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Der Tüftler

Augenoptiker und ihre Hobbys
Der Tüftler

Ihre Hobbys interessieren uns. Was machen Sie, wenn Ihr berufliches Tagewerk erledigt ist? Haben Sie ein außergewöhnliches Hobby, das Sie Ihren Kollegen vorstellen möchten. Rufen Sie uns an, wir schreiben über Sie und Ihre Lieblingsbeschäftigung. Heute über Horst Geldmacher von Augenoptik Foto Studio Geldmacher in Bad Salzdetfurth.

Horst Geldmacher ist Legastheniker. Was Besseres hätte ihm gar nicht passieren können, möchte ich fast sagen. Zumindest im Nachhinein gesehen. Seine Jugend war kein Zuckerschlecken, denn niemand kannte damals Legasthenie und schon gar nicht ihre Bedeutung und Auswirkung. Im besten Fall galten die Kinder als stinkfaul, im schlimmsten als blöd. Horst Geldmacher – Jahrgang 1948 – hat seine Geschichten zu erzählen. Nur eine: Sein Schulheft musste – als das ewig schlechteste – in Gelb eingebunden werden. Eines Tages vergaß er zu Hause sein Aufsatzheft. Prompt sollte er vorlesen. Geldmacher improvisierte angstvoll, las vom – leeren – Blatt ab und wurde gelobt. Als er seinen Aufsatz ein zweites Mal vorlesen sollte, unterschied der sich natürlich von der ersten Version. Die Sache flog auf, er wurde wegen Betrugs gerügt.

Aufgrund der Lese-/Schreibschwäche bildeten sich bei Geldmacher andere Fähigkeiten aus. Mathematik war sein Strohhalm, die Zahlen flogen ihm zu. Ganz dumm war er also nicht, sicher nur faul, meinte die Umgebung. Was tun mit dem Jungen. Der Vater meinte, er müsse Optik lernen. Das sei ein sicheres Handwerk. Er hatte 1948 seinen Betrieb gegründet und wollte seinen Sohn in der Nachfolge sehen. Viel mehr interessierte der sich aber für die Fotografie. Also lernte er erst Augenoptiker, anschließend noch die Fotografie. 1978 bekam er im Übrigen den Bundespreis der Fotografie verliehen. Aber das nur nebenbei.
Erst Hans-Joachim Haase, bei dem Horst Geldmacher in Berlin studierte, erkannte bei ihm die Winkelfehlsichtigkeit und korrigierte mit Prismen. Seither lief alles besser. Nicht optimal, aber besser. Geldmacher gründete einen Verein für Binokulare Forschung. Von weit her kommen Fehlsichtige, um bei ihm Hilfe zu finden. Gerade erst wieder aus Mexico. Er möchte helfen, gerade weil ihm erst so spät geholfen wurde. Sein Verhältnis zu den Augenärzten ist nicht das beste. Natürlich.
Sein Gleitsichtglaszentriersystem ist genial einfach ausgetüftelt. Gerade war er in China. Nicht zuletzt, um evtl. einen kostengünstigen Hersteller dafür zu finden. Die Augenoptik lässt ihn nicht los aber genauso wenig auch die Fotografie. Zusammen mit seiner Frau – die auch Augenoptikerin ist – geht er an den Wochenenden fotografieren. Gern auch Hochzeiten. Um alle Gäste auf ein Foto zu bekommen, müssen die schon mal eng zusammenrücken und auf mit Brettern versehene Böcke steigen. Eines Tages passierte es, alles krachte zusammen. Der Schreck wandelte sich in großes Gelächter. Geldmacher suchte eine andere Lösung.
Ausgetüftelt hat er eine fahr- und zusammenklappbare Treppe. Innerhalb von zwei Minuten auf- und abbaubar. Der Wagen ist TÜV-abgenommen, wird inzwischen in Serie produziert und kann gekauft werden. Für Fotografen eigentlich ein unabdingbares Muss.
Horst Geldmacher fährt auch Motorrad. Viel und gern. Wer als Motorradfahrer sein Gerät bewegen will, ohne darauf zu sitzen, weiß, dass das mit allerhand Aufwand verbunden ist. Ein Anhänger muss her, die Maschine gut verzurrt werden usw. Nicht so bei Geldmacher. Er tüftelte wieder und versah einen umgebauten Fiat Scudo mit einer Heckabsenkung. Ganz leicht kann das Motorrad über eine Rampe hinein geschoben und in einer Vorrichtung festgestellt werden. Genauso gut können übrigens auch Rollstühle – oder ein Zentriersystem – eingeladen und festgestellt werden. Auch hier können Sie weitere Informationen bei Horst Geldmacher bekommen.
Manchmal fährt Geldmacher mit seinem Trecker durch Bad Salzdetfurth. Zu besonderen Gelegenheiten und mit Gästen. Nicht mit einem x-beliebigen Trecker. Natürlich nicht. Es ist ein Hanomag R40 aus dem Jahr 1944. In ca. 600 Arbeitsstunden hat er ihn in seine Einzelteile zerlegt und restauriert. Und weil ihm das Restaurieren so viel Freude gemacht hat, läuft wieder ein neues Projekt. Zur Zeit wird an der Rekonstruktion eines Zirkuswagens aus dem Jahr 1910 nach Originalplänen gearbeitet.
Die Geldmachers sammeln. Nicht alles und nicht um jeden Preis. Aber wer sich für das erste in Deutschland erschienene Micky-Maus-Heft interessiert, kann es bei ihnen finden. Ihr um- und ausgebautes Fachwerkhaus hat in jeder Ecke etwas Interessantes zu bieten. Setzen Sie sich doch mal mit ihnen in Verbindung, vielleicht hat er schon etwas ausgetüftelt, das Ihnen von Nutzen sein kann. Sie werden sie im Optikladen, den sie zusammen mit Sohn Kolja und zehn Augenoptikern betreiben oder im Fotoladen, den sie mit zwei Fotografinnen führen, erwischen. Oder schauen Sie auf die website www.geldmacher.com
Ulla Schmidt
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