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TOP oder FLOP?

Internethandel, Teil 2 - Schluss
TOP oder FLOP?

TOP oder FLOP?
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Netzoptiker
Aus der Veröffentlichung der Neueintragung am 14.05.2008 im Unternehmensregister lässt sich entnehmen, dass der Gegenstand des Unternehmens der Verkauf und Vertrieb von Brillen, Brillengläsern, Kontaktlinsen und Sportbrillen jeder Art, sowie Kosmetik über das Internetportal www.netzoptik.de und in einem in Limburg ansässiges Optikgeschäft, einschließlich der damit verbundenen Beratungsleistungen, ist. Anschließend erfolgen zahlreiche Veränderungsmeldungen, in denen insbesondere die Erhöhung des Stammkapitals ausgewiesen wird. Bilanzveröffentlichungen liegen bis zum 31.12.2011 im Unternehmensregister vor.

Die Daten der Tabellen 3 und 4 machen deutlich, dass Netzoptiker von der Finanzierungsstruktur einen vergleichbaren Weg wie Mister Spex geht. Business Engel und Risikokapitalgeber sind wesentliche Komponenten, die die wirtschaftliche Entwicklung bestimmen. Wie bei Mister Spex, ist offensichtlich auch bei Netzoptiker ein „langer Atem“ notwendig, um in die wirtschaftliche Gewinnzone zu gelangen.
Lenscare AG/ 4 CARE GmbH
Für dieses Unternehmen liegt – im Vergleich zu den bisher betrachteten Unternehmen – ein zeitlich relativ langer Beobachtungszeitraum vor.
  • 1995 erfolgte die Gründung in Hamburg unter dem Namen ‚Lens-Care Kontaktlinsen-Pflegemittel Versand GmbH, siehe Abbildung 5.
  • 1997 wurde der Hauptsitz nach Kiel verlegt und es erfolgte eine erste Umbenennung in Lenscare Kontaktlinsen-Versand GmbH. 1999 wurde aus der GmbH dann eine Aktiengesellschaft und im Jahre 2000 begann der Verkauf von Lanscare-Produkten in Apotheken. Im Folgejahr die nächste Umfirmierung zur Lenscare AG und Einführung der Produktmarke Acumed mit Verkauf im Lebensmittelhandel, Drogeriemärkten und Warenhäusern als so genannter ‚First Mover to Market‘. 2007 schließlich wurde das Acumed-Produktportfolio um Sonnenbrille und Lesehilfen erweitert. Die dritte Umfirmierung erfolgte in 2008 zur 4 CARE AG und die Umbenennung des Online-Portals in „Lensbest“ sowie die Etablierung des Namens Lenscare als ausschließliche Produktmarke. 2009 begann der Vertrieb von Lanscare-Produkten über den so genannten „Optik-Fachhandel“ in der Form von „Lenscare-Markenpartnerschaften“ und damit der Aufbau eines Multichannel-Konzeptes.
Ab 2010 erfolgte die Erweiterung des Lensbest-Produktionsportfolios um Korrektionsbrillen und Sonnenbrillen verschiedener Markenahmen. Schließlich übernahmen Bernd Behrens und Marco Siegmund zum Ende des ersten Halbjahres 2012 die 4 CARE AG in der Form eines Managements-Buy-Out zu 100 Prozent. Im Zuge dieser Übernahme wurde die AG in eine GmbH überführt. Wie der zuvor dargestellten Unternehmenschronik zu entnehmen ist, weist dieses Unternehmen einen Entwicklungsprozess aus, der bei den anderen Betrachteten Startups nur in Ansätzen, wenn überhaupt, zu beobachten ist.
Um nachfolgend die wirtschaftliche Entwicklung aufzeigen zu können, wird auf die Differenzierung der verschiedenen Unternehmensfirmierungen im Zeitablauf, verzichtet.
Bei der Betrachtung der Daten ist weiterhin zu berücksichtigen, dass es zeitweilig unterschiedliche Beteiligungsbesitze gibt/gab, wobei diese jedoch in den frei zugänglichen Informationsquellen nicht spezifiziert aufgezeigt werden.
