Startseite » News » Betrieb »

Auf der Suche nach der individuellen E-Lupe

Low Vision
Auf der Suche nach der individuellen E-Lupe

Sie sind nicht etwa nur „in Mode gekommen“, sie sind echte Helfer zur Bewältigung des Sehbehindertenalltags geworden, stellen ein eigenes Segment im Bereich der Low-Vision-Hilfsmittel dar.

Die Bedarfsabklärung umfasst eine gründliche Anamnese, Erfassung der Bedürfnisse, Bestandsaufnahme der bisherigen Hilfsmittel. Die Beratung der Betroffenen erfolgt immer unter Berücksichtigung der persönlichen Bedürfnisse und im Vergleich mit anderen Optionen.

Die die oft notwendige brillenoptische Unterstützung der Fokussierung auf das Lupendisplay ist ein wichtiges Argument dafür, dass die Versorgung Sehbehinderter mit elektronischen Hilfsmitteln in die Hand des spezialisierten Low-Vision-Augenoptikers gehören sollte.
Inzwischen bieten die großen Hilfsmittel-Hersteller wie Baum, Optelec, Reinecker, Schweizer usw. jeweils mehrere Gerätevarianten unterschiedlicher Bauart und Anwendungsmöglichkeit an, so dass es selbst für Spezialisten schwierig wird, die richtige Auswahl für eine optimale Versorgung zu treffen.
Im Folgenden sei auf Grundlage der Erfahrungen aus einer gut frequentierten optometrischen Low-Vision-Praxis ein Leitfaden für die Bedarfsabklärung und optimale Versorgung mit E-Lupen am Beispiel der Produkte von Optelec versucht.
Zur Kompetenz von Optelec
Bereits 1975 wurde in Holland die durch Frans Tieman die F. J. Tieman B.V. gegründet und das erste Bildschirmlesegerät auf den Markt gebracht. 1985 folgte die Markteinführung des ersten Braillemoduls, dem zahlreiche Neuerungen in Blindenschrifttechnik folgten.
  • 1989 wurde in Deutschland die Tieman GmbH gegründet und weltweit mehrere Optelc Unternehmen übernommen. Im Jahr 2005 änderte Tieman weltweit den Namen in Optelec, 2009 auch in Deutschland.
  • 2005 kamen auch die wegweisenden Konzepte für Bildschirmlesegeräte ClearView+ (Einknopfbedienung) und ClearNote+ (mit schwenkbarer Kamera) auf den Markt.
  • 2007 wurde die elektronische Handlupe Compact+ eingeführt und bekam eine bedeutende Auszeichnung, den britischen Independent Living Design Award.
Fünf E-Lupen zur Auswahl
Bei Optelec sind derzeit fünf E-Lupen mit verschiedenen Leistungsparametern und Gebrauchseigenschaften lieferbar – von der kleinen E-Lupe im Pocket-Format bis zur 7“Lupe, die schon als mobiles Bildschirmlesegerät anerkannt wird.
Compact mini – kleinste elektronische Leselupe am Markt
Die Compact mini im edlen blau und grauen Look besticht durch ihre kleinen Abmessungen 9,0 x 7,0 x 1,7 cm (L x B x H) sowie ihr geringes Gewicht von 134 Gramm und findet in jeder Hand-, Hosen- oder Jackentasche Platz. Sie ist damit ein guter Begleiter auf Reisen, beim Einkauf oder am Arbeitsplatz. Die Laufzeit des Lithium-Ionen-Akkus reicht für ca. 3,5 Stunden mobilen Gebrauch.
Besonders komfortabel ist die Bedienung über das Multifunktionsrad, das durch Drehen die Vergrößerung von 2– bis 11-fach wechseln und durch Drücken den Kontrast verändern kann. Die Darstellungsmodi sind Echtfarbe, schwarz/weiß, weiß/schwarz, gelb/blau und gelb/schwarz.
Die Handlichkeit der Compact mini schränkt andererseits ihre Funktionalität ein. Das 3,5 Zoll kleine Farbdisplay eignet sich schon bei mittlerer Vergrößerungseinstellung nur zur Wiedergabe von Einzelinformationen wie Preise, Verfallsdaten, Telefonnummern usw, die allerdings mit der Schnappschussfunktion festgehalten und nachträglich vergrößert werden können.
