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Spezialgläser für Berufs- und Hobbymusiker

Sehen, wo die Musik spielt
Spezialgläser für Berufs- und Hobbymusiker

Die Tuba auf dem Schoß, vor sich die Notenblätter und im Hintergrund die Umrisse des Dirigenten – für den studierten Musiker Michael Bucher gehört es zum Alltag, bei der Arbeit im Orchester viele unterschiedliche Dinge möglichst parallel im Auge behalten zu können. Über dreißig Jahre lang war das auch kein Problem. Bis Michael Bucher 2010 am grauen Star erkrankte und sich einer Operation unterziehen musste. Die Folge: Seit dem Eingriff ist der Musiker kurzsichtig und benötigt eine Brille. Eine unausweichliche Folge bei dieser Behandlung, doch mit der Gleitsichtbrille, die er sich anfertigen ließ, wurde das Musizieren für Bucher eine echte Herausforderung. Ein Problem, mit dem sich viele Berufs- und Hobbymusiker herumschlagen müssen.

„Für einen Berufsmusiker, der in einem Orchester oder einer Big Band arbeitet, ist das Augenlicht fast ebenso wichtig, wie sein Gehör oder die Hände“, weiß Michael Bucher aus jahrelanger Erfahrung. „Wenn ich mein Notenblatt und den Dirigenten nicht deutlich sehen kann, ist es kaum möglich, gemeinsam zu musizieren.“

