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Ein Miteinander, das jeder lebt

Jonen: Eine Reportage
Ein Miteinander, das jeder lebt

Alljährlich ermittelt die renommierte Initiative „TOP JOB“ in einem bundesweiten Vergleich mittelständische Unternehmen unterschiedlichster Branchen, deren Personalpolitik beispielgebend ist. Auch die Augenoptik ist unter den aktuellen Preisträgern vertreten: durch die Firma Jonen mit derzeit 14 Niederlassungen im Rhein-Erft-Kreis, im Kreis Euskirchen sowie in der Stadt Düren. Doch wie sieht der Arbeitsalltag in einem Geschäft aus, das einen der besten Arbeitgeber Deutschlands hat? Unser Autor Martin Schaarschmidt fuhr nach Euskirchen, um sich vor Ort zu informieren.

Viele kleine, attraktive Geschäfte, das Einkaufscenter „Galleria“, das neu errichtete „Veybachcenter“, Restaurants und gemütliche Cafés… – wer sich zum Bummeln und Shoppen verabreden will, ist in Euskirchen auf jeden Fall richtig. Vom Bahnhof laufe ich in Richtung Neustraße und mitten hinein in die Fußgängerzone, schlendere über den Alten Markt, an einem Ensemble historischer, liebevoll restaurierter Bürgerhäuser vorbei bis zum Annaturmplatz. Buntes Leben herrscht auf den Einkaufsstraßen. Weil die Sonne scheint, nutzen Groß und Klein die zahllosen Möglichkeiten, bei Sahneeis oder Kaffee Latte im Freien zu sitzen und zu genießen.

Quer zur Neustraße verläuft die Berliner Straße. Ich bin verabredet in Nummer 21. Schon von weitem sehe ich die großen roten Leuchtbuchstaben. Eine Plakatwand wirbt für neueste Brillenfassungen der Marke Joop. Die transparente Schaufensterfront erweckt Neugier. Ich betrete das Geschäft, und im Inneren empfängt mich ein modernes, freundliches Ambiente. – „Unsere Läden wurden alle von Cöln Design kreiert, einem renommierten Kölner Design-Büro, das sich auf die Gestaltung von Augenoptik-Fachgeschäften spezialisiert hat“, erläutert mir Betriebsleiter Christoph Russe, während er mich durch die Räumlichkeiten führt.
Die weite, hell ausgestrahlte Verkaufsfläche wirkt großzügig. In den Auslagen finden sich neueste Brillenfassungen namhafter Hersteller aus aller Welt. Es gibt mehrere Beratungstische für das individuelle Kundengespräch, einen komfortablen Wartebereich, neueste Ausstattung zur Refraktionsbestimmung, mit Autorefraktometer und automatischem Phoropter, eine große KL-Einheit und ein visuReal Videozentriersystem für die optimale Brillenanpassung sowie zur Fassungsauswahl.
„Bei uns kann man sich die Arbeitszeit flexibel einteilen.“
Acht Mitarbeiter stehen in der Jonen-Filiale für die Beratung der Kunden bereit – neben Augenoptiker- und Hörgeräteakustikermeister Christoph Russe auch die staatlich geprüfte Augenoptikerin und Augenoptikermeisterin Dolores Koniczek, dazu fünf Gesellen und eine Auszubildende. – „Die Zweigleisigkeit von Augenoptik und Hörgeräteakustik finden Sie in allen Jonen-Filialen“, erläutert Christoph Russe. „Als zweispartiger Betrieb haben wir eine ganze Reihe von Mitarbeitern mit Doppelqualifikation.“
Was ist eigentlich so besonderes an Ihrem Arbeitgeber, dass er zu den besten in ganz Deutschland gehört? – „Besonders ist sicherlich die Flexibilität“, erklärt der Betriebsleiter. „Wir haben ein individuelles Arbeitszeitmodell, eine so genannte Absprache gebundene flexible Arbeitszeit. In einem bestimmten Rahmen kann man bei uns vereinbaren, wie und wann man arbeitet. Jeder hat sein jährliches Zeitkonto, das erfüllt werden muss. Die wöchentliche Arbeitzeit kann ich nach Absprache unter- oder überschreiten. Das bringt mehr Spielraum – beispielsweise auch für junge Mütter und Väter.“
Möglich wurde das individuelle Zeitmodell durch die recht große Personaldecke der regionalen Augenoptik-Kette. Ein Weniger an zeitlicher Präsenz des einen Mitarbeiters lässt sich durch andere kompensieren. – „Ein ausgeklügeltes System stellt sicher, dass immer jemand da ist, der die Kunden professionell bedient“, erklärt Augenoptikermeister Russe. „Das gibt uns Mitarbeitern auch die Chance, beruflich voran zu kommen, ohne dass die innerbetrieblichen Abläufe beeinträchtigt werden.“
