Startseite » News » Low Vision »

Neue Therapien gegen drohende Altersblindheit

Interdisziplinärer Kongress
Neue Therapien gegen drohende Altersblindheit

Wie kann man Senioren helfen, die ihre Umwelt nur noch verschwommen und in ausgewaschenen Farben sehen? Altersbedingte Sehbehinderungen wie diese kommen auf immer mehr Menschen zu. Experten schätzen, dass schon heute rund 500.000 Deutsche über weniger als 30 Prozent Sehkraft verfügen. Die rund 800 Teilnehmer des 3. LowVision-Kongresses in Würzburg haben sich am letzten Wochenende über neue Diagnosen und Therapien im Kampf gegen Sehbehinderungen beraten.

Für gesunde Menschen ist das eine schreckliche Vision: Ab 50 plötzlich nicht mehr klar fixieren zu können und seine Mitmenschen und die Umwelt nur noch verzerrt oder in ausgewaschenen Farben zu sehen. Selbstverständliche Dinge wie Zeitung lesen, Fernsehen oder die tägliche Hausarbeit sind nicht mehr möglich. Schuld daran ist eine altersbedingte Degeneration der Netzhaut (AMD). Sie gilt heute als Hauptursache für eine Seheinbuße bei Menschen über 55 Jahren. Für AMD-Patienten gibt es jetzt neue Hoffnung, wurde auf dem 3. Interdisziplinären „LowVision-Kongress“ im Würzburger Congress Centrum deutlich: Ein neuer Wirkstoff kann anders als bisherige Therapien den kontinuierlichen Sehverlust nicht nur stoppen, sondern bei der feuchten Form der AMD-Erkrankung signifikant verbessern. Die 800 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werteten den neuen Wirkstoff als Durchbruch im Kampf gegen eine drohende Alterserblindung.

Der LowVision-Kongress, hat nicht nur Fachärzte für Augenheilkunde zusammengeführt. „Wir wollen den Wissenstransfer unterschiedlicher Disziplinen wie Medizintechnik, Pädagogik, Medizin, Psychologie, Optik und Rehabilitation fördern und Experten aus allen Bereichen der Wissenschaft vernetzen“, erklärt Sabine Kampmann, Geschäftsführerin der Würzburger „LowVision-Stiftung“, die die Tagung ausrichtet. Den Nutzen daraus zieht der sehbehinderte Patient, der auf seine Fragen kompetente Antworten erhält oder an den richtigen Fachmann verwiesen wird.
So könnte eine medizintechnische Innovation Patienten, die nach bestimmten Erkrankungen das Augenlicht verloren haben, wieder zum Sehen verhelfen: Vereinfacht ausgedrückt geschieht das so: Durch das Einpflanzen von Sehprothesen werden noch lebende Nervenzellen der Netzhaut elektrisch gereizt oder der Sehnerv bzw. der Bereich der Seh–rinde stimuliert. Dadurch entsteht bei ansonsten blinden Menschen wieder ein Seheindruck. Wie auf dem LowVision-Kongress bekannt wurde, sind weltweit derzeit mehrere Forschungsgruppen auf diesem Gebiet aktiv.
Aber auch die ärztliche Versorgung der Senioren in Pflegeheimen stand auf der Agenda der 800 Tagungsteilnehmer. Wie gut diese Versorgung ausfällt, ist oft eine Frage des Zufalls, hat eine auf dem Kongress vorgestellte Studie des Zukunftsforums Demenz festgestellt. Die 600.000 Menschen, die in Deutschland in etwa 9.300 Pflegeheimen untergebracht sind, leiden demnach häufig unter fehlender fachmedizinischer Betreuung. Der Grund liegt wie so oft, in einer Zuständigkeitslücke. Rechtlich gesehen sind alte Menschen im Heim Bewohner und keine Patienten, sie haben lediglich ihren Wohnort gewechselt. Ärzte können aber nur tätig werden, wenn sie gerufen werden. Der Heimbewohner oder die Familienangehörigen müssten daher den Arzt selbst rufen, nur bei akuten Erkrankungen ist die Pflegeleitung zuständig. Die Experten diskutierten Wege, wie man diesen Missstand beenden könnte.
Damit die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Fachbereichen künftig noch besser funktioniert, hat die „LowVision-Stiftung“ und das „Aachener Centrum für Technologie–transfer in der Ophthalmologie“ gemeinsame Qualitätsstandards für die Versorgung sehbehinderter Patienten erarbeitet und am Kongress vorgestellt. Dieses Projekt „SehensWerte“ soll helfen, doppelte Beratung und Versorgung bei Patienten zu vermeiden, die Dokumentation von Diagnose, Behandlung und Beratung zu vereinheitlichen und die interdisziplinäre Fortbildungen ermöglichen.
Bei dem Kongress ging es aber nicht nur darum, Erkenntnisse auszutauschen und neue Lösungen in Diagnostik, Therapie und Rehabilitation vorzustellen. Im Foyer fand eine Ausstellung statt, bei der mehr als 35 Firmen optische, elektronische und pharmazeutische Hilfsmittel zeigen. Dabei kamen auch Fragen der frühen Förderung und der beruflichen Rehabilitation nicht zu kurz. Zusätzlich informieren Selbsthilfeverbände und -gruppen über ihre Arbeit.
Die Hotelleitung hatte eigens für diesen Kongress alle Zugänge barrierefrei gestaltet, damit auch blinde und stark sehbehinderte Besucher kommen konnten.
Aktuelles Heft


ao-info-Service

Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der ao-info-Service? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:













Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum ao-info-Service freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des ao-info-Service.
AGB
datenschutz-online@konradin.de