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Ausgezeichnete Bilanz für Branchentreff in Wien

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Ausgezeichnete Bilanz für Branchentreff in Wien

Am Samstag, den 16. September 2023, fand zum achten Mal das OHI UPDATE statt. Die österreichische Branchenveranstaltung verbuchte in Wien im SO/Vienna erneut einen Besucherrekord mit 330 Fachbesuchern und 45 Industrie-Ausstellern.

Sechs Fortbildungsvorträge für Augenoptiker und Hörakustiker und eine anschließende fulminate Branchenparty mit dem aus dem Radio bekannten DJ Martin Domkar zeichneten den Tag aus. Im Rahmen der Veranstaltung erfolgte zum dritten Mal die feierliche Verleihung der European Qualification in Optics für die Absolventen der OHI.

„Im Jahr 2014 starteten wir mit 70 Besuchern und dreizehn Unterstützern aus der Industrie in der Kuffner Sternwarte. Die Veranstaltung ist in den vergangenen neun Jahren langsam aber kontinuierlich gewachsen und mit über 330 Teilnehmern und 45 Industrie-Ausstellern nunmehr die bedeutendste und größte Veranstaltung der Branche in Österreich“, meldet OHI-Geschäftsführer Harald Belyus.

Netzwerken zwischen den Teilnehmeren stand dabei hoch im Kurs. So freuten sich die Veranstalter unter anderem ganz besonders auch über den Besuch von Beate Gromke, EUHA Präsidentin und Cathleen Kabashi von der opti aus München.

„Mit den sechs begleitenden, produktneutralen, wissenschaftlichen Fortbildungsträgen hat das Format an großer Beliebtheit gewonnen. Der Samstag bietet einen angenehmen Mix an der Vermittlung von Wissen, einen Überblick an Produktinnovationen und neuen Brillenkollektionen in einem angenehmen Umfeld für Gespräche und einen Austausch innerhalb der Branche“, ergänzt OHI-Geschäftsführer Walter Gutstein und freut sich schon auf die Neuauflage am den 14. September 2024 an gleicher Stätte.

Vorträge auf einen Blick

Beate Göpel, Präsidentin der IVBS (Internationale Vereinigung für Binokulares Sehen) ging in ihrem Vortrag auf zwei grundlegende Fragen ein. Zum Ersten, warum überhaupt eine prismatische Korrektion notwendig ist und zum Zweiten, wie eine solche Korrektion korrekt durchgeführt wird. Göpel berichtete, dass am häufigsten eine Esophorie zu korrigieren ist. Ebenso werden meist prismatische Werte unter 5cm/m verordnet. Beim Tragen einer prismatischen Korrektur werden Beschwerden wie Kopfschmerzen, Migräne oder ein trockenes Auge meist gelindert. Göpel betonte, dass im Sinne einer Steigerung der Lebensqualität die Binokularprüfung zur vollständigen Refraktion immer dazu gehört. „Es ist sehr befriedigend, wenn man Personen, die aufgrund einer unterlassenen binokularen Versorgung eine große psychische Belastung erfahren haben, letztendlich mit einer binokularen Korrektion helfen kann.“ Für die Durchführung einer binokularen Messung empfahl Göpel die aktuellen „IVBS-Richtlinien zur Durchführung der MKH” zu nutzen. Diese sind bei der Geschäftsstelle der IVBS gedruckt oder online verfügbar. In dieser Anleitung werden bewährte Regeln für die binokulare Korrektion erklärt. Die Referentin zeigte zudem einige Tricks und Methoden bei der Nutzung einer Teilkorrektur auf, welche in Folge jedoch an eine Erfolgskontrolle der Kunden geknüpft sind.

