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Exakt den Bedarf klären

Sportoptik und Pol-Filter
Exakt den Bedarf klären

In den Siebzigern waren Polaroid-Sonnenbrillen der Hit. Die Gläser waren eigentlich nur Folien – aber es gab keine Reflexe mehr auf glänzenden Flächen. Leider fielen die Scheiben schnell aus der Fassung und die Qualität ließ insgesamt zu wünschen übrig. Also wurde das Sandwichsystem entwickelt. Die Gläser fielen nicht mehr aus der Fassung, aber sie waren dick und schwer. Die Techniker haben es geschafft, polarisierende Filter zu fertigen, die dünn, leicht und trotzdem stabil sind. Sie halten in allen Fassungen und können auch in jeder Korrektionsverglasung angeboten werden. Sie erleben eine Renaissance und werden gerne im Sport benutzt.

So gut wie alle Pol-Filter sind mit einer Absorption von 80 % und mehr ausgestattet. Das liegt auch auf der Hand, denn – je dunkler der Filter, desto besser die Poleigenschaften. Und was ist verführerischer als mit guten Gläsern die Augen wirklich zu schützen – vor Reflexen und Lichtblitzen.

Im Sport ist es allerdings nicht immer so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht, und es heißt gut zu differenzieren, wo diese Filter wirklich den gewünschten Effekt haben und wo nicht. So liegt der Klassiker in der Zwischenzeit schon darin, dass nicht alle Monitore einwandfrei ablesbar sind. Egal, ob es sich dabei um Handys oder GPS-Monitore handelt. Und im Sport gibt es viel Technik! Beim Segeln beispielsweise ist ein Navigationssystem ab einer bestimmten Bootsgröße nicht mehr wegzudenken, und der beratende Augenoptiker sollte sich genau erkundigen, was der Segler auf dem Boot für eine Position einnimmt, sonst geht die Polbrille vor Wut schneller über Bord als man glaubt.
Reflexe am Wasser werden als Kaufargument gerne ins Spiel gebracht. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass Totalreflexion am Wasser oftmals unangenehm ist und die Augen schneller ermüden lässt. So mancher Wassersportler braucht die Reflexe allerdings, um sich orientieren zu können. Segler mit Leichtbooten, die auf jeden Windhauch reagieren, schauen vorrangig auf die Wasseroberfläche und erkennen an den Reflexen, wo der Wind steht. Diese Sportlergruppe lehnt Polfilter grundsätzlich ab.
Ruderern tut man sicher einen Gefallen, wenn das Wasser glatt und reflexfrei vor ihnen liegt, während ein Kanute im laufenden Gewässer mit Strudel dessen Sog über die Reflexion erkennen kann und darauf angewiesen ist die Drehrichtung des Strudels zu sehen. Bewegt er sich durch relativ niedriges Wasser, das ruhig fließt, ist es für Mann und Boot sehr sicher, wenn er den Untergrund mit einem Polfilter gut einschätzen und eventuellen Felsen oder Baumstümpfen dadurch ausweichen kann. Auch hier ist es wieder entscheidend, ein Gespräch mit dem Kunden zu führen, um zu wissen, wo die Hauptbedürfnisse des Sportlers sind und dann die richtige Wahl zu treffen.
Gespeicherte Eindrücke
Auch wenn Schnee stark reflektiert, ist es nicht immer die beste Lösung, einfach alle Reflexe auszuschalten. Man kann immer noch die Unebenheiten der Piste erkennen, aber die Schneekonsistenz ist nicht mehr einzuordnen. Jeder Skifahrer lernt erst einmal die Technik des Fahrens, doch den Umgang mit dem Schnee lernt man beim Fahren. Das heißt, wenn man erst mal über eine Eisplatte gefahren ist, merkt man schnell, dass man hier am besten keine Kurve fährt. Und im Sulzschnee sollte man einen anderen Fahrstil anwenden als im lockeren Tiefschnee. Jeder Schnee in seiner Konsistenz hat eine andere Reflexion. Diese wird im Gehirn abgespeichert und unbewusst abgerufen, wenn genau der Seheindruck in der Wahrnehmungszentrale angekommen ist. Sind aber die eintrainierten Seheindrücke nicht mehr vorhanden, kann es auch nicht zu den richtigen Reaktionen kommen.
Selbst Angler, die ihre Polbrillen leider immer noch zu oft im Anglerfachhandel oder per Katalog bestellen, dürfen polarisierende Scheiben nicht im Wettkampf tragen. Für alle anderen ist der Polfilter allerdings ein Muss. Das trifft vorrangig Fliegenfischer, deren Sport sehr aufwändig und teuer ist. Friedfischer tragen ebenfalls gerne Polfilter, allerdings ist es für diese nicht so wichtig eine Polbrille zu tragen um zum Erfolg zu kommen.
Segelflieger hätten sicher einen Vorteil von der Blauausfilterung mancher Polfilter, leider sind die meisten Kapseln der Flugzeuge aber gezogene Plexischeiben und durch die polarisierende Wirkung kommen die Spannungsfelder richtig heraus und erschweren das Sehen enorm.
Auch bei Besitzern von Oldtimern ist man mit einem Polfilter nicht auf der richtigen Beratungsschiene. Sind die Frontscheiben noch im Originalzustand, so findet man auch hier die wabenförmigen Spannungsfelder der damaligen Sicherheitsgläser.
Die sehr dunkle Absorption der Polfilter ist ein Problem. Polarisation funktioniert erst ab 40 % Absorption. Warum nicht gleich richtig dunkel machen? Wenige bieten Gläser um die 50 % Absorption an, speziell für Angler. Die erleben das, was für alle gleichermaßen gilt: Je dunkler eine Filterscheibe, desto schlechter werden das Kontrastsehen und die Visusleistung.
Die dunkle Absorption mag spontan angenehm sein, doch sie ist unter dem Sicherheitsaspekt für manchen Sportler also kontraproduktiv. Für viele sind Polfilter aber eine echte Verbesserung. Wenn sie bei strahlend hellem Licht benutzt werden, schlagen sie die herkömmlichen Farbfilter um Längen.
Was dadurch deutlich wird? Im Sport (und nicht nur da) sollte man stets auf die exakte Bedarfsanalyse setzen und genau klären, was der Kunde sehen will und muss. Elisabeth Schiller
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