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Voll dabei durch gutes Sehen

Brillen für den Schulsport
Voll dabei durch gutes Sehen

Sportoptik ist mittlerweile von vielen Augenoptikern als umsatzbringendes Geschäftsfeld entdeckt worden. Dabei werden vor allem die populären Lifestylethemen Rad-, Lauf-, Golf- oder Tauchsport beim Marketing in den Vordergrund gerückt. Die Zielgruppe der schulpflichtigen Kinder ist jedoch ein absolutes Randthema. Dabei spricht vieles dafür, diese Zielgruppe anzusprechen.

Etwa 1,6 Millionen fehlsichtige Kinder im Alter von 2 bis 15 Jahren gibt es laut Allensbacher Brillenstudie von 2002 in Deutschland; darunter sind 1,2 Mio. fehlsichtige Schulkinder (insgesamt 13 Mio. an rund 34.000 Schulen), die am Sportunterricht teilnehmen. Eine ziemlich große Zielgruppe, bei der geschätzt jedes Jahr rund 100.000 Kinder durch Neueinschulungen hinzukommen.

Für den Endverbraucher ist es jedoch sehr schwierig, geeignete Kindersportbrillen zu finden, die auch mal etwas aushalten können, dabei noch gut aussehen und funktionell sind. Kaum ein Sportbrillenanbieter hat geeignete Fassungen im Sortiment. Das Argument bisher: in den Herstellungskosten zu teuer und eine uninteressante Zielgruppe.
Bei einer Umfrage des Endverbraucher-Online-Magazins KIND undSEHEN.de unter Sportoptik-Anbietern hatten denn auch nur Alpina, Oakley, Specom und Sziols ein entsprechendes Angebot für Kinder im Programm. Von der biegsamen Kunststofffassung, einigen robusten Sportoptik-Fassungen mit austauschbaren Bügel und Brillenbändern, über eine Sportoptik-Fassung mit verglasbarem Innenclip bis hin zur coolen sportiven Sonnenbrille, die als Korrektionsbrille umfunktioniert werden kann, reicht das sehr unterschiedliche aber bescheidene Angebot.
Risiko durch Metallbrillen
Dabei sollte auch einem Augenoptiker eigentlich klar sein: Normale Brillen (z.B. solche aus Metall) haben im Schulsport auf dem Spielfeld oder in der Turnhalle nichts zu suchen! Spezielle Sportbrillen mit der optischen Sehstärke seines jungen Brillenträgers sind eine optimale Lösung für Kinder und Jugendliche, die sonst eine Brille tragen. Zu groß ist die Verletzungsgefahr bei einem Sturz oder Zusammenprall. Kinder können sich beispielsweise bei einem Sturz durch die Metallteile ihrer Brille Schnittwunden zufügen. Aber gar keine Brille zu tragen ist auch keine gute Lösung. Denn die Brille korrigiert schließlich die Fehlsichtigkeit. Trägt das Kind seine Brille nicht, ist die Gefahr groß, beispielsweise ein Hindernis nicht rechtzeitig zu erkennen und sich daran zu verletzen.
Fußball, Handball, Basketball oder Volleyball – Brillenträger im Schulsport sind gerade bei Ballsportarten einem großen Verletzungsrisiko ausgesetzt. Eine aktuelle Zahl kommt von den Unfallkassen: Im Jahr 2003 ereigneten sich bundesweit beim Schulsportunterricht in Turn- bzw. Sporthallen 49.237 (ärztlich behandelte) Unfälle mit Kopfverletzungen. Knapp die Hälfte davon waren Ballsportunfälle (24.232)! Oftmals sind dabei auch die Augen gefährdet.
Kostenargument
Der Verkaufspreis für eine schulsportgerechte Brille liegt zwischen EUR 75,00 und EUR 300,00 inkl. Gläsern. Gerade hier sehen viele Augenoptiker das Absatz-Problem. In wirtschaftlich angespannten Zeiten bezahlen Eltern keine Sportbrillen, so das Hauptargument von Augenoptikern auf die Frage, warum sie denn keine Schulsportbrillen verkaufen bzw. überhaupt erst gar keine Brillen anbieten.
