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WVAO tagte in Bad Nauheim

Sehen in neuen Dimensionen
WVAO tagte in Bad Nauheim

Das Motto „Optometrie – Sehen in neuen Dimensionen“ des 62. WVAO-Jahreskongresses war Programm. Die Augenoptik ist schon seit Jahren im Wandel. Das Sehen und das Wissen darüber hat wortwörtlich genommen, neue Dimensionen angenommen. Vor allem der Sonntag mit seinen Vorträgen mit Schwerpunkt Optometrie, gab einen detailreichen Blick auf den momentanen Stand der fachlichen Dimension.

Für die Visionen des Geschäftsalltags war die WVAO-Vorsitzende Vera Pfeifer zuständig. Sie zeichnete das Bild eines erfolgreich agierenden Augenoptikerbetriebes im Jahre 2020. Mit ihrer Vision 2020 gab sie den Rahmen vor, in dem sich die Augenoptik aus WVAO-Sicht schon bewegt und weiterhin bewegen wird.

Ein neues Denken hat Einzug gehalten in die Branche. Gesundheit und Leistungsfähigkeit sind eng miteinander verbunden. Deshalb muss im Vordergrund der Bemühungen des einzelnen Augenoptikers und Optometristen stehen, das Sehleistungsvermögen des Menschen so lange wie möglich auf hohem Niveau zu halten, oder gar zu steigern.
Profil gewinnen heißt aber auch auf Spezialisierung zu setzen. Beispielsweise auf ältere Menschen – mit entsprechendem Angebot und Ladenausstattung. „Besonders unsere ältere Kundschaft sucht verstärkt nach Vertrauensmärkten. Und da ist eine auf diese Zielgruppe ausgerichtete Dienstleistungs- und Beziehungsmarketing-Strategie gefordert“, erklärt sie.
Gehörte bislang zur strategischen Ausrichtung eines Unternehmens die Werkstatt meistens dazu, ist eine Werkstatt im heutigen Sinne für die WVAO-Vorsitzende im Jahr 2020 eher aus dem Unternehmenskonzept verschwunden. Zu den angebotenen optometrischen Dienstleistungen stehen aber mehr Funktionalgeräte zur intelligenten Datenerfassung zur Verfügung. Sie sind medienvernetzt, weil sie interdisziplinär und netzwerkorientiert einsetzbar sind.
Dahinter steht eine wichtige Aussage: Man kämpft nicht mehr ausschließlich alleine um das Wohl des Kunden. Die Augenoptik kann natürlich nur bei einem kleinen Teil der Probleme aktiv helfen. Aber es ist gut, wenn er als Fachmann die Einschränkungen seines Kunden erkennt und dort, wo er nicht weiterhelfen kann, interdisziplinäre Netzwerke aktiviert und nutzt, beispielsweise weitere Spezialisten wie Augenärzte oder Therapeuten.
Fachvorträge
Was wäre ein Kongress ohne Fachvorträge. Neben neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die unterschiedlichste Einflüsse auf den Sehvorgang zeigen, hat die Augenoptik vor allem messtechnologisch einen