Startseite » News » Branche & Köpfe »

Wettbewerb wird schärfer

Online-Brillenhandel
Wettbewerb wird schärfer

Eine relativ kleine Meldung erreichte im Februar die AO-Redaktion. Da heißt es: „MyOptique Group übernimmt netzoptiker.de – Startschuss zur Erschließung des deutschen Marktes.“ Tatsächlich bedeutet dies, dass in Deutschland – falls man das überhaupt so territorial betrachten kann – erstmals ein ernstzunehmender Mitbewerber gegen den bislang größten Online-Brillenhändler Mr. Spex antritt. Alle bisherigen Onlineshops waren und sind deutlich kleiner und mit deutlich weniger Kapital ausgestattet. Das braucht man in diesem Wettbewerb.

Die MyOptique Group ist in ihrem Heimatmarkt Großbritannien nach eigenen Angaben der dominante Player und besetzt auch im skandinavischen Markt eine führende Position. Genau wie Mr. Spex verfolgen die Briten konsequent eine europäische Expansionsstrategie. Dafür braucht’s Geld, viel Geld. 25 Milliarden Euro berge der Optikmarkt in Europa, melden die Briten und locken damit natürlich Investoren. Meldungen zufolge stehen MyOptique aus seiner jüngsten Finanzierungsrunde 43 Millionen Euro zur Verfügung, die zu einem großen Teil in das internationale Geschäft investiert werden sollen.

Mr. Spex hatte in seiner letzten Runde 32 Millionen Euro für das gleiche Ziel bekommen – internationales Wachstum.
Nur Wachstum zählt
Ganz klar: Einen Onlinehandel für Brillen nur auf Deutschland oder Großbritannien zu beschränken, wird am Ende nicht zum Erfolg sondern in die Pleite führen. An netzoptiker konnte man das gut beobachten.
Netzoptiker startete 2008, getrieben von Augenoptikermeister Dirk Meier, der das Unternehmen zuletzt auch führte, und von Rocket Internet. Rocket Internet ist wiederum das Unternehmen der Brüder Marc, Oliver und Alexander Samwer. Die Berliner setzen vor allem auf Neugründungen von Unternehmen, die bereits ein internationales Vorbild aufweisen können. Das brachte Rocket Internet in der Online-Branche den Ruf einer „Klon-Fabrik“ ein. Laut eigenen Angaben ist Rocket Internet in über 100 Ländern aktiv, wobei es sich vor allem um Wachstumsländer handelt. Aus Rocket Internet hervorgegangen sind unter anderem der Mode-Versender Zalando, die Partnerbörse eDarling, die Möbel-Shops Westwing und Home24.
Die Journalistin Elisabeth Neuwald schrieb auf der Nachrichtenplattform „gründerszene“: „Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass Rocket für die Beteiligung 500000 Euro auf den Tisch gelegt, das Geschäftsmodell aber schnell wieder abgeschrieben hatte. 2010 investierte die französische VC-Gesellschaft Crédit Agricole Private Equity dann 1,3 Millionen Euro in das Start-up.“
Alexander Hüsing, Chefredakteur bei „deutsche-startups.de“ fügt hinzu: „Im Portfolio von Rocket Internet war Netzoptiker zuletzt eher ein Relikt aus einer anderen Zeit. Kaum denkbar, dass der Inkubator heute noch ein Unternehmen gründen würde, dass mit einem teutonischen Namen kaum Ambitionen auf Weltherrschaft haben konnte.“
Zusammenfassend muss man konstatieren, dass die Investoren keinen Glauben mehr in das Geschäftsmodell von netzoptiker setzten, was schließlich im Herbst 2014 in die Insolvenz mündete.
Bei der MyOptique Group denkt man offenbar anders. Dort seiht man netzoptiker als ideale Ergänzung des eigenen Portfolios an. Dirk Meier wird als Berater bei der Integration von netzoptiker in die MyOptique Group helfen. Alle Mitarbeiter der netzoptiker GmbH werden, so die offizielle Verlautbarung, von dem neuen Eigentümer übernommen. Und: „Im Verbund mit dem neuen international erfolgreichen Partner wird netzoptiker deutlich an Fahrt gewinnen: In Zukunft hat netzoptiker Zugang zu dem breiten Sortiment von MyOptique und kann seinen Kunden attraktive Produkte in allen Kategorien anbieten: Brillen, Kontaktlinsen und Sonnenbrillen. Darüber hinaus wird MyOptique die Marketing-Aktivitäten von netzoptiker forcieren und in die Modernisierung der Website investieren, die weiterhin unter der Marke netzoptiker auftreten soll.“
Erfahrung im deutschen Markt
MyOptique ist in Deutschland nicht ganz neu, denn die Gruppe hat in der Vergangenheit bereits aus ihren bestehenden Onlineshops aus – www.de.sunglassesshop.com , www.lenson.com/de sowie www.glassesdirect.com – nach Deutschland geliefert.
Der Markt für Brillen und Kontaktlinsen im Internet hat aufgrund der in ganz Europa vergleichsweise geringen Online-Durchdringung enormes Wachstumspotenzial: Im deutschen Augenoptikhandel beträgt der Online-Anteil drei Prozent (Quelle: ZVA) und liegt damit deutlich unterhalb dem anderer Einzelhandelsbereiche, wo bis zu 20 Prozent der Käufe im Internet getätigt werden.
Natürlich ist der deutsche Markt als größter in Europa verlockend: Mehr als 40 Millionen Deutsche benötigen eine Sehhilfe. Und um ein größeres Stück von diesem Kuchen zu bekommen, müssen die Onlinehändler sich um Investoren bemühen und Kapital einsetzen – ganz wesentlich auch für Werbung, was besonders die Fernsehsender freut.
Über MyOptique Group
MyOptique verzichtet auf den traditionellen stationären Zwischenhändler. Das Unternehmen deckt die drei wesentlichen Produktkategorien ab: Brillen, Sonnenbrillen und Kontaktlinsen. MyOptique führt 7.000 verschiedene Brillenmodelle von über 150 Marken. Zu den Investoren von MyOptique zählen Acton Capital Partners, Beringea, Cipio Partners, Highland Capital Partners, Index Ventures and Korys. Diese haben europäische Internet-Unternehmen unterstützt wie ASOS, BuyVIP, Just Eat, Lovefilm, MyTheresa, Photobox und Windeln.de.
Der Bruttoumsatz der MyOptique Group lag im Geschäftsjahr 2013/14 (bis 30. April 2014) bei 42 Millionen Euro. Mit einem prognostizierten Zuwachs von über 50 Prozent für das laufende Geschäftsjahr wächst der Umsatz im Segment Brillen am stärksten. Nahezu zwei Drittel des Umsatzes werden außerhalb des britischen Heimatmarktes erwirtschaftet. Das Unternehmen hat fünf Standorte in Europa. Seit der ersten größeren Finanzierungsrunde im Jahr 2009 ist das Unternehmen um durchschnittlich 53 Prozent pro Jahr gewachsen und zählt mittlerweile über eine Million Kunden.
Theo Mahr
Aktuelles Heft


ao-info-Service

Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der ao-info-Service? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:













Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum ao-info-Service freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des ao-info-Service.
AGB
datenschutz-online@konradin.de