Auch werden die Kosten von den Krankenkassen im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben nur teilweise übernommen. Sie unterstützen die Anschaffung der Kunststoffgläser mit einem Festbetrag. Dieser richtet sich nach der Stärke der Gläser. Einen Zuschuss zu den Kosten für das Brillengestell leisten die Krankenkassen jedoch nicht. Zudem seien die Fassungen einfach nur hässlich und es will sie daher ja eh keiner tragen. Also greift man lieber auf flexible Metallbrillen zurück.
Gezieltes Marketing kann aber durchaus zu einer gewissen Nachfrage führen. Im Grunde sind es dabei drei Zielgruppen, die in den Mittelpunkt der Aktivitäten rücken sollten:
An die Eltern der schulpflichtigen Kinder denkt man natürlich sofort. Als ideale Zielgruppe bieten sich aber die Großeltern an. Nach dem Motto „Sinnvoll schenken, an die Enkel denken“, kann man sie gegebenenfalls davon überzeugen anstatt Computerspiele auch mal eine coole Sportbrille zu verschenken, die ein paar Euro mehr kostet, Schutz bietet und dem Enkel oder der Enkelin einen gewissen Status-Cool verleiht.
Natürlich müssen auch die Lehrer/innen selbst für das Thema begeistert werden. Geht es bei den Großeltern in erster Linie um ein klares Verkaufsangebot, stehen bei den Pädagogen natürlich Hintergrundinformationen zum Thema Schulsportbrille im Vordergrund. Andererseits: Warum sollten Augenoptiker nicht auch ein Sportbrillen-Angebot für die ganze Klasse oder gleich die ganze Schule abgeben? Schwimmbrillen mit und ohne Korrektur natürlich eingeschlossen.
Argumentationshilfe
Kommuniziert man das Thema Schulsportbrille, kann folgender Aspekt im Vordergrund stehen:
Gutes Sehen hat großen Einfluss auf die Bewegungsfähigkeit. Schulsport fördert die Entwicklung der Motorik und Wahrnehmungsfähigkeit. Weil man mit einer speziellen Schulsportbrille einfach besser sieht, sind die jungen Brillenträger oftmals auch besser im Sport, bewegen sich freier, sicherer. Sie bringen mehr Leistung, was ihnen gleichzeitig auch mehr Spaß bereitet. Als junger Brillenträger ist man mittendrin, kann das machen, was die Freunde auch können, was aber vorher mit der normalen Brille nicht möglich gewesen wäre. Man hat schließlich eine robuste Sportbrille auf der Nase, die alles mitmacht.
Die mögliche Verletzungsgefahr des Kindes im Sportunterricht zu reduzieren kann als zusätzlicher Aspekt genannt werden. Hier bieten auch die Kultusministerien Argumentationshilfe zur Sicherheit im Schulsport.
Politik hat’s erkannt
Auch die Kultusministerien erwähnen die Sportbrille: Mit Rundschreiben, Erlassen oder Verordnungen der Kultusministerien der Bundesländer werden in Bezug auf die Schulsportbrille von den Kultusministerien zwar nur Empfehlungen weitergegeben, die keine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht darstellen. Jedoch machen Schulen Eltern auf Schulsportbrillen aufmerksam. In einer Bekanntmachung des Bayrischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultur vom 8. April 2003 zur „Sicherheit im Schulsport“ (Nr. K 7405–3.26 816) wird beispielsweise nachdrücklich auf die Verletzungsgefahr beim Tragen von nicht sportgerechten Brillen hingewiesen. Der besonderen Verletzungsgefahr beim Tragen von nicht schulsportgerechten sei ggf. durch geeignete Maßnahmen zu begegnen. Das Bayrische Kultusministerium hat zudem eine Brille in einem Schulungsvideo für den Sportunterricht zur Vermeidung von Sportunfällen ausdrücklich empfohlen. Ein Novum. Die Brille wurde übrigens für nahezu alle Hallensportarten entwickelt (einschließlich Squash).
