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Spitzentechnik aus dem Osten

Regsonn
Spitzentechnik aus dem Osten

Im polnischen Bielawa nahe der tschechischen Grenze steht die Fabrik von Waclaw Szwaczka. In seinem Unternehmen mit dem Namen „Liw Lewant“ produzieren rund 300 Mitarbeiter jährlich etwa eine Million Brillenfassungen. Beliefert wurde bis vor kurzem noch ausschließlich der Osten Europas und Asien. Jetzt versuchen sich die Polen am westeuropäischen Markt mit Brillen, die mit einer weltweit einzigartigen Technologie verdelt werden. In Deutschland gibt es bereits Fassungen dieser Art in der Kollektion von „Regsonn“.

Seit 20 Jahren produziert die Firma Liw Lewant Brillenfassungen. Waclaw Szwaczka erzählt von der Entstehung seines Unternehmens: „Die Idee wurde in den 80er Jahren geboren, als es in Polen für diese Branche praktisch nichts gab. Ein Freund und ich haben mit Zellulose und Plastikbrillen angefangen. Mit einer Tonne Zellulose fing alles an!“

Waclaw Szwaczka war nicht der Einzige, der eine Chance in diesem Markt erkannte. Rund 60 Firmen begannen mit der Produktion von Brillen in Polen. Szwaczka, von Beruf Maschinenschlosser, hatte mit dem Formen- und Werkzeugbau kein Problem. Um sich im Wettbewerb durchzusetzen, setzte er aber schon bald auf ein entscheidendes Argument: Qualität. „Ich habe immer versucht, besser und schneller als die anderen zu sein“, erzählt der rastlose Unternehmer, dessen Alter von 60 Jahren weder zu sehen noch zu spüren ist.
Grenzöffnung als Marktchance
Die Grenzöffnungen und die damit verbundenen Reisemöglichkeiten Anfang der 90er Jahre nutzten nicht nur Autoverkäufer aus dem Westen Deutschlands. Auch Waclaw Szwaczka zögerte nicht, brach Richtung Westen aus und kaufte in Italien genau die Maschinen, die er für die Produktion benötigte. Inzwischen war die Produktion längst um Metallfassungen erweitert worden. Die polnischen Brillenträger lechzten geradezu nach Metallbrillen, wollten die alten planwirtschaftlichen Plastikmodelle nicht mehr auf der Nase tragen.
Liw Lewant produzierte bald Brillen mit Materialkombinationen, orderte exklusive Acetatplatten aus Frankreich oder Italien und übernahm schließlich eine weitere Firma, die die Platten in Bielawa bearbeiten konnte.
Trotzdem: Die Polen stehen nach wie vor auf Metallfassungen und sind bei Formen und Farben eher zurückhaltend. „Aus unserer Sicht sind die deutschen Verbraucher viel mutiger“, sagt der Pole, der mit seiner Ware nach wie vor nicht den deutschen oder einen anderen westlichen Markt bedient, sondern im Osten bleibt.
Der Grund liegt in der Art und Weise des Verkaufs: Alles, was in Bielawa von den rund 300 Mitarbeitern produziert wird, wird an etwa 20 Außendienstler verkauft. Diese wiederum verkaufen die Ware an Augenoptiker weiter. Vereinfacht: Was hergestellt wurde, ist am nächsten Tag schon weg! Immerhin eine Milion Fassungen pro Jahr setzt Liw Lewant auf diese Art ab. Und das bei nahezu null Lagerhaltung und minimalem Umtausch. Was nach paradiesischen Verhältnissen für einen Produzenten klingt, ist nicht nur auf die Bedürfnisse des polnischen Marktes zurückzuführen, sondern auch das Ergebnis harter, akribischer Arbeit. Jede Fassung lässt Waclaw Szwaczka kontrollieren, bevor sie das Haus verlässt. Jede einzelne.
Mode und Technik
Um mit den internationalen Konkurrenten auf dem Heimatmarkt mithalten zu können, hat die Mannschaft um Waclaw Szwaczka in den letzten zwei Jahren über 2000 (!) neue Korrektionsmodelle entwickelt. In der Fabrik ergänzen sich Handarbeit und modernste Technik. Rund 70 Handgriffe sind für jede Fassung norwendig. Andererseits lassen sich bestimmte Materialien ausschließlich mit modernsten Maschinen bearbeiten.
Wie zur Bestätigung seiner Aussagen wird just am Besichtigungstag eine neue Laser-Fräsmaschine aus Deutschland aufgebaut. „Wir sind an der Grenze unserer Kapazität angelangt“, sagt der Chef. Auch deswegen kann (und will) er keine Brillen für den Westen produzieren.
Szwaczkas jüngster Coup führt nun doch zu einer kleinen Ausnahme. Die Kollektion „Regsonn“, gefertigt aus deutschem Chirurgenstahl, wird – wie alle Metallfassungen von Liw Lewant – mit einer besonderen Beschichtung versehen, die sich das Unternehmen vom italienischen Institut Certottica zertifizieren ließ. Die Beschichtung kommt ohne Säuren und Gifte aus – und kommt aus der russischen Militärtechnologie. Die Geschichte, die Waclaw Szwaczka dazu erzählt, ist so unglaublich, dass sie an dieser Stelle nur verkürzt wiedergegeben werden soll. Letztlich hat er die Technologie für einen Spottpreis beim Schnaps an der Theke erworben!
Man könnte daran zweifeln, aber selbst die Weltmarktführer in Sachen Brillenfassungen haben bei Waclaw Szwaczka schon angeklopft und vorbeigeschaut, weil sie’s nicht glauben konnten. Die Beschichtung aus Titangas macht die Brille antiallergen und im Falle der „Regsonn“-Sonnenbrillen trotz der Leichtigkeit praktisch unzerbrechlich.
Marek Stasch baut seit einiger Zeit den internationalen Vertrieb auf und hat mit Gesine Rienäcker eine in der Optik erfahrene Produkt- und Vertriebsmanagerin an seiner Seite. Beide sind vom Erfolg der Kollektion überzeugt, da es zur Zeit „nichts Vergleichbares“ auf dem deutschen Markt gibt.
Theo Mahr
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