Wie breit die Unternehmensangebote gefächert sind, mag die Auflistung einer Veränderungsmeldung aus dem Unternehmensregister hinsichtlich des Namenswechsels von der Lenscare AG zur 4Care AG deutlich machen:
„Gegenstand: Der Handel mit, der Vertrieb und die Produktion sowie der Im- und Export von Kontaktlinsen-Pflegemittel, Kontaktlinsen, Sonnenbrillen, Lesehilfen, optischen Apparaten und Instrumenten sowie Wasch-, Putz- und Desinfektionsmitteln; ferner der Versandhandel mit den vorstehenden Produkten, einschließlich aller Formen des e-commerce sowie die Bereitstellung von Dienstleistungen an Dritte, die dem Vertrieb der unternehmenseigenen Produkte nach vorstehendem Absatz wie auch dem Vertrieb von fremden Produkten und Sortimenten dient. Die Gesellschaft ist zu allen Geschäften und Maßnahmen berechtigt, die dem Gegenstand des Unternehmens dienen. Sie darf zu diesem Zweck auch andere Unternehmen im In- und Ausland gründen, vertreten, erwerben oder sich an diesen beteiligen und deren Geschäftsführung übernehmen sowie Unternehmensverträge abschließen. Die Gesellschaft darf ferner Zweitniederlassungen errichten. Die Gesellschaft ist berechtigt, als reine Holdinggesellschaft tätig zu werden.“ (Quelle: Unternehmensregister)
Im Vergleich zu den bisher betrachteten Startups zeigt sich eine andere Finanzierungsstruktur, da offensichtlich, soweit es die Analyse der vorliegenden Daten zulässt, keine Risikokapitalgeber Kapital in kürzeren Schüben in das Unternehmen pumpen. Die wirtschaftliche Entwicklung erfolgt offenbar aus dem Unternehmen heraus, insbesondere, wenn man berücksichtigt, wie sich die Angebotspalette in den Jahren erweitert und geändert hat – dies auch im Zusammenhang mit den gewählten Formen des Vertriebs. Leider liegen nur aussagekräftige Daten bis einschließlich 2009 vor, so dass die aktuelle Entwicklung – insbesondere im Hinblick auf den Wechsel der Gesellschaftsform und der Geschäftsführung – nicht betrachtet werden kann.
Brille24 GmbH
Bei der Brille24 GmbH und den Nachfolgeunternehmen/Neugründungen ist hinsichtlich der Analyse der wirtschaftlichen Daten durch die Inanspruchnahme des Unternehmenregisters eine Grenze erreicht, an der eine wirklich genaue Datenanaylse nur noch sehr schwer möglich ist. Hier wären sicherlich weiterreichende Daten und Informationen sehr hilfreich – doch stehen Sie nicht zur Verfügung. Insbesondere trifft dies auf die Verflechtungen der einzelnen Unternehmen im Zeitverlauf zu.
Im Rahmen dieser Untersuchung – die lediglich Trends aufdecken und Tendenzaussagen macht will – sind die nachfolgenden Daten und die daraus resultierenden Interpretationen aber wohl noch vertretbar.
Der Neueintrag erfolgt, auf der Basis der Beschlüsse der Gesellschafterversammlung vom 08.11.2007, am 10.01.2008. Gegenstand des Unternehmens, so ist es dem Unternehmensregister zu entnehmen sind die Serviceleistungen im Bereich des Marketings, Managements und des Vertriebs, sowie der Vertrieb von Sehhilfen und entsprechenden Zubehörs. Kurze Zeit später tritt Mathias Hunecke als Geschäftsführer in das Unternehmen ein, siehe Abbildungen 6 und 7.
Die Gesellschafterversammlung beschließt dann am 09.02.2009 die Änderung in die Firma Tejado GmbH, siehe Abbildung 8.
Weiter erfolgt im Jahre 2008 die Neugründung der Vendita-Consult GmbH. Gegenstand dieser Unternehmung ist die Beratung und Unterstützung vertriebsorientierter Unternehmen mit dem Schwerpunkt Online-Handel für die Bereiche Absatzförderung, Vertriebsstrukturierung, Kundengewinnung, Kundenbindung, Bussinesdevelopment.