Katharina Raschke leitete ihren Vortrag mit den Worten ein, dass es so wie es keinen „typischen Presbyopen“ gibt. Und somit gibt es auch keine universelle Kontaktlinse zur Korrektur einer Presbyopie. Letztendlich sind verschiedene Veränderungen am alternden Auge zu beobachten. Angefangen vom Tränenfilm bis hin zur Augenlinse. Alle Faktoren müssen in eine adäquate Kontaktlinsen-Anpassung mit einfließen. Raschke erklärte den Unterschied bei der Akkommodation, abhängig davon ob die Person hyperop, myop oder emmetrop ist. Anschaulich zeigte sie verschiedenen, gängige Systeme der Presbyopiekorrektur mit Kontaktlinsen und deren einzelnen Stärken. So erklärte sie dem Auditorium in welchem Zusammenhang bei simultanen Systemen die Abbildung in Abhängigkeit von der Addition, der Pupillengröße und die Auswahl der zentralen Optikzone bei nah- oder fernzentrierten Kontaktlinsen beeinflusst wird. Raschke empfahl vor der Anpassung einen systematisierten Fragebogen zu verwenden. „Das Übersehen von wichtigen Details bei der Anamnese wird meist ganz schön unterschätzt”, so Raschke. Sind die ersten Kontaktlinsen einmal am Auge, dann ist unbedingt auf eine realistische Erfolgskontrolle zu achten. Es sollten keinesfalls sofort mit Optotypen getestet werden. Für eine angenehmere Eingewöhnung empfahl Raschke den Neukunden – je nachdem ob es ich bei den um fern- oder nahzentrierte Systeme handelt – entweder eine Sonnenbrille mitzugeben oder für ausreichend Licht zu sorgen.

Michael Bärtschi, PhD, sprach über „Künstliche Intelligenz in der optometrischen Praxis“. Künstliche Intelligenz wird an der Basis mit Daten gefüttert. Per se erstellt die KI kein gänzlich neues Wissen. Falls sie aber basierend auf diesen Daten eine neue Antwort gibt, so ist es am Menschen zu überprüfen, ob diese Antwort stimmen kann. So kann bei der durch KI unterstützte Telemedizin auch nur das festgestellt werden, was vorher eingegeben wurde. Krankhaftes kann somit sehr wohl auch vom System übersehen werden.

„KI kann jedoch sehr gut objektiv klassifizieren“, merkte Bärtschi an. So wird in optischen Messsystemen häufig die Ampelfarbe grün, gelb und rot verwendet, was „nur“ Häufigkeit ein eines gewissen Messwertes widerspiegelt – jedoch nicht, ob etwas gesund oder krank ist. „Die Auswertungen und Vermessungen mit der KI sind präziser und reproduzierbarer, aber Artefakte und Fehlzuordnungen verfälschen das Resultat”, gab Bärtschi zu bedenken. Mit Fallbeispielen zeigte er, wo das System der KI etwas als auffällig dargestellt hat, was jedoch unbedenklich war. Und andererseits sind Fälle bekannt, wo ein Algorithmus das Bild unauffällig einstufte, obwohl sich die Beurteilung als krankhaft herausstellen musste. Letztlich muss der Anwedner einer KI die Verantwortung übernehmen und auch das Wissen für die Interpretation der Daten und Befunde sein Eigen nennen. Ist das Wissen nicht vorhanden, so sollte man sich nicht gänzlich auf die Einschätzung der KI verlassen. Fehlendes Wissen ist demnach keine Legitimation, um Verantwortung an die Technik abzugeben.

Kristin Ohlmann präsentierte interessante Erkenntnisse zur Wahrnehmung von frequenzabhängigen Hörgerätelatenzen. Hörgerätelatenzen sind für Menschen, die Hörgeräte verwenden, oft störend, insbesondere in offenen Versorgungen. Um die Wahrnehmung solcher Latenzen besser zu verstehen, führte Ohlmann eine Untersuchung durch, bei der sie sich auf drei Alternative-Forced-Choice Tests stützte. Eine bedeutende Feststellung war, dass es konstante Latenzen gibt, die unabhängig von der Frequenz sind. Dies bedeutet, dass die Verzögerungen, die bei der Verarbeitung von Schallsignalen auftreten, nicht von der Tonhöhe abhängen. Die Wahrnehmbarkeit dieser Latenzen hängt jedoch von dem Frequenzbereich ab, in dem der Direktschall und der Hörgeräteoutput interagieren. Der Direktschall weist in der Regel durch eine Tiefpasscharakteristik auf, während der Hörgerätoutput eine Hochtonverstärkung aufweist. Dadurch kann die Wahrnehmung der Latenz frequenzabhängig sein. In weiteren Tests wurde Schmalbandrauschen verwendet, in das eine Latenz eingebaut wurde. Hierbei stellte sich heraus, dass die Wahrnehmbarkeit der Latenz von ihrer Größe abhängt. Die Erkennbarkeit der Latenz steigt im Bereich von 0.1 T bis 0.5 T stetig an. Abschließend konnte festgestellt werden, dass die Wahrnehmungsschwelle für frequenzabhängige Latenzen bei circa 0.25 T liegt. Dies sind wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung von Hörgerätetechnologien, um die Hörerfahrung für Menschen mit Hörgeräten weiter zu verbessern. Kristin Ohlmanns Forschung leistet somit einen wertvollen Beitrag zur Optimierung der Hörgeräteversorgung.

