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Brillen-Bauernhof ist bis unters Dach ausgelastet

Brillentrends
Brillen-Bauernhof ist bis unters Dach ausgelastet

Vor sechs Jahren haben wir uns zuletzt auf seinem Bauernhof in Kinsau (Landsberg/Lech) getroffen. Jetzt empfängt mich Dieter Funk wieder in dem Wohn-Geschäfts-Produktionsgebäude, vielleicht zum letzten Mal, denn die Zeichen stehen auf Umzug. Seine anfangs von manchen belächelte Brillenproduktion hat so viele Aufträge, dass der Inhaber noch in diesem Jahr eine große Halle am Rand der 1000-Seelen-Gemeinde bauen muss. „Wir sind ausgelastet bis unters Dach“, sagt Funk und strahlt.

Autor | Theo Mahr; Fotos: Funk, Felix Baab, Carlos Fernandez Laser

„Wir sind ein kompletter Brillenhersteller geworden“, beschreibt Funk die Entwicklung der letzten Jahre. Baute er anfangs nur die eigenen Fassungen und manchen Prototyp mit Maschinen musealen Charakters, so beherbergen das Obergeschoss und das Dach des Bauernhauses inklusive Scheune inzwischen einen hochmodernen Maschinenpark. „So ein paar alte Schätzchen haben wir trotzdem aufgehoben“, sagt Funk, dessen Augen beim Rundgang durch die Fertigung leuchten. „Damit kann heute in Deutschland keiner mehr was anfangen“, sagt er und deutet auf ein erkennbar älteres Modell, das wohl auch keiner sonst mehr wollte. Die meisten deutschen Produzenten von Brillen haben längst aufgegeben und liefern nur noch einzelne Komponenten. Funk dagegen sucht und stöbert nach allem, was sich zur Herstellung von Brillen eignet, ganz egal, aus welchem Material sie gefertigt werden soll

Seltene Spezies

„Meines Wissens haben wir noch genau acht Betriebe in Deutschland, die das Gleiche oder Ähnliches leisten können wie wir hier“, sagt Funk. Sowas spricht sich natürlich herum in einer kleinen Branche. Im Ergebnis hat es dazu geführt, dass Funks „Brillenhof“ unweit des Ammersees aus allen Nähten platzt. Er kann einfach keine Aufträge mehr annehmen, weil er und seine Mannschaft räumlich an Grenzen gestoßen sind. Das ändert sich allerdings in absehbarer Zukunft. „Ist mit der Gemeinde schon abgestimmt: Wir bauen am Ortsrand eine Halle hin!“ Man kann die Begeisterung des Firmenchefs spüren.

Das Unternehmen bietet inzwischen sogar Führungen an. Augenoptiker, Schulklassen, Brillenlieferanten, Nachbarn – jeder ist auf dem Bauernhof, Baujahr 1469, willkommen. Nur kommt man eben kaum noch durch!

Warst Du nicht eigentlich Brillendesigner? „Das bin ich immer noch mit Freude. Meine Kollektion und die von Sashee liegen mir natürlich am Herzen. Aber ein echter Brillenmacher sein, das ist mein Traumberuf“, sagt Funk , der jede seiner Maschinen tatsächlich selbst programmieren, bedienen und zur Not auch reparieren kann. „Wenn Du Deine Modelle von der ersten Zeichnung bis zur Übergabe an den Kunden selbst machen kannst, dann ist das doch einfach geil, oder?“

Differenzierte Kollektionen

Um das eigene Profil zu schärfen, hat Funk seine Kollektionen 2014 klarer positioniert und umbenannt. Aus FUNKroyal wurde schlicht „Dieter Funk“. Diese Sonnenbrillen und Korrektionsfassungen werden ausschließlich in Kinsau gefertigt. Die Kollektion „FUNK Food“ ist bunter, einfacher und deutlich günstiger, wird aber auch im Ausland gefertigt. Ein himmelweiter Unterschied also – und der ist gewollt.

Ebenfalls in Kinsau gefertigt wird die Kollektion von Sashee Schuster, in der die Designerin sich durch ihre Umwelt inspirieren lässt und ausgeprägte Experimentierfreude beweist. Rosenblätter und Hopfenblüten kommen schon mal vor in den Acetatbrillen, auch letzteres (noch) nur für Damen, die den besonderen Wert einer besonderen Design- und Handwerksleistung zu schätzen wissen.

Im letzten Jahr hat Funk, der sein Unternehmen vor fast 25 Jahren in Münchens damaligem Schicki-Micki-Ortsteil Schwabing gründete, als vorläufigen Höhepunkt eine Lederbrille in Kooperation mit dem italienischen Sattler Mauro Testella vorgestellt (Dieter Funk & Vasi), eine absolute Rarität, wenn nicht einzigartig auf dem überschwemmten Fassungsmarkt. Aus diesem Grund gibt es diese Brillen auch nur auf Anfrage. Für Augenoptiker lohnt sich das Anschauen in jedem Fall. Zu sehen sind die Brillen auf der opti in München. Oder eben in Kinsau.

Ausgewählte Produkte und beste Beratung

Gerade die Augenoptiker und deren Kunden hat der umtriebige Brillenmacher (und Augenoptiker) im Blick. In seinen vier eigenen Geschäften beobachtet er ganz genau, was die Kunden interessiert und was nicht. Gerade hat er eine Zeitschrift aus den Läden verbannt, die seine Kunden offenkundig nicht so hip fanden, wie er selbst und mancher Kollege das gedacht hatten. Manche fremde Kollektion fand den Weg in seine Geschäfte, aber auch wieder hinaus. „Ich denke, dass Augenoptiker sehr genau beobachten müssen, wonach ihre Kunden greifen oder fragen. Nicht zuviel Ware macht den Unterschied, sondern richtig gute, ausgewählte Produkte und natürlich die beste Beratung.“

Wer in den Funk‘schen Geschäften arbeitet, der hat auf jeden Fall auch die Produktion nicht nur schon gesehen, sondern auch mitgemacht. Jeder weiß, wovon er spricht, wenn er als Außendienstler eine Brille an Augenoptiker oder als Berater – in den eigenen Shops – an Verbraucher verkauft und dabei von deutscher Produktion spricht. Kopfschüttelnd registriert Dieter Funk, welchen „Käse“ mancher Anbieter als „Made in Germany“ zu verhökern versucht. „Wer eine deutsche Produktion mal sehen will, der ist herzlich zu uns eingeladen. Mehr „Made in Germany“ geht nicht.“

Was ist denn mit dem DJ, der weltweit in diversen Clubs schon Platten aufgelegt hat und dessen Stand- und Messepartys legendären Charakter haben? Keine Sorge – aus Dieter Funk wird sicher kein Mensch, der vor lauter Technik- und Produktionsbegeisterung den Spaß an anderen Dingen verliert. „Gute Musik ist für mich wie Wasser zum Leben. Man braucht beides nicht ununterbrochen, aber ohne geht es einfach nicht.“

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