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Limited Edition

Etuifabrik Duggert, Boll
Limited Edition

Genau 2006 Etuis wird es geben. Genehmigt und abgesegnet vom Weltfußballverband Fifa. Versehen mit dem offiziellen Pokal der Weltmeisterschaft. Wer zu spät kommt und keines der begehrten limitierten Lederetuis mehr bekommen kann, wird sich mit anderen, die Weltmeisterschaft betreffenden, Etuis eindecken können; oder Mikrofaser-Brillentüchern in Form der Trikots der teilnehmenden Mannschaften. Einfallen ließ sich das die Etuifabrik Duggert.

Als Heinrich Duggert 1898 seine Etuifabrik in Pforzheim gründete, dachte noch keiner an eine Fußballweltmeisterschaft. Man dachte in Pforzheim an Schmuck und Bestecke und genau dafür wurden Etuis gebraucht. In der Duggertschen Schreinerei wurden Rohkörper aus Holz gefertigt, die dann in Handarbeit mit Leder, Velour oder Glanzpapier überzogen wurden. Innen glänzte Atlasseide oder Samt. Teilweise verziert mit einem Logo – hoch kompliziert im Druck – und immer mit einem goldenen Schnappverschluss versehen.

Die Firma lief gut und wurde 1901 nach Boll verlegt. Dort fand man beste Konditionen, die Stadt forcierte den Zuzug. Ein großes Haus wurde gebaut, die Firma hatte fast vierzig Mitarbeiter. Für die damalige Zeit eine schon beachtliche Anzahl. Der ursprüngliche Bau wurde erweitert und für die Einweihungsfeier eigens ein Fotograf bestellt. Die Firma war in Boll ein wichtiger Faktor für den Lebensunterhalt geworden, wenn auch ein Teil der Arbeiter nur im Winter zur Arbeit kam. Während der Ernte oder des Heuens hatte man eben andere Dinge zu tun.
Etuis bis nach Amerika
Schon um die Zeit des ersten Weltkriegs herum lieferte die Firma ihre Etuis bis nach Amerika. Hilfreich waren hier die Englischkenntnisse eines Neffens des Firmengründers. Heinrich Duggert hatte Töchter, die damals im Berufsbild nicht vorkamen und bestenfalls auf eine Heirat vorbereitet wurden. Berufe für Töchter waren zu dieser Zeit noch die große Ausnahme. Der Englisch sprechende Neffe wurde unentbehrlich. Er half bei der Kundenbetreuung und den Verhandlungen mit den Banken, die offensichtlich schon immer einen zähen Partner erforderten.
Inzwischen hatte eine geniale Erfindung die Firma einen weiteren Schritt nach vorn gebracht. Es wurde ein Spezialwerkzeug kreiert – hergestellt von Schlossern aus Boll – zur Rationalisierung der Rohkörperherstellung. Mit Seifenwasser getränkte Pappe konnte so heiß verformt werden. Das Etui war nach dem Erkalten hart wie Holz. Es wurde serienmäßig produziert, man konnte einige Filialen eröffnen. Die Firma Duggert war der größte Devisenbringer im Landkreis. Die Mitarbeiterzahl wuchs auf 300.
Einen großen Einschnitt brachte der zweite Weltkrieg. Auf einen Schlag war das komplette USA-Geschäft vorbei. Im Inland wurde alles andere als Schmuckverpackungen benötigt. Die Firma musste – wie viele andere – in den sauren Apfel beißen und Rüstungsaufträge bearbeiten. Nach 1948 konnte man sich wieder der ursprünglichen Etuiproduktion widmen. Der Kontakt zu den inländischen Kunden wurde wieder aufgenommen und intensiviert. Ziel der Firma Duggert war, ganz Deutschland flächendeckend mit eigenen Vertretern und firmeneigenen VWs zu versorgen. Viele aus dem Krieg heimkehrende Handwerker wurden angeworben, arbeitslose Berufssoldaten wurden Vertreter.
Die Firma Duggert, inzwischen auf Brillenetuis spezialisiert, wurde wieder wer. Leider machte jedoch der Zwang zur Rationalisierung auch vor dieser Firma nicht halt. Heute wird der größte Teil der Etuis in Asien hergestellt. Cirka ein Drittel der Produktion kommt noch aus Boll.
Was aber über 108 Jahre Beständigkeit hatte, ist der familiäre Charakter der Firma. Nicht nur, dass diese Firma immer noch in Hand der Gründerfamilie ist; auch das ‚Miteinander’ von Führungsebene und Angestellten ist familiär. „Wir haben in der Firma nicht die hierarchische Form und sind mehr oder weniger eine große Familie“, erzählt Peter Simon. Er ist Vertriebsleiter, Repräsentant im Außendienst und Freund des Geschäftsführers Beat Kinzler. Es war Simons Idee, sich auf die Fußballweltmeisterschaft zu konzentrieren. Schon 2003 kümmerte er sich um die Verhandlungen mit EM-TV. 2004 wurde der Vertrag unterschrieben. Was hier in zwei Sätzen abgehandelt werden kann, erforderte eine Unmenge Geduld, Verhandlungen und auch Geld. Die Lizenzkosten sind im sechsstelligen Bereich angesiedelt. Das Design muss bis ins Kleinste abgesegnet werden.
Wenn auch Sie Ihre Verbindung zur Fußballweltmeisterschaft zeigen und Ihre Kunden mit ‚dem’ Thema in den Laden holen möchten, setzen Sie sich mit der Firma Duggert in Verbindung. Sollten Sie keines der Limited Edition-Etuis mehr erwischen, gibt es genügend andere fußballbezogene Etuis und Tücher neben den Standard-Blech-, Kunststoff-, Hartschalen- und Softetuis. Alles auf Wunsch auch bedruckt.
Ulla Schmidt
Fotos: Duggert, Frank Herrmann
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