Einen Hinweis auf mögliche Gefahren veröffentlichte auch das Thüringer Kultusministerium im Ersten Teil der Verwaltungsvorschrift VV („Grundsätze für die Sicherheit im Schulsport“) vom 25. Februar 2000: „Bei Brillenträgern kann die Gefahr von Augenverletzungen und anderen Schnittverletzungen sowie einer Beschädigung der Brille durch das Tragen einer Sportbrille mit bruchsicheren Spezialgläsern verringert werden. Die Schule soll die Eltern auf das Tragen einer Sportbrille im Sportunterricht hinweisen. Über die Teilnahme eines Schülers mit Sehschwäche und die Einzelheiten der Teilnahme (mit Brille/ohne Brille) entscheidet der Sportlehrer unter Berücksichtigung der Risiken der einzelnen Übungen ggf. in Absprache mit den Eltern.“ Bei „Kampfsportarten Judo/Ringen“ ist das Tragen von Brillen allerdings unzulässig.
Ähnlich sieht es das Niedersächsische Kultusministerium. In den „Grundsätzen und Bestimmungen für den Schulsport, Erlass des MK vom 15.5.1998, SVBl. S. 157, in der Fassung vom 15.03.1999, SVBl. S.73: Die Sportunterricht erteilenden Lehrkräfte sollen alle Schülerinnen und Schüler, die Sehhilfen benötigen, ggf. auch die Erziehungsberechtigten, auf die Zweckmäßigkeit des Tragens einer Sportbrille oder von Kontaktlinsen hinweisen.
Lehrkräfte verletzen jedoch nicht ihre Sorgfaltspflicht, wenn sie Schülerinnen und Schüler, die trotz entsprechender Belehrung weiterhin ohne sichere Sehhilfen am Sportunterricht teilnehmen wollen, die Teilnahme gestatten.“
Kontaktlinsen als Alternative
Kontaktlinsen, speziell die populären Ein-Tages- oder Monats-Linsen, sind eine echte Alternative zum Tragen von Schulsportbrillen.
Kinder vergessen ihre neue Sehhilfe auf dem Auge schon, wenn sie durchs Spielen abgelenkt werden. Sie können sich auf den Kopf stellen oder Purzelbäume schlagen – Kontaktlinsen bleiben in ihrer Position. Vorausgesetzt, die Linsen sind individuell angepasst worden.
Kontaktlinsenanpasser betonen immer wieder, das Kinder und Jugendliche häufig viel selbstverständlicher und verantwortungsvoller mit Kontaktlinsen umgehen als Erwachsene. Der Hinweis auf regelmäßige Untersuchungen sollte allerdings nicht fehlen.
Nachteil: Die Kosten von Kontaktlinsen erscheinen Kunden im ersten Moment hoch. Einige Kontaktlinsenspezialisten bieten in solchen Fällen auch Service-Verträge an, um die Kosten über einen längeren Zeitraum zu verteilen.
Ob Kontaktlinsen oder Schulsportbrillen – haben Augenoptiker vor, sich dem Thema „Gutes Sehen in der Schule“ zu nähern, darf sich das Marketing zeitlich nicht nur auf den Schulanfang beschränken. Sie müssen ständig als Fachleute für gutes Sehen präsent sein. In Form von Werbung in Schul- und Schülerzeitungen, eventuelle Bannerwerbung in Online-Auftritten der Schulen, bei Informationsveranstaltungen mit Lehrern oder Sportverantwortlichen oder mit regelmäßigen Newslettern an Schulämter und Schulen können sie sich einen neuen Markt öffnen.
Manchmal lohnt es sich aber auch, einfach mal in seine Kundendatei zu schauen und die älteren Brillenträger auf eine tolle Brille für die Enkel hinzuweisen. Übrigens ein Aspekt, der auch auf die normale Kinderbrille zu übertragen ist.
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