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Life is full of moments

Bellinger, Risskov/Dänemark
Life is full of moments

In Dänemark duzt man sich. Jeder – jeden. Nur die Angehörigen des Königshauses werden gesiezt. Und da weder meine Gesprächspartner noch ich in der dänischen Thronfolge irgendwo vorkommen, sind wir Malene, Claus, Ulla. Malene und Claus sind die Bellingers, die schon einen wechselvollen Weg – full of moments – hinter sich haben.

Claus lebte in Deutschland, als er in der Bekleidungsindustrie arbeitete. Zwei Jahre Außendienst. Zurück nach Dänemark – in die Möbelbranche. Deutschland, zurück nach Dänemark. Dann holte man ihn zu Pro Design, für die er Geschäftsführer in Deutschland war. Es stellte sich schnell heraus, dass er für den Büroalltag nicht geschaffen war. „Malene ist die Person, die die ganze Administration managt, ich bin eher kreativ.“ Doch zunächst war er noch bei Pro Design. Zuletzt eineinhalb Jahre lang in Dänemark als Exportmanager. Dann kamen neue Leute in die Firma. Man trennte sich.

Malene und Claus beschlossen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Zusammen mit zwei Partnern aus der Optik-Branche hatten sie eine Philosophie erarbeitet. Sie stellten eine Kollektion auf die Beine, die sie hochwertigen Ketten in Skandinavien zeigten. Nach Order erfolgte die Produktion – ähnlich wie in der Modebranche.
Neuanfang
Ende 2002 fingen Malene und Claus noch einmal neu an. Sie wollten nicht nur an die Ketten ihre Brillen verkaufen, sie wollten mit eigenem Design, eigenen Brillen, einer eigenen Philosophie an hochwertige einzelne Optiker verkaufen.
Die Kollektion sollte ihre Liebe zur Brille ausdrücken. Ihr Motto wurde ‚Bellinger makes you feel great’. Sie wollten nicht einfach Fassungen verkaufen. Sie wollten ein Selbstbewusstsein für den Träger rüberbringen. „Man kann mit einer Fassung wirklich etwas berühren bei Menschen und das wollten wir. Viele kaufen eine Brille nur, um besser sehen zu können. Aber wenn sie sich eine schöne Fassung kaufen und sie bekommen dafür Komplimente und fühlen sich gut, dann finde ich das fantastisch. Wir wollten unseren Teil dazu tun. Brille ist ein Statement.“
Bügel in 100 Farben
Malene und Claus lieben Farben. Farbe sollte unbedingt eine Rolle spielen. Da beide keine gelernten Optiker sind, gestalteten sie das Mittelteil – die Frontparty – ihrer Kollektion einfach. Sie sollte nicht das Gesicht übernehmen, aber jeweils zum Gesicht passen. Das Design kommt vom Bügel her. Bunt. In Acetat. In 100 Farben. Und sie denken erst in zweiter Linie an die Passform – darauf achten die Optiker, die bei Bellinger angestellt sind. Malene und Claus denken zuerst an Design.
„Wir machen alle unsere Farben entweder selber oder eigene zusammen mit Mazzucchelli. Wir laminieren auch selbst. Wenn man da nicht genug Leim hat oder nicht die richtige Temperatur, kann das Acetat anfangen zu bröseln. Nicht gleich, das dauert ein bis zwei Wochen. Es kann sein, wir haben einen Bügel fertig und dann fängt das Acetat an zu arbeiten. Auch die Cuttings müssen millimetergenau gefräst werden. Sind sie zu tief oder nicht tief genug, ist der Bügel hin. Das kann man unter Umständen erst im letzten Prozess der Produktion sehen, wenn die Bügel poliert werden.
Ungeheuer genau
Das heißt, wir müssen ungeheuer genau arbeiten, um nicht die Produktion zu riskieren. Wir sind die Einzigen in der Branche, die dumm genug sind, Brillen so zu machen. Wir waren auch die ersten, die die Ausfräsungen am Bügel gemacht haben. Damals eine Sensation, die Kunden standen Schlange.“
Finanziell vollkommen unbedarft ging das Paar an die Gestaltung ihrer Kollektion. Sie hatten in der Entwicklungsphase von Ende 2002 bis September 2003 fast ein ganzes Jahr kein festes Einkommen. Als dann nach Anfangserfolgen in Dänemark der Gang zur Silmo in Paris anstand, stoppte die Bank. Sie drehte den Geldhahn zu und die Bellingers bekamen kein Geld mehr. Mit finanzieller Unterstützung durch Familie, Freunde und Bekannte wagten sie trotzdem ihren Sprung. Fest von sich überzeugt fuhren sie mit dem LKW zur Silmo. Flopp oder topp!
Flopp oder topp
Es wurde topp, der Erfolg riesengroß. Mit einem Bündel von Aufträgen marschierte Claus wieder zur Bank, die ihm allerdings nicht glaubte. Er hätte die Aufträge ja selbst schreiben können. – Das stellen Sie sich mal vor: Ihre Bank unterstellt Ihnen Betrug. – Claus suchte eine neue Finanzierung, was sich nicht so einfach gestaltete. Aber eine neue Bank wurde gefunden, die Vereinbarungen gegenseitig eingehalten. Heute finanziert sich die Firma Bellinger selbst.
„Wir hatten bisher lange Lieferzeiten, weil wir mehr verkauft haben als wir produzieren konnten“. Das hat sich inzwischen geändert. Es wurden fast täglich neue Leute eingestellt, der Standort gewechselt, weil es zu eng wurde. Im Augenblick wird gerade neu gebaut.
Die Firma erweitert sich ständig. Heute arbeiten 22 in Risskov, dazu kommen die Außendienstler und die Distributeure in der ganzen Welt. Malene und Claus sind sicher: Die Idee war richtig.
Ihr Motto: ‚Life is full of moments’ – man muss jeden Tag genießen, hat sich Claus in arabischer Schrift auf den Oberarm tätowieren lassen. Schauen Sie sich’s mal an.
Ulla Schmidt
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