Das Taschenformat dieses sonst sehr komfortablen Gerätes ist zum sinnerfassenden Lesen zusammenhängender Texte weniger geeignet.
Compact+ der Klassiker
Mit der Compact+ hat Optelec vor sieben Jahren schon Pionierarbeit geleistet. Mit Abmessungen von 13,5 x 7,6 x 3,0 cm und 300 Gramm Gewicht kann man diese E-Lupe überall mitnehmen und durch den Lithium-Ionen-Akku 3,5 Stunden netzunabhängig betreiben.
Das 4,3 Zoll Farbdisplay mit den Vergrößerungsstufen 5-, 7– und 10-fach in den Modi Echtfarbe, schwarz/weiß, weiß/schwarz, gelb/blau und gelb/schwarz kann man schon als behindertengerecht bezeichnen. Sinnerfassendes Lesen muss auch in diesem Format erst geübt werden, ist aber oft möglich. Die Compact+ kann in ihrer Dreifachfunktion sowohl als Stiellupe, als Aufsetz-Leselupe und als schräg gestellte Schreiblupe verwendet werden. Der ausklappbare Lupenstiel ist zwar etwas dünn geraten, in seiner Metallausführung aber deutlich stabiler als der bequemer anzufassende, aber zerbrechlichere Plastikstiel des Konkurrenzproduktes eMag43 von Schweizer.
Klappt man den Stiel der Compact+ ein, so kann man das Gerät auf den Lesetext auflegen und nach Wahl von Vergrößerung und Modus in üblicher Weise über die Zeilen schieben.
Klappt man den kleinen Schreibständer aus und verschiebt die Kamera zum Rand hin, kann man das Gerät schräg aufstellen und recht bequem Unterschriften am rechten Ort platzieren oder Kreuzworträtsel lösen. Einen Brief auf diese Weise zu schreiben, würde allerdings außergewöhnliche Geschicklichkeit erfordern.
Compact 4 HD – die Ergonomische
Die hoch auflösenden (HD) Lupen liefern nicht nur eine bessere Bildschärfe, sondern einen deutlich wahrnehmbaren, höheren Kontrast.
Als erste HD-Lupe in der Optelec-Produktlinie wurde die Compact 4 HD zweiteilig konzipiert. Der flache Kamerateil mit 4,3 Zoll TFT-Breitbild-Display hat etwa die gleichen Abmessungen wie die Vorgängerlupe Compact+, ist aber leichter und eignet sich auch ohne Handgriff als mobiles Hilfsmittel für unterwegs und zum Einkauf.
Dabei beeindruckt das Kamerabild durch seine hohe Auflösung von 480 x 270 Pixel, Helligkeit von 500 cd/m² und Kontrast von 800:1. Diese Abbildungseigenschaften wirken als höherer Input auf die reduzierte visuelle Wahrnehmungsfähigkeit bei vielen Sehbehinderten.
Der Autofocus reicht bis zu 1 m Leseabstand – ein Vorteil zum Beispiel beim Fahrplanlesen und beim Einkauf.
Einschließlich der üblichen Darstellungsmodi der Vorgängermodelle gibt es jetzt bis 16 kontrastreiche Farbkombinationen – für jeden etwas, aber für die meisten Anwender zu viel.
Obwohl die HD-Lupe deutlich heller leuchtet, ist bis 3 Stunden netzunabhängiger Betrieb durch den Lithium-Ionen-Akku möglich. Durch Aufsetzen auf den Standfuß wird aus der flachen Handlupe eine etwa 5 cm höhere Schrägeinblick-Leselupe mit ca. 23° Leseneigung. Der Standfuß hat abgerundete Gleitkanten und ist bequem über die Lesevorlage zu schieben. Die Vergrößerung ist 1,7 bis 12-fach. Bei der Vergrößerung kommt es nicht nur auf den Maximalwert an, der selten eingestellt wird. Manche Sehbehinderten möchten auch die geringeren Vergrößerungen nutzen, um einen breiteren Bildausschnitt zu erreichen, was dem Überblick und der Sinnerfassung dient. Wenn man dann die notwendiger kleinere Schrift durch eine Überaddition oder Lupenbrille wieder vergrößert, kann man bei verkürzter Betrachtungsentfernung auch unter mobilen Bedingungen Sehwinkelvergrößerungen wie an einem stationären Bildschirmlesegerät erzielen.