„Ob Geselle, Meister oder Lehrling – jeder kann seine Ideen aussprechen.“
Wie man bei Jonen im Beruf vor-ankommen kann, das weiß auch Dolores Koniczek zu erzählen. Vor elf Jahren begann sie hier im Geschäft ihre Ausbildung zur Augenoptikerin: „Schon als Azubi hat mir gefallen, wie die Mitarbeiter mit einander umgingen“, erinnert sie sich. „Wenn jemand eine gute Idee hatte – ob das nun ein Geselle war, der Meister oder der Lehrling – dann konnte er diese Idee auch aussprechen. – Wie kann man einen Ablauf noch effektiver gestalten? Was lässt sich im Zusammenspiel aller verbessern? – Da gab es immer offene Ohren und zudem die Bereitschaft, Neues auszuprobieren.“
„Ich weiß noch, wie ich als Azubi irgendwann unser Lager übernommen habe“, fährt Dolores Koniczek fort. „Da gab es hin und wieder kleine Verwicklungen, weil mal die eine, mal die andere Kollegin Bestellungen machte, und Waren doppelt kamen. Herr Russe gab mir freie Hand, und ich konnte meine Verbesserungsideen umsetzen. Ich habe Schrankfächer beschriftet, Tabellen gestaltet, und mit einem Mal war jederzeit nachvollziehbar, welche Warenbestände noch da sind und was geordert werden muss. Sicherlich, das war nichts Weltbewegendes. Aber für einen Azubi ist es toll, wenn er Verantwortung übernehmen kann und das Gefühl hat, ernst genommen zu werden.“
Dieses positive Gefühl hielt an. Und weil die Auszubildende Dolores Koniczek überzeugte, konnte sie auch nach der Gesellenprüfung bei Jonen in Euskirchen bleiben. – „Von Anfang an machte sie ihre Sache sehr gut“, erzählt Christoph Russe, „Und deshalb habe ich sie auch regelrecht gedrängt, weiter zu lernen und noch den Meister zu machen.“
Tatsächlich startete die junge Frau im Februar 2003 ihren Kurs an der Meisterschule in Köln. – Noch einmal zweieinhalb Jahre Unterricht. Dem Geschäft in der Berliner Straße hielt sie dennoch die Treue. – „Die Meisterschule war Vollzeit; aber ich bin auch während des Lehrgangs zweimal die Woche hierher gekommen, um auszuhelfen“, erzählt sie. „Ich war immer für Freitagnachmittag und für Samstag eingeplant. Für mich war es wichtig, den Kontakt zur Praxis und zu den Kollegen zu halten, nicht völlig aus dem Job raus zu sein.“
„Hier hat jeder die Chance, im Beruf voran zu kommen.“
Aus- und Weiterbildung wird seit Bestehen der Firma Jonen groß geschrieben. Allein rund 80 Azubis haben bisher in einem Geschäft des Unternehmens den Beruf des Augenoptikers oder den des Hörgeräteakustikers erlernt. – „Viele, die bei uns als Meister einer Niederlassung vorstehen, haben als Lehrling im Unternehmen angefangen“, so Christoph Russe. „In meiner Stammbesatzung hier in Euskirchen gibt es allein drei Mitarbeiter, die bei mir die Lehre gemacht haben und danach geblieben sind. Auch mein persönlicher Werdegang bei Jonen verlief so. Hier hat jeder die Chance, im Beruf voran zu kommen.“
Auch Dolores Koniczek hat diese Chance genutzt. Nachdem sie die Meisterschule im Sommer 2005 als Jahrgangsbeste beendete, ging sie ganz zurück zu Jonen nach Euskirchen. Mittlerweile hat sie selbst zwei Azubis durch die Lehre begleitet, und die Dritte, Annekathrin Lienke, hat vor einigen Wochen ihre Ausbildung begonnen.
„Der Start war optimal“, berichtet die 19jährige. „Die Kollegen haben mich von Anfang an gut aufgenommen, und die Atmosphäre hier ist wirklich angenehm.“ – Seit August besucht sie zwei Tage in der Woche die Berufsschule, die anderen verbringt sie in der Filiale. Botengänge, Post auspacken, Gläser einsortieren und erste Kundenkontakte gehören ebenso zu ihren täglichen Aufgaben wie grundlegende handwerkliche Übungen, das Feilen von kleinen Kunststoffplatten, auch schon das Schleifen von Gläsern.