Eine Veränderungsmeldung im Unternehmensregister hinsichtlich der Vendita-Consult GmbH (30.06.2009) weist darauf hin, dass die Änderung in die Firm Brille 24 GmbH erfolgt und die Gesellschaft die Firma der vormals unter der Firma Brille24 GmbH und nunmehr unter der Firma Tejado GmbH eingetragene Gesellschaft weiter fortsetzt.
In 2013 wird die Firma Brille24 GmbH in die Firma Brille24 Contact Lenses GmbH geändert.
Eine weitere Veränderungsmeldung im Unternehmensregister erfolgt am 25.06.2013 hinsichtlich der Brille24 GmbH und weist auf nachfolgenden Sachverhalt hin: Die Gesellschaft hat nach Maßgabe des Spaltungs- und Übernahmevertrages vom 06.06.2013 und der Gesellschafterversammlung des übertragenden Rechtsträgers vom 06.06.2013 Teile des Vermögen der Tejado GmbH als Gesamtheit im Wege der Umwandlung durch Abspaltung übernommen. Die Abspaltung wird erst wirksam mit Eintragung auf dem Registerblatt des übertragenden Rechtsträgers. Dies erfolgte dann am 25.06.2013.
Eine Veränderungsmeldung vom 03.07.2013 im Zusammenhang mit des am 06.06.3013 erfolgten Spaltungs- und Übernahmevertrages hinsichtlich der Brille24 Dienstleistung GmbH führt aus, dass die Brille24 GmbH einen Teil ihres Vermögens als Gesamtheit im Wege der Umwandlung durch Ausgliederung auf die Brille Dienstleistung GmbH als übernehmender Rechtsträger überträgt.
Die Neugründung der Brill24 Dienstleistung GmbH wird am 31.05.2013 im Unternehmensregister ausgewiesen. Gegenstand des Unternehmens ist die Einbringung von Dienstleistungen im Bereich des Online-Handels, insbesondere des Online-Handels mit Brillen mit Sehstärken.
Weiterhin wird als Neueintrag am 08.04.2011 die Brillen24 Handel GmbH aufgeführt, deren Gegenstand der Import, Export sowie der inländische Handel mit fertigen optischen Produkten, insbesondere hochwertigen Brillen, ausgenommen sind handwerkliche Tätigkeiten.
Wie dem Internetportal „Gründerszene“ zu entnehmen ist, steigt Mitte des Jahres 2011 b-to-v Partner AG bei Brille24 ein. Gemeinsam mit CFP & Founders Investment soll das Wachstum und die Internationalisierung von Brille24 vorangetrieben werden. Zuvor hatte bereits Corporate Finance Partners & Founders Investments (CFP) drei Millionen Euro investiert.
Im Jahre 2012 investiert Time Equity Partners aus Frankreich zwölf Millionen Euro, wovon sieben Millionen Euro direkt bereitgestellt werden.
Mathias Hunecke finanzierte das Unternehmen lange Zeit selbst und hielt bis zu 85 Prozent der Anteile. Durch die finanziellen Engagements haben sich sein Anteile reduziert, doch soll er weiterhin Hauptanteilseigner sein.
International werden – neben Deutschland – noch die Länder Niederlande, Belgien, Frankreich, Portugal und Spanien abgedeckt.
Die Tabellen 6 und 7 – die sich auf Daten bezieht, die der Brille24 GmbH zugeordnet sind – macht deutlich, dass die wirtschaftliche Entwicklung, wie auch bei den anderen bereits betrachteten Unternehmen, sehr viel Kapital benötigt und die Zuführung von zusätzlichem Kapital erforderlich macht. Zur weiteren Information wurde auch die bilanzielle Entwicklung der Tejado GmbH beigefügt.
Brillen-butler GmbH
Wie man der Neueintragung im Unternehmensregister vom 13.08.2010 entnehmen kann, ist Gegenstand des Unternehmens der nicht erlaubnispflichtige Betrieb und Vertrieb von nationalen und internationalen internet-basierten Handels- und Vertriebsplattformen für den Handel mit Brillen und anderen Produkten sowie die Erbringung von Dienstleistungen, die damit im Zusammenhang stehen.
Brillen-butler geht, wie der Homepage zu entnehmen ist von Anfang an von einem Multichannel-System aus, in dem sowohl über Internet, wie auch kooperierende Augenoptiker, Brillen bezogen werden können. Konkret heißt dies, dass der Kunde die komplette Brille online bei einem Kooperationspartner kaufen kann, bzw. wenn weitere Dienstleitungen notwendig sind, der Augenoptikerbetrieb auch direkt aufgesucht werden kann. Nach Angaben von brillen-butler sollen über 700 Optiker dieses System anwenden. Wesentlich ist, dass auf der Homepage mehrfach auf die Vorzüge des Kaufs einer Brille bei „einem echten Optiker mit Ladengeschäft“ hingewiesen wird.
Wie stellt sich nun die bilanzielle Entwicklung dieser Vermittlungs- und Vertriebsform da? Im Unternehmensregister liegen zurzeit Bilanzen bis einschließlich 31.12.2012 vor, siehe Abbildung 9.
Wie man den Daten entnehmen kann, handelt es sich im Vergleich zu den anderen betrachteten Unternehmen um ein eher kleineres Unternehmen. Die Datenschwankungen sind aber so erheblich im Zeitverlauf, dass eine Entwicklungstendenz ob „TOP oder FLOP“ noch nicht zu erkennen ist.
Fazit
Internethandel – TOP oder FLOP? So war die Ausgangsfrage dieses Beitrags. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht, zu viele Unwägbarkeiten existieren noch. Dies insbesondere, da die Unternehmen zumeist erst wenige Jahre auf dem Markt aktiv sind. Tendenzen? Sicher ! Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung der in die Analyse einbezogenen Startups, so ist in absehbarer Zukunft wohl nicht mit profitablen Ergebnissen zu rechen. Abhängig ist die Entwicklung auch von der „Geduld“ sowie der „weiteren Zahlungsbereitschaft“ der Risikokapitalgeber. Was, wenn der Erfolg nicht in Sicht und andere lukrative Investitionsmöglichkeiten sich bieten. Auf der Internet-Homepage von gruenderszene.de gibt es als Unterpunkt der Datenbank einen alles sagenden Klick: „Friedhof“.
Was deutlich in der wirtschaftlichen Betrachtung wurde ist, dass siebenstellige Euro-Beträge bereitgestellt wurden und ggf. auch noch bereitgestellt werden. Ein „billiges“ oder sagen wir „preiswertes“ Unterfangen ist die Gründung und der Betrieb eines Startup-Unternehmens im Bereich der Augenoptik sicherlich nicht. Dies vielleicht auch zur Warnung an die Interessenten, die glauben, ein solches System schnell und mit vergleichsweise geringer finanzieller Ausstattung auf dem Markt installieren zu können.
Doch es ist nicht allein die wirtschaftliche Komponente, die Vorsicht – oder sollte man lieber Weitsicht sagen – anraten lässt. Die juristischen Auseinandersetzungen werden sich sicherlich noch Jahre hinziehen und bekanntermaßen ist man „auf hoher See und vor Gericht gottbefohlen“.
Aber auch die Erfassung der notwendigen Parameter und – vielleicht – auch die Ansprüche der Kunden, können Einfluss auf die weitere Entwicklung nehmen.
Sie denken – zu kritisch für die heutige Zeit? Denken wir noch einmal an den „Neuen Markt“. Bedenkenträger wurden in eine Ecke gedrängt, die Unternehmensentwicklungen der damaligen Startups kannten keine Grenzen, zumindest in den Bussenes-Plänen. Und dann kam der tiefe Fall. Ohne Risiken gibt es keine Entwicklung, aber Augenmaß und Realitätssinn sollten mit in die Planungen einfließen.
Dr. Rolf Guddorf,
Frankfurt am Main
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