Wolfgang Proksch ist ein Mensch mit vielen Interessen. Design, Mode, Architektur, aber auch Jazz, Kunst und das Automobil – der Designer schaut überall hin. Fast ein wenig scheu sitzt er beim Interviewtermin am Tisch und sagt: „Wissen Sie, ich mache eigentlich gar nichts mit den Medien.“ Irgendwie scheint es nicht Prokschs Art zu sein, die eigenen Fähigkeiten in den Vordergrund zu stellen. Dabei gäbe es Gründe genug dafür. Jahrzehntelang hat er für andere Firmen Brillen entworfen. Erst 2005 hat er die PM/D GmbH gegründet, um die eigene Brillenmarke „Wolfgang Proksch“ im deutschsprachigen Europa zu vertreiben.
Wolfgang Proksch hat in den späten Achtzigern in der Clique um Theo, L.A. Eyeworks und Oliver Peoples im Optikbereich für Furore gesorgt. Wenige Jahre vor dem neuen Millenium übernahm das japanische Unternehmen Kaneko Optical die weitere Vermarktung und Produktion der begehrten Designentwürfe. In Asien und vor allem in Japan haben er und seine Brillen Kultstatus.
Anfang des neuen Jahrtausends hat er für namhafte Labels aus Italien, Amerika, Deutschland und für Trend-Kollektionen unzählige Modelle entworfen. Seine Ideen standen Pate für neue Looks, Proportionen und Scheibenformen – wie die »tear-drop« Ende 1999. Er zählt zu den visionären Schöpfern der Branche – auch wenn er heute den reinen Avantgardismus zum Selbstzweck ablehnt. Seine Modelle schmeicheln der Physiognomie des Gesichtes. Sein geradezu unverschämt schlichter Stil und sein untrügliches Gespür für das »Jetzt« lassen seine Brillen modern und neu erscheinen, ohne sich dem vergänglichen Mode-Hype zu unterwerfen.
2005 wurde aus einer patentierten Idee eine neue Kollektion geboren: ByWP. Die Fassungen sind aus hauchdünnem Edelstahl gefertigt, die Bügel halten durch eine patentierte Steckverbindung. Das neuartige Scharnier: Eine zylindrische Halbschale als Gleit- und Drehelement und Federzungen für die Schnapp-Mechanik.
„Es gibt ja einige Blechbrillenhersteller mit unterschiedlichen Scharnieren ohne Schrauben“, sagt Proksch. „Wahrscheinlich haben wir aber die leichteste dieser Brillen – ohne Schrauben und ohne Bohrung.“ Für das globale Marketing und den Vertrieb ist die PM/D GmbH verantwortlich. Sie schafft das Netzwerk der Distributionen in den verschiedenen Kontinenten und Märkten. Derzeit ist die Marke in Nordamerika, Australien und Asien sowie in Europa erhältlich.
„In Italien und Österreich sind wir sehr erfolgreich. Leider ist es in Deutschland für kleine Hersteller schwierig“, bedauert Proksch, der dennoch auf Wachstum auch im Heimatmarkt setzt. „Wir wollen Kunden, die mit der Kollektion arbeiten und die hohe Qualität zu schätzen wissen. Bislang habe er noch keine einzige Brille als Reklamation zurückbekommen, sagt der Designer und Produzent stolz. Kein Wunder, denn neben dem teuren Scharnier stecken eine Fülle von Designideen in den Brillen, die grundsätzlich mit superentspiegelten Gläsern ausgeliefert werden.
Theo Mahr
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