Über vierzig Jahre lang spielt Bucher schon Tuba, die meiste Zeit davon war er hauptberufliches Mitglied des Berliner Polizeiorchesters. Auch heute ist der 65jährige Pensionär noch in verschiedenen Orchestern tätig. „Bereits vor meiner Augenoperation sagte mir der Arzt, dass ich in Folge des Eingriffs unter Fehlsichtigkeit leiden könnte“, erzählt Bucher. Man hätte zur Behebung auch noch weitere, kompliziertere Eingriffe vornehmen und etwa eine diffraktive multifokale Linse einsetzen können. „Eine solche Operation wäre allerdings auch mit höheren Risiken für meine Sehkraft verbunden gewesen.“ Mit Blick auf seine musikalische Leidenschaft lehnte der Tuba-Spieler jedoch ab und entschied sich für den einfacheren Eingriff, der auch problemlos vonstatten ging. Wie üblich, ließ sich Michael Bucher danach eine Gleitsichtbrille anfertigen – für die Arbeit im Orchester war die jedoch nur ein Notbehelf.
Schmale scharfe Zone
„Das größte Hindernis war für mich, dass ich auf dem Notenblatt nicht mehr ganze Notenlinien sehen konnten, sondern nur ein bis zwei Takte“, erklärt Bucher. „Das ist ein großes Problem, wenn man neue oder weniger häufig gespielte Stücke aufführt, denn ein Musiker muss auf dem Notenblatt nicht nur sehen können, was er gerade spielt, sondern eben auch, welche Tonfolgen als nächstes gespielt werden müssen.“
Der Sichtkanal einer üblichen Gleitsichtbrille ist hier jedoch zu schmal, wie der Musiker feststellen musste. „Notenfolgen, die nicht unmittelbar im Fokus des Brillenglases lagen, waren einfach nicht zu erkennen. Sie kippen sozusagen nach links und rechts weg.“ Für Bucher war das ein echter Knackpunkt – und wie er feststellen musste ein weit verbreiteter Störfaktor, denn viele Musiker tragen Brille.
Auf der Suche nach Lösungen
Als Michael Bucher begann, sich in Musikerkreisen nach einer Lösung seines Problems umzuhören, stieß er fast durchweg auf die gleiche Problematik, jedoch nicht auf praktische Lösungen: „Zum Teil behelfen sich die Musiker damit, ihre Brille für den Nahbereich zu nutzen, um so das Notenblatt erkennen zu können, und einfach über den Rand der Brille hinweg zu schauen, wenn sie auf den Dirigenten achten müssen.“ Das ist jedoch ein mehr schlechter als rechter Lösungsversuch, denn der Dirigent ist auf diese Weise nicht deutlich zu erkennen – und auch Beschwerden durch die eher unpraktische Körperhaltung sind hier nicht auszuschließen.
In seiner Ratlosigkeit wandte sich Michael Bucher schließlich in Berlin an einen alten Freund: Jürgen Bahr arbeitet in der Entwicklungsabteilung beim Brillen- und Glasspezialisten Polycore Optical. „Tatsächlich konnte mir auch kein Optiker weiterhelfen. Spezielle Mehrstärkengläser für Musiker gab es schlichtweg nicht“, berichtet Musiker Bucher. „Da dachte ich mir: Frag doch mal bei einem Hersteller nach, ob die da nicht etwas machen können.“
Impulse aus der Praxis
Bei Polycore nahm man diese Anregung mit großem Interesse auf, wie Jürgen Bahr zu berichten weiß: „Wir suchen ständig nach speziellen Lösungen für bestimmte Einsatzfelder. Die wichtigsten Impulse sind dabei natürlich die Anfragen aus der Praxis. Einen konkreteren Hinweis auf bisher vernachlässigte Sparten gibt es nicht.“ Knapp sechs Monate dauerte es, bis bei Polycore Optical die ersten Prototypen der speziellen Mehrstärkengläser fertig waren. Bahr berichtet: „Wir hatten die Opti 2012 als Termin anvisiert, um dort die Gläser erstmals vorstellen zu können. Dieses ehrgeizige Ziel haben wir auch erreicht.“ Seit Januar hat Polycore Optical drei Glasvarianten speziell für Musiker im Programm.
Drei Glasvarianten für Musiker
Die ersten Gläser der Serie sind das Nahsehkomfortglas Polysoft Harmonie und die Bifokallösung Poly Duo Harmonie. Bei den Gleitsicht- und Bifokalgläsern handelt es sich um raumdimensionerte Lösungen, die auf die individuellen Anforderungen eines Musikers zugeschnitten sind. Ihr markantestes Kennzeichen: Die sehr großen und breiten Nahsichtbereiche.
Das Progressivglas Polysoft Harmonie setzt dabei auf ein übergangsloses Nahglaskonzept. Das Glas ist innenprogressiv und wird in Freeform-Technologie gefertigt in den Materialen 1,5 und 1,59 sowie 1,6 und 1,67. Lieferbar ist es in den Sphären +7.00 bis – 7.00 dpt, cyl 5,00, Add 0,50 – 3,00.
Hinter dem klangvollen Namen Poly Duo Harmonie verbergen sich hingegen Bifokalgläser: Das Poly Duo Harmonie C35 setzt auf eine 35 Millimeter breite Zusatzlinse und somit riesigen Lesebereich – auf dem Markt ist das eine echte Seltenheit. Gefertigt ist dieses Glas aus CR39; es ist lieferbar in den Sphären +4,5. bis – 6.00 dtp, cyl 4,00, Add 1,00 – 3,00.
Michael Bucher hat sich jedoch für die dritte Variante entschieden, die der Glashersteller speziell für Musiker anbietet:
Das Poly Duo Harmonie E ist ein Glas nach franklinscher Schleifart mit exekutivem Glasdesign. Das Glas teilt sich also in einen Nahsichtbereich in der unteren und einen Fernsichtbereich in der oberen Hälfte. Der Vorteil – bei dieser Glasvariante ist der Nahsichtbereich besonders groß gehalten, denn er erstreckt sich über die gesamte Breite des Brillenglases.
„Mein Nahsichtbereich ist auf einen Abstand von rund 80 bis über 100 Zentimetern zum Notenblatt eingeschliffen“, erklärt Michael Bucher. „Das Notenblatt kann ich jetzt immer perfekt erkennen, ohne das Pult verschieben zu müssen.“ Und weil der breite Lesebereich es dem Musiker ermöglicht, wie vor seiner Operation das gesamte Notenblatt und die Notenlinien scharf sehen zu können, kann Michael Bucher seiner Spielleidenschaft nun auch deutlich entspannter nachgehen. „ Meine Augen werden nun wesentlich weniger angestrengt, ich kann einfach wieder entspannter und konzentrierter spielen.“
Auch das Poly Duo Harmonie E ist lieferbar in den Sphären +4,5. bis – 6.00 dtp, cyl 4,00, Add 1,00 – 3,00. Um Optikern die Bestimmung der für den individuellen Kunden relevanten Distanzen zu erleichtern, hat Polycore Optical zudem einen speziellen Anpassleitfaden entwickelt. Dem Optiker bietet sich damit ein rundes Konzept, mit dem er sich eine ganz neue Kundengruppe erschließen kann. Da ist sich auch Michael Bucher ganz sicher: „Es gibt so viele Brillenträger unter Musikern. Auf ein gutes Brillenglas für die Arbeit haben da viele schon sehr, sehr lange gewartet.“
Michael Podschadel
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