Vom Krabbeln zum optimalen Binokularsehen – Kooperation zwischen Ergotherapeut und MKH-Anwender“ von Winfried Scholtz oder „Neurologisch bedingte Sehstörungen und optometrisches Management“ von Esther Goeltzer wählen. Am Abend fand die Generalversammlung der IVBV-Mitglieder statt. Die IVBV hat zur Zeit 802 Mitglieder.

Eröffnung
Georg Stollenwerk, Präsident der IVBV, eröffnete am Samstag den Kongress. Die diesjährigen Kongressteilnehmer stammten aus fünf Nationen. Rund 40% der Teilnehmer waren Nichtmitglieder, gut davon 17% Studenten. Stollenwerk ging in seiner Rede auf die neue DIN EN ISO 21987 ein. Hierin werden auch die prismatischen Abweichungen für Brillen festgelegt. Damit wurde die fast 50 Jahre alte RAL-RG 915 abgelöst. Aus der neuen DIN ergeben sich haarsträubende Toleranzwerte. Auszugsweise schilderte Stollenwerk die neuen Toleranzen: Bei einem refraktiven Wert von 1,0 dpt. und einem Prisma von 1cm/m darf nach der neuen Regelung ein prismatischer Horizontalfehler von 0,67cm/m vorliegen. Beträgt der refraktive Wert 1,5 dpt. und das Prisma 2,25cm/m dürfen wir künftig einen Fehler von 1 cm/m horizontal und 0,75cm/m vertikal machen.
Die IVBV hat bereits gegenüber dem ZVA gefordert, an der alten RAL festzuhalten.
Vorträge
Die Vorträge am Samstag wurden hochkarätig von Prof. Dr. Georg Kerkhoff begonnen. Mit seinem Thema: „Neurovisuelle Störungen; Grundlagen und evidenzbasierte Therapie“ ging er auf zerebral bedingte Sehstörungen und Augenbewegungsstörungen ein. Ursula Hohl-Brunner referierte über das Thema „Augendominanz beim Lernen“. Präsident Georg Stollenwerk plädierte für eine Überprüfung des binokularen Status mit dem Kreuztest in der Nähe, bevor man die Korrektion in der Ferne beginne. Dr. med. Fritz Gorzny berichtete mit beeindruckenden Bildern, wie sich die Korrektion nach MKH auf den Habitus auswirken kann. (Lesen Sie hierzu ausführlich seinen Artikel zum Thema in dieser Ausgabe!).
Jürgen Eichinger und Rafal Szcepanski berichteten über die gute Kooperation verschiedener Berufsgruppen im Sinne der Kunden. Mit dem Thema: „Wechselseitige Einflüsse zwischen osteopathischer Behandlung und Messergebnissen mittels vollständiger MKH“. Lesen Sie dazu in der nächsten Ausgabe den ausführlichen Beitrag über dieses interessante Thema.
Podiumsdiskussionsrunde “Primenbrillen: Schaden oder Nutzen?“
Nach dem geselligen Abend am Samstag war die Spannung vor der großen Diskussion am Sonntag groß. Hatte man doch mit 8 bunt gemischten Diskussionsteilnehmern eine interdisziplinäre Gruppe geschaffen. Teilgenommen haben: Jan Dominiczak, Grundschullehrer, Dr. med. Fritz Gorzny, Augenarzt, Christine Hetz, Ergotherapeutin, Ludwig Krinner, Augenoptiker, Prof. Dr. Hermann Mühlendyck, Augenarzt, Prof. Dr. Walter Rüßmann, Augenarzt, Volkhard Schroth, Augenoptiker und Georg Stollenwerk, Augenoptiker.
Pro Prismenbrille
Prof. Krüger führte souverän die Moderation der Teilnehmer. Jeder Teilnehmer gab zuerst ein kurzes Statement ab, welche eigentlich alle pro Prismenbrille ausfielen. Lediglich Aussagen über Schäden durch nicht korrekt bestimmte Prismen kamen von Prof. Rüßmann und Prof. Mühlendyck. Sie sähen auch nicht die Notwendigkeit, Prismen zu geben. Bei der konkreten Nachfrage nach den Schäden erwähnte Prof. Rüßmann die mögliche Entwicklung einer Pseudo-Heterophorie und Prof. Mühlendyck plädierte für eine augenärztliche Untersuchung im Vorfeld, damit Erkrankungen ausgeschlossen werden könnten. Dr. Gorzny berichtete aus seiner Erfahrung, dass oftmals langjährige ungeklärte medizinische oder ophthalmologische Vorgeschichten vorlägen, wobei aus seiner Sicht oft in der Folge sich die MKH-Messung und Korrektion als effektive Problemlösung erwiesen habe.
Wechselhafte Leistungsbereitschaft
Jan Dominiczak konnte den Teilnehmern seine jahrelangen Erfahrungen mit Kindern schildern. So würde er täglich mit dem Thema „Legasthenie“ konfrontiert. Vor allem erwähnte er, dass es nicht nur um Beschwerdebilder wie Lese- Rechtschreib- und Rechenprobleme, sowie um Kopfschmerzen gehe. Viel gravierender seien die daraus resultierenden Probleme, wie gestörte oder wechselhafte Leistungsbereitschaft der Kinder und deren Auswirkungen wiederum auf das Sozialverhalten. Wahrnehmungsprobleme seien oft ursächlich und daher helfe nur eine vollständige optometrische Korrektion, um diesen Kindern erfolgreiches Lernen zu ermöglichen. Eigentlich habe jeder Schüler das Anrecht auf gutes Sehen! Leider werde die Pädagogik aber immer noch von veralteten Vorstellungen der Ophthalmologie dominiert.
Studien zur MKH
Zum wiederholten Male wurden von Prof. Rüßmann und Prof. Mühlendyck die fehlenden wissenschaftlichen Studien angeführt. Aus eigenen Erfahrungen berichtete Dr. Gorzny, dass gerade die Ophthalmologen wiederholt solche angestrebten Studien torpediert und somit verhindert hätten. So zum Beispiel auch die 2005 in Baden-Württemberg geplante Studie zu WF im Transferzentrum Ulm. Einerseits würden Studien von den Gegnern eingefordert, andererseits von diesen gezielt verhindert.
Fragliche Argumente
Leider blieben einige Bemerkungen der Herren Dr. Rüßmann und Dr. Mühlendyck ohne großen Einspruch. So wurde von ihnen als Argument gegen Prismen ein Jäger angeführt, der mit seiner Primenbrille das Ziel nicht mehr genau traf. (Es stellt sich wirklich die Frage, ob ein Jäger, der doch meist mit seinem Führungsauge (einäugig) zielt, welches sicher nicht mit einer Disparation behaftet ist, unter monokularen Bedingungen überhaupt prismatische Einflüsse hat. Anm. der Redaktion). Auch von einem Soldaten berichteten sie, der ebenfalls wegen einer prismatischen Korrektion daneben schoss.
Dominiczak bemerkte dazu: „Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass prismatische Korrektionen nur deshalb abgelehnt wurden oder werden und damit Hunderttausenden von Schülern die Hilfe verweigert wird, nur weil ein Jäger oder ein Soldat sein Ziel nicht getroffen hat!“
Der nächste Jahreskongress der IVBV wird vom 20. bis 22. Mai 2011 wieder in Lahnstein stattfinden.
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