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„Ich spende ein Jahr“

Hilfsprojekt in Honduras
„Ich spende ein Jahr“

Christiane Hensel aus Berlin ist Augenoptikerin. Eine ganz normale. Ausbildung, Gesellenzeit, Fachhochschulstudium – seit einiger Zeit leitet sie eine Filiale Ihres Arbeitgebers in der Hauptstadt. „Sieben Jahre liegt mein Abschluss an der FH jetzt zurück“, erzählt sie und sagt: „Ich wollte schon immer mal im Ausland arbeiten.“ Jetzt ist es soweit: Am 27. Dezember startet die 34-Jährige nach Honduras. Und (nicht nur) das unterscheidet sie von den meisten ihrer Standesgenossen.

Der Grund für ihren Auslandsaufenthalt liegt in ihrer Überzeugung, „dass unser Reichtum nur funktioniert, weil die da so arm sind“. Christiane Hensel war nach einem Urlaub 2006 in Ekuador nicht länger gewillt, tatenlos dem Elend in Lateinamerika zuzuschauen. Also fasste sie nach langer Suche den Entschluss zu helfen und stieß bei einem Gespräch mit einer befreundeten Kindergärtnerin auf die Organisation „Unsere kleinen Brüder und Schwestern“ (s. Kasten). „Vielleicht kann ich ja etwas zurückgeben. Zunächst spende ich mal ein Jahr.“

Ende letzten Jahres bewarb sich die Augenoptikerin um einen humanitären Einsatz bei der Organisation. Die suchte aber eigentlich keine Augenoptiker. Im Mai 2007 kam es zum Vorstellungsgespräch, in dem Christiane Hensel „viele Fragen zu beantworten“ hatte. „Eine gute Sache ist das mit dem Gespräch. Dabei wird klar und deutlich gesagt, was einen dort erwartet. Jeder Bewerber könnte zu dieser Zeit noch ohne Probleme abspringen. Die Hilfsorganisation möchte ganz sicher sein, dass die Bewerber das Jahr auch tatsächlich durchhalten können“, erklärt die Berlinerin.
Spenden über die Zentrale
Das Jahr in Honduras ist alles andere als eine große Freizeit. Drei Monate zu helfen sei, so Hensel, was zur Beruhigung des Gewissens. Wirklich bewegen könne man vielleicht etwas in einem Jahr. Im Gespräch stellte sich her-aus, dass es in dem Kinderdorf, in dem Christiane Hensel wohnen und arbeiten wird, bereits Teile einer augenoptischen Werkstatt gibt. So lag es nahe, dass man die Augenoptikerin jetzt mit einer großen Aufgabe betraut hat. Sie soll eine komplette Werkstatt aufbauen. Ganz persönlich hat sie sich vorgenommen, bei der Bevölkerung überhaupt erst einmal ein Bewusstsein für Sehen, Brille und Sonnenschutz zu schaffen. Das gibt’s in Honduras – vermutlich, weil die Menschen viel existenziellere Sorgen haben – noch nicht. „Da trägt praktisch niemand eine Brille. Schon in Ekuador habe ich unglaublich viele Menschen mit entzündeten Augen gesehen, weil die auch in 3000 Metern Höhe und in Nachbarschaft zum Äquator ohne Sonnenbrille herumlaufen“, erinnert sich Christiane Hensel. Das soll sich ändern. Dazu werden alle kleinen Bewohner aus dem Kinderdorf, aber auch die Bewohner der benachbarten und völlig verarmten Dörfer in ihrer Sehfähigkeit untersucht. Brillen, Gläser, Geräte und Werkzeug werden noch benötigt. Wer helfen und spenden möchte, kann sich an „Unsere Kleinen Brüder und Schwestern“ wenden (s. Kasten).
Die Berlinerin erhält für ihren Einsatz Kost und Logis sowie ein kleines Taschengeld. Ihre Wohnung im Berliner Stadtteil Friedrichshain will sie möbliert an ausländische Studenten vermieten. „Das klappt schon“, sagt sie zuversichtlich und lacht. „Ich habe keine Kinder oder andere Verpflichtungen. Man findet auch sonst immer tausend Ausreden, etwas nicht zu tun, aber tatsächlich kann man doch alles hier mal für ein Jahr ruhen lassen, oder?“
Christiane Hensel ist gespannt auf das fremde Land. Einen Sprachkurs hat sie bereits besucht, ein weiterer folgt jetzt zum Jahreswechsel. Berührungsängste? Nein. „Deutsche Gründlichkeit trifft lateinamerikanische Gelassenheit – mal sehen, ob mich das mehr fasziniert oder eher nervt“, sagt sie. Die AO-Redaktion wird ihre Arbeit in Honduras verfolgen und auch die Antwort auf die letzte Frage liefern. In einem halben Jahr nehmen wir wieder Kontakt auf. „Per E-Mail geht das tadellos. Nur mit dem Telefonieren wird’s wohl nicht klappen im nächsten Jahr“, macht die Augenoptikerin schon mal Kommunikationswege klar. Theo Mahr
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