„Mir gefällt besonders, dass Frau Koniczek sich trotz all der Arbeit Zeit für mich nimmt“, so Annekathrin Lienke über ihre Lehrmeisterin. „Sie hilft mir dabei, die Dinge, die wir im Theorie-Unterricht erlernen, in die tägliche Praxis zu übertragen. Wie man Brillengläser anzeichnet, den optischen Mittelpunkt oder die korrekte Lage bestimmt – all das zeigt sie mir. Wir setzen uns gemeinsam an den Computer und spielen alles Schritt für Schritt durch.“
„Dass es auch mal kracht, gehört doch mit dazu.“
Klingt alles ziemlich ideal. Und Probleme, Konflikte zwischen den Kollegen gibt es nie? – „Na ja, Höhen und Tiefen sind überall im Leben“, meint Augenoptikermeisterin Koniczek. „Wir sind täglich zehn Stunden zusammen; dass es da auch mal kracht, gehört doch dazu. Hauptsache, man ist offen zu einander. Dann geht man sich mal fünf Minuten aus dem Weg, und danach ist alles wieder o. k. Hier weiß jeder, was er dem anderen sagen kann, und dass die eigene Meinung zählt.“
Den jetzigen Azubis bietet die Augenoptikermeisterin also auch die Gestaltungsräume, die sie in ihrer Lehrzeit selbst so geschätzt hat? – „Ich fordere sie sogar dazu auf, sich einzubringen“, entgegnet sie. „Nur weil jemand Azubi oder Geselle ist, heißt das doch nicht, dass er keine guten Ideen hat, die alle voran bringen. Ganz im Gegenteil; manchmal sehen ja gerade die mit der größten Erfahrung den Wald vor lauter Bäumen nicht.“
„So ein Miteinander geht aber nur, wenn es jeder lebt“, ergänzt Christoph Russe. „Auch ein Meister darf sich nicht davor scheuen, vielleicht mal zum Besen zu greifen oder den Karton klein zu reißen und weg zu tun. Das verlange ich von jedem. Und das mache ich auch selbst, und habe damit kein Problem.“
Funktioniert die Kommunikation, stimmt das Betriebsklima. Keine Frage, dass die Mitarbeiter auch mal länger bleiben, wenn viel zu klären ist. Gelegentlich geht eine Teambesprechung bis in den Abend. Aber auch angenehme Erlebnisse organisiert sich das Euskirchener Jonen-Team gemeinsam. Zum Grillfest trifft man sich jeden Sommer. Und es gibt den gemeinsamen Ausflug, der mit den Jahreseinnahmen der Trinkgeldkasse bestritten wird: ein Besuch im Phantasialand, ein Rodelwochenende in Winterberg. Demnächst fahren alle gemeinsam nach Köln zur Blue Man Group.
„Für ein gutes Klima ist jeder mitverantwortlich“, meint Christoph Russe. „Uns allen ist das viel wichtiger als irgendwelche Hierarchien. Autoritäres Gehabe ist nicht nur unprofessionell, es geht auch zu Lasten der Kunden.“
Beständigkeit schafft Vertrauen
Ob Kinder oder Hausfrauen, ob Geschäftsleute oder Senioren – nach den 16 Jahren seines Bestehens kann das Euskirchener Fachgeschäft einen gewachsenen Kundenstamm vorweisen. Die Euskirchener schätzen ihren Spezialisten für gutes Sehen und Hören. Beständigkeit schafft Vertrauen und kompetenter Service bringt treue Kunden.
„Ich komme schon seit Ewigkeiten hierher, weil man bei Jonen wirklich beraten wird“, meint Christel Müller (62) aus Euskirchen-Kirchheim. „Gut sehen will ich schließlich jeden Tag und gut aussehen auch, da empfiehlt es sich schon, einen kompetenten Optiker zu haben, dem wirklich an seinen Kunden liegt und der einen nicht mit irgendwelchen Billig-Angeboten narrt.“
„Wenn man hier rein kommt, wird man immer freundlich empfangen. Und man hat das Gefühl, dass die Leute hier wissen, was sie einem verkaufen“, meint auch Sylvia Lorenz (43) aus der Euskirchener Südstadt. „Die meisten Mitarbeiter kenne ich schon seit langem – und sie mich auch; und wenn ich im Zentrum zum Einkaufen bin, komme ich immer mal vorbei, um mir die Brille reinigen zu lassen und ein Schwätzchen zu machen. Als vor einiger Zeit unser Großer seine erste Brille bekommen sollte, war für mich völlig klar, wohin ich mit ihm gehen muss.“
Die Zeit drängt und ich muss mich von den Mitarbeitern der Firma Jonen verabschieden. Auf meinem Rückweg zum Bahnhof begleitet mich das Glockengeläut der Euskirchener Kirchen. – Wie es mir gefallen hat in einer Filiale eines der besten Arbeitgeber Deutschlands? – Es war angenehm, freundlich, modern, professionell und offen; eigentlich alles ganz selbstverständlich – und wohl gerade dadurch irgendwie besonders.
Martin Schaarschmidt
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