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Wir haben die Zukunft für uns

Morel, Morbier/France
Wir haben die Zukunft für uns

Ihren einhundertfünfundzwanzigsten Geburtstag hat die Firma längst hinter sich, geht stramm auf die 130 zu. Nach menschlichen Maßstäben uralt. Ganz schön alt auch für eine Firma. Alt – aber nicht altmodisch. Ich habe die Firma Morel in Morbier besucht und war angenehm überrascht.

Morbier liegt im französischen Jura. Von Genf aus noch eine Stunde mit dem Auto. In Serpentinen. Jeder, der in Morez oder Morbier wohnt, fährt sie regelmäßig. Kennt jede Kurve, fährt sie in einem Affenzahn. Ich fahre sie das erste Mal (mit) und hoffe, dass mein Magen standhaft bleibt.

Die Abgeschiedenheit in den Bergen bescherte den Dörfern die Brillenmacherkunst. Wenn es im Winter schneit, dann richtig. Die Dörfer waren eingeschneit, man kam nicht weiter als bis zum nächsten Nachbarn. Eine lange Zeit der Langeweile. Man begann nach einer Beschäftigung zu suchen, die zu Hause und mit kleinem Aufwand erledigt werden konnte. Bei uns im Schwarzwald war es die Kuckucksuhren, im Jura die Brille.
Spezialisiert von alters her ist Morel auf Gold Double-Brillen. Zwar fertigt die Firma heute in erster Linie Metall- und Acetatfassungen – die Linien Koali, ÖGA, Lightec, Nomad, Rebel, Tatoo und Cottet sind international bekannt und werden in Deutschland von der Exclusivbrillenagentur Emmerich vertrieben – im Gold Double ist Morel jedoch eine der wenigen Firmen weltweit, die diese Technik noch beherrschen. Heute wird das Double als Rolle gekauft. Der Pforzheimer Hersteller Rau stellt sie ausschließlich für Morel her in 3, 5 oder 8mm Stärke. Eine Morel Gold Double Fassung ist reine europäische Handarbeit.
Die Firma Morel wurde 1880 von Jules Morel gegründet. Sie ist noch immer in Familienbesitz und wird heute von den Geschwistern Jérome, Francis und Amélie geführt. Amélies Aufgabe ist das Marketing, Francis ist Exportmanager, Jérome sehr designorientiert. Junge aufgeschlossene Franzosen, die wiederum junge Leute anziehen.
Bester ‚Fang’ ist wohl der Schwede Magnus Lennartsson, auf dessen Visitenkarte Sales Director steht. Als Zwanzigjähriger studierte er sein letztes Jahr Marketing in Frankreich, um die Sprache besser zu lernen. Bereits mit 21 und direkt von der Schule wurde er von einem Weingut ‚weggefangen’. Eineinhalb Jahre später wurde jemand auf den fähigen jungen Mann mit perfekten Sprachkenntnissen aufmerksam und vermittelte ihn zu Morel, die jemanden für den Vertrieb suchten. Die Geschwister Morel sind grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber jungen Menschen, setzen viel Vertrauen in sie und lassen jeden sich bewähren. Im Falle Lennartsson stimmte auch die persönliche Chemie von Anfang an. Der junge Schwede ist mittlerweile acht Jahre in der Firma.
„Es gab viele Dinge, die geändert werden mussten“, erinnert er sich. „Man hatte bei Morel viel mit private Label gearbeitet. Andere Firmen verkauften unter ihrem Namen unsere Brillen. Keiner kannte uns mehr. Ich habe gleich gesagt, dass das nichts für die Zukunft ist. Für die Zukunft muss man auf den Namen Morel bauen. Heute kennt man uns wieder. Es ist gut, dass wir von der Massenproduktion in individuelle Marken gegangen sind. Massenprodukte macht man besser in China, das kann jeder. Ich finde toll, dass sich das bei uns in sechs Jahren so verändert hat. Bislang kannte man uns als alte, klassische und beständige, gesunde Firma. Die Firma ist zu 100 Prozent in Familienbesitz. Die Familie bestimmt die Strategie. Wir haben die Zukunft für uns.“
Auch der webmaster ist – neben den Designern – ein junger Mann. Er entwickelte eine einzigartige website, bei der die Distributeure Zugriff auf den Lagerbestand haben. Mit einem Klick können sie erkennen, welche Fassungen noch am Lager vorhanden sind. Einfach für alle.
Die Stimmung in der Firma ist gut, weil sie generell Vertrauen in ihre Leute setzt. Wahrscheinlich die Zauberformel, denn warum sonst sollten sie mit ihren Familien ins Jura ziehen, wo sich ein einfacher Lebensmitteleinkauf schon zu einem Ausflug gestaltet – zumindest für mich Großstadtpflanze gesehen.
Sind Sie neugierig geworden auf Morel oder kennen Sie die Firma schon lange? Schauen Sie mal in die website der uralten jungen Firma, die die Zukunft für sich hat.
Ulla Schmidt
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