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Intuitionen

Tipico, Frankfurt
Intuitionen

Jutta Franziska Trenker ist die Designerin von Tipico – einer kleinen Firma, die als Großhändler handgefertigten Schmuck anbietet. Ausschließlich dem Handel. Leben und Werdegang dieser Frau fanden wir so interessant, dass wir Ihnen die Geschichte nicht vorenthalten möchten. Ganz zu schweigen vom Schmuck, der eine Bereicherung Ihres Sortiments sein könnte.

Gleich nach dem Abitur hatte Jutta Trenker geheiratet und stand nun vor der Wahl: Journalistikstudium, begleitende oder wartende Ehefrau. Ihr Mann war Entwicklungshelfer, würde ständig in der Welt unterwegs sein. Sie entschied sich für die Begleitung, wenn auch die eigene berufliche Entwicklung dabei auf der Strecke bleiben würde.

Was folgte, war eine 20jährige abenteuerliche Wanderschaft durch die Welt. In Ländern wie dem Niger, Tunesien, Kamerun, Indonesien und Ägypten hat sie gelebt und könnte Geschichten erzählen – stundenlang. „Das war eine solche Bereicherung in meinem Leben, ich möchte die Zeit nicht missen. Auch wenn manchmal alles nicht ganz so golden war wie es aussah.“ Heute erzählt sie lachend von ihrer Zeit im Niger, wo sie und ihr Mann am Rande der Sahara versuchten, eine kleine Tierzuchtstation mit aufzubauen. Ohne Strom und bei 48 Grad – im Schatten natürlich.
In Ägypten wohnten sie, ihr Mann und die beiden Söhne mitten in der Metropole Kairo. Wer jemals in Kairo war, der weiß, dass das nicht das reine Vergnügen sein kann. Die Stadt ist riesig, laut, schmutzig und das Überqueren einer Straße immer mit Gefahr für Leib und Leben verbunden. Ein Schock für jemand, der noch kurz zuvor in Asien gelebt hatte. „Dort ging alles nicht so rau zu. Auch die Vegetation beider Länder kann man nicht vergleichen. Wo alles wächst, gibt es nicht so große Armut, wie ich sie in Ägypten kennen gelernt habe. Richtig hungernde Menschen habe ich in Indonesien nicht gesehen.“
Sie zog ihre beiden Söhne auf, die vom Wanderleben ihrer Eltern profitierten – rein sprachlich gesehen. „Als mein Kleiner damals in einen französischen Kindergarten ging, wollte er mit mir zu Hause nur noch Französisch sprechen,“ erzählt Jutta Franziska Trenker. Sie selbst spricht Englisch und Französisch fließend, Arabisch – „so dass ich nicht verloren gehe“ – und Indonesisch sehr gut. Sie hat ein Ohr für Sprachen, es fällt ihr leicht zu lernen.
Als die Söhne groß und aus dem Haus waren, wurde das Leben eintöniger. Jutta Trenker hatte zwar immer viel fotografiert und kleine Artikel geschrieben, aber keine richtige Aufgabe. „Als mit ausreisende Ehefrau durfte ich nicht arbeiten.“ Irgendwann war sie keine mit ausreisende Ehefrau mehr, ging nach Frankfurt und dort zum Arbeitsamt. Sie war inzwischen um die 40, konnte mehrere Sprachen fließend – in Wort und Schrift – und war bereit loszulegen. Ihre Beraterin guckte befremdlich und erklärte ihr, dass sie ‚in ihrem Alter’ nicht mehr vermittelbar war. Ein Schock.
Jutta Trenker hatte schon in ihrer Zeit in Indonesien Schmuck gekauft für Freunde zu Hause. In Bali gab es den schönsten Silberschmuck, den sie entdeckte und nach Deutschland brachte. Sie fand einen interessierten Händler und startete ihren neuen Beruf. Zunächst verkaufte sie nur fertigen Schmuck. „Das eine oder andere hat mich dann aber immer gestört. Entweder fand ich die Kombination der Steine nicht optimal oder ich hätte eine Fassung ganz anders angelegt – intuitiv, denn handwerklich kann ich das nicht.“ Der Schritt zum eigenen Design war nicht mehr groß.
Heute hat sie eine eigene kleine Werkstatt auf Bali, in der Silberschmiede nur für sie arbeiten. „Ich bezahle meine Leute sehr gut, denn ich möchte, dass sie bei mir bleiben und sich wohl fühlen. Alles soll in einer harmonischen Atmosphäre vor sich gehen und dazu gehört ein Geben und Nehmen von beiden Seiten.“ Sie findet Steine, Mineralien, Muscheln, Holz oder Federn mit der ihr eigenen Intuition und lässt sie in Schmuckstücke umsetzen. „Wenn ich naturbelassene Steine sehe, dann kommt erst der Stein und dann die Idee, was ich daraus mache. Sehe ich fertig geschliffene Steine, kommt erst das Schmuckstück, das Silber. Da ist der Vorgang umgekehrt,“ versucht sie ihre Arbeitsweise zu erklären. Die Eindrücke der verschiedenen Kulturen, in denen sie gelebt hat, sind klar erkenntlich.
Ihre Schmuckstücke sind in Kleinstauflagen gefertigt, 70 Prozent der Artikel Einzelstücke. Mehr als 20 Stück gibt es von keinem Schmuckstück. Jedes trotzdem minimal unterschiedlich, schließlich ist alles Handarbeit.
Ihren ‚Reisevirus’ pflegt Jutta Trenker nach wie vor. Sie ist z.B. auf Messen in Italien, Amerika und Dubai zu finden. Selbstverständlich auch in Deutschland. Vielleicht haben Sie Lust, sie während der CPD in Düsseldorf vom 23. bis 25. Juli zu besuchen. Dort stellt sie aus. Bis dahin können Sie ja schon mal überlegen, wie sich der Firmenname Tipico ableitet. Kommt er von einem Herrn Ti, der vor ca. 3000 Jahren in Ägypten beerdigt wurde oder leitet er sich vom spanischen ‚tipico’ für typisch ab. Oder ist es vielleicht eine Mischung von beidem? Lassen Sie sich von Ihrer eigenen Intuition leiten oder fragen Frau Trenker einfach selbst.
Ulla Schmidt
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