Dr. Dirk Oetting präsentierte seine Erkenntnisse zum Anpassverfahren „trueLoudness“ in der Praxis. In seinem Vortrag beleuchtete er die Entwicklung und die praktischen Anwendungen dieses Verfahrens. So arbeiten traditionelle Lautheitsskalierungen mit schmalbandigen Signalen, was zu einem schmalbandigen Lautheitsausgleich führt. Im Jahr 2012 wurde jedoch festgestellt, dass dieser Ansatz dazu führt, dass die Ausgabe um etwa 6 dB zu laut ist. Im Jahr 2013 wurde der Effekt der binaural breitbandigen Lautheitssummation erkannt. Dies führte 2015 zur Vorstellung der Ergebnisse auf der ISAAR Konferenz und schließlich 2017 zur Zusammenarbeit mit Acousticon für die Entwicklung von trueLoudness. Ein wesentlicher Faktor, den Dr. Oetting betonte, ist die starke individuelle Variation des Lautheitsempfindens. Dies führt dazu, dass Menschen mit gleichen Audiogrammen unterschiedliche Verstärkungen benötigen können. In einigen Fällen sind sehr hohe Kompressionen erforderlich, insbesondere in Bezug auf das statische Kompressionsverhältnis. Der Dynamikbereich für binaural breitbandige Signale kann häufig geringer sein als im Audiogramm, und sogar negative Verstärkungswerte sind möglich. Oetting präsentierte spannende Praxisbeispiele und wies darauf hin, dass 16 reale Anpassfälle im Internet nachvollzogen werden können. Das Fazit seines Vortrags war, dass es viele verschiedene Wege zur erfolgreichen Hörsystemanpassung gibt. Er kündigte an, dass zukünftig eine Messsoftware für die gängigen Audiometer verfügbar sein wird, die trueLoudness unterstützen wird. Dies verspricht eine weitere Verbesserung der Hörsystemanpassung und eine individuellere Versorgung für Menschen mit Hörproblemen.

Tinnitus, das subjektive Ohrgeräusch ohne äußere Schallquelle, betrifft Millionen von Menschen weltweit. Prof. Dr. Birgit Mazurek, eine renommierte Expertin auf diesem Gebiet, präsentierte faszinierende Erkenntnisse über die Komorbiditäten bei Tinnitus. Die Prävalenz von Tinnitus in Europa liegt zwischen 8% und 30%, wobei Deutschland und Österreich mit Werten von 8% bis 12% im Durchschnitt liegen. Tinnitus ist jedoch keine isolierte Erkrankung, sondern eine vielschichtige und komplexe Störung, die oft mit anderen Gesundheitsproblemen einhergeht. Ein interessanter Aspekt von Prof. Dr. Mazureks Vortrag war die Beziehung zwischen Tinnitus und Depression. Es wurde gezeigt, dass es eine klare Korrelation zwischen diesen beiden Erkrankungen gibt. Bei Tinnitus-Patienten ist es wichtig, die Schwere der Depression zu ermitteln, um eine umfassende Behandlung zu ermöglichen. Hörverlust ist ein weiteres Problem, das oft gleichzeitig mit Tinnitus auftritt. Von den weltweit 430 Millionen Menschen, die an Hörverlust leiden, besteht ein Zusammenhang zwischen der Stärke des Hörverlusts und dem Auftreten von Tinnitus. Zusätzlich erhöht Hörverlust das Risiko von Depressionen und sogar Demenz. Die Behandlung von Tinnitus umfasst Beratung (Counseling), Psychotherapie und die Verwendung von Hörgeräten. Das Ziel des Counselings ist es, negative Krankheitsmodelle zu vermeiden und die Patienten zu unterstützen. Hörgeräte werden insbesondere bei chronischem Tinnitus und Hörverlust empfohlen, da sie nachweislich positive Effekte haben können. Hörtraining kann die Hörgeräteanpassung unterstützen, aber den Haupteffekt erzielen die Hörsysteme selbst. Es wurde auch betont, dass Hörgeräte zur Linderung von Tinnitus mindestens neun bis zehn Stunden pro Tag getragen werden sollten. Mazureks Forschung und Präsentation bieten wichtige Einblicke in die vielfältigen Aspekte von Tinnitus und seine Begleiterkrankungen. Ihre Arbeit unterstreicht die Bedeutung einer ganzheitlichen Herangehensweise an die Behandlung dieser Herausforderung für viele Menschen weltweit.

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