Compact 5 HD – die E-Lupe mit Fernfunktion
Mit größerem 5 Zoll Display, flacher Bauweise (2,3 cm hoch, 294 g Gewicht), 8 Megapixel HD-Kamera und Autofocus von mehreren Metern Reichweite ist die Compact 5 HD sowohl ein idealer Reisebegleiter als auch ein ergonomisch gestaltetes Lesegerät. Durch ein leichtes Verschieben des Oberteils gegen den Unterteil springt das Display auf und stellt sich in eine Leseneigung von 23°. In dieser Stellung lässt sich das Gerät leicht über die Lesevorlage schieben.
Die spezielle patentierte indirekte Beleuchtung verhindert Reflexbildung bei Hochglanzpapier, Verpackungen, Dosen, Telefontastaturen oder beim Ablesen Handy-Displays oder Navigationssystemen. Die Vergrößerung ist stufenlos zwischen 1,5– und 18-fach wählbar.
Die hohe Leistung hat eine etwas geringere Akku-Laufzeit von 2 bis 3 Stunden zur Folge, dann kann das Gerät am Netz weiter betrieben werden.
Compact 7 HD – das mobile Bildschirmlesegerät
Compact 7 HD wird gern als eine revolutionäre Weiterentwicklung im Bereich der elektronischen Handlupen bezeichnet. Mit 7 Zoll Bildschirm (17,8 cm Bilddiagonale) und den Gehäuseabmessungen von 19,0 x 13,0 x 2,87 cm bei 640g Gewicht ist sie die größte und leistungsfähigste unter den Optelec E-Lupen.
Man kann sie noch überall mitnehmen und hat unterwegs mit 1 m Autofocus-Reichweite einen komfortablen Aktionsradius, sowohl auf dem Bahnhof, an der Haltestelle im Supermarkt oder im Museum.
Zu Hause oder am Reiseziel ist sie ein fast vollwertiges Bildschirmlesegerät, das zudem noch den Vorteil hat, auch im bequemen Sessel, der Couch oder im Bett angewendet zu werden.
Zum Nahsehen am Tisch klappt man das Display in eine Leseneigung aus. Dann kann man die E-Lupe bequem über das Lesegut schieben. Die Display-Größe erfordert weniger Verschiebung entlang der Textzeilen – die Orientierung und Sinnerfassung ist dadurch erleichtert.
Die Schrägstellung ermöglicht es, Unterschriften zu leisten oder Formulare auszufüllen. Zum Schreiben von Mitteilungen und Briefen wäre ein Schreibständer empfehlenswert der nicht im Lieferumfang vorgesehen ist.
Trotz des großen Displays ist mit Hilfe eines Stromsparmodus eine Akku-Laufzeit von 4,5 Stunden möglich.
Wegen ihrer herausragenden Eigenschaften zum Lesen wird die Compact 7HD-Lupe auch von den meisten Krankenkassen als alternative Lösung zum Bildschirmlesegerät anerkannt.
Allerdings sollten die besonderen Anforderungen wie geringer Sehfeldbedarf z.B. bei RP, habituelle Probleme beim aufrechten Sitzen vor einem herkömmlichen Bildschirmlesegerät, Notwendigkeit im Liegen lesen zu müssen oder fehlendes Platzangebot in Pflegeeinrichtungen im Kostenvoranschlag erwähnt werden.
Abrechnungstechnisch bieten Optelec-Geräte den Vorteil, dass sie bei allen Krankenkassen bekannt und anerkannt sind und problemlos erstattet werden, sofern die Indikationen erfüllt sind.
Ulrich Maxam
Aktuelles Heft


ao-info-Service

Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der ao-info-Service? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:













Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum ao-info-Service freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des ao-info-Service.
AGB
datenschutz-online@konradin.de