Startseite » News » Branche & Köpfe »

Der Tontechniker

Augenoptiker und ihre Hobbys
Der Tontechniker

Ihre Hobbys interessieren uns. Was machen Sie, wenn Ihr berufliches Tagewerk erledigt ist? Haben Sie ein außergewöhnliches Hobby, das Sie Ihren Kollegen vorstellen möchten. Rufen Sie uns an, wir schreiben über Sie und Ihre Lieblingsbeschäftigung. Heute über Adrian Richter, Augenoptiker und Hörgeräteakustiker in Erkrath-Hochdahl.

Seinen Beruf hat er sich aus dem Buch ‚Beruf aktuell’ herausgesucht und fand ihn von Anfang an hochinteressant. Er ging zum Vorstellungsgespräch, sollte dort ein bisschen bröckeln und ein Glas auf dem Keramikstein schleifen – eben beweisen, dass er keine ‚zwei linken Hände’ hätte. Das muss man in Adrian Richters Fall allerdings anders sehen. Er hat zwei linke Hände – er ist Linkshänder. Sein angehender Lehrherr war zufrieden, Richter wurde Augenoptiker. Schon im dritten Lehrjahr ‚schmiss’ er den Laden fast allein, wechselte nach Lehrende noch ein, zwei mal und arbeitet jetzt fast fünfeinhalb Jahre bei IGA Optic in Hochdahl, inzwischen als Akustiker. Dazu hat ihm allerdings sein Hobby verholfen.

Schon als Kind lernte Adrian Richter Klavierspielen. Als die Mädchen für ihn interessant wurden, hörte das Klavierspielen auf. Er vergaß, verlernte das Spielen sozusagen wieder. „Aber ich habe noch viel im Kopf, habe gute Ohren und bin ein bisschen audiophil. Ich höre sehr tief in irgendwelche Musik hinein, höre Dinge heraus, die andere gar nicht wahrnehmen.“
Vor allen Dingen interessierte sich Richter für Computer. Noch mehr, als ihm ein Freund sagte, man könne heute mit dem Computer Musik machen, das sei überhaupt kein Problem. Er kaufte sich ein Gerät und merkte schnell, dass er allein mit einer Soundkarte nicht glücklich werden konnte. „Jeden übrigen Cent habe ich in ein zusätzliches Equipment gesteckt. Und dann habe ich noch gemeint, ich mache ein bisschen elektronische Musik, aber das Ganze hat sich irgendwie verselbständigt.“
Die Freunde Adrian Richters bewegen sich alle in der Musik-Szene. Genau wie sie wollte er eigentlich gern in einer Band spielen. Er versuchte sich in Perkussion und wollte als Keyboarder mitspielen. Es stellte sich heraus, dass er nicht bandtauglich ist. „Ich will immer alle Fäden in der Hand haben, das macht keiner von den Jungs mit. Ich habe auch noch keine Band kennen gelernt, in der es ausdrücklich einen Bandleader gibt. Also musste ich etwas anderes ausprobieren.“
Heute macht er den Mix für Bands, arbeitet im Moment mit einer zusammen, die irischen Folk-Rock spielt, professionell. Einer der Musiker hat seinen Job studiert, ist auch Composer. „Prinzipiell sitzt hier schon mal eine ganze Band vor meinen Geräten und hört sich die Sachen an. Die bringen ihre Tonträger mit – heute funktioniert ja alles über Computer und Festplatte. Alles wird auf Knopfdruck simultan abgespielt und dann mittlerweile durch diverse Extras gejagt, die nennt man Plug-Ins. Im Rechner läuft ein Programm hintendran, das zum Beispiel den Hall produziert. Dann bekomme ich zwölf Schlagzeugspuren, für die zwölf Mikrofone zuständig waren. Das ist eine Datenmenge, die sprengt jede normale kleine Festplatte, deshalb musste ich in der letzten Zeit mächtig aufrüsten. Denn es fehlen unter Umständen bei den Spuren noch der Sänger, der Bassist, der Backgroundgesang und so weiter. Das ist richtig viel Arbeit.“
All das läuft neben seiner eigentlichen Arbeit zu Hause. Da wo andere Leute ihr Schlafzimmer haben, hat Adrian Richter sein „Werkzeug“, seine Technik, stehen, inklusive einer eben fertig gebauten Gesangskabine. Gut ausgepolstert – nicht für die Nachbarn. Es soll eine möglichst schalltote Aufnahme ohne irgendwelche Nebengeräusche entstehen. Auch ein Schlagzeug ist in der Kabine.
„Ich habe alles hier was nötig ist, kann mich aber nur semiprofessionell nennen. Mit einer Ausrüstung eines Frank Fahrian komme ich nicht mit. Ich kenne meine Grenzen, auch wenn ich gerne weiter kommen möchte. Ich bin, gemessen an den Superprofis, spottbillig. Manchmal sitze ich an einem Sonntag sechs Stunden an einem Song, lerne dabei wahnsinnig viel, verdiene aber nichts. Die Aufgaben sind allerdings eine große Herausforderung für mich.“
Wie hilft ihm nun sein Beruf bei der Arbeit? Der 35-Jährige lacht: “Eigentlich ist es anders herum. Das, was ich hier zu Hause mache, hat dazu geführt, dass ich gerne Akustiker werden wollte. Mit Sounds und Wellen kenne ich mich aus. Was bedeuten Dezibel und was ist ein Logarithmus und warum habe ich hier im Rechner null Dezibel als Höchstes und warum gibt es draußen 120 Dezibel und mehr. Keine Böhmischen Dörfer für mich.“
Bei allem Spaß am Job wünscht er sich doch noch mehr Arbeit in seinem Hobby. „Ich hoffe, dass immer mehr Bands kommen und sagen, der hat einen guten Mix gemacht, den möchten wir auch. Lass uns mal unsere Demo-CD bei ihm fertig machen.“
Vielleicht begegnet Ihnen auf einem Cover ja der Name RedEyed FrogMusic, das ist dann Adrian Richter. Ulla Schmidt
Aktuelles Heft


ao-info-Service

Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der ao-info-Service? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:













Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum ao-info-Service freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des ao-info-Service.
AGB
datenschutz-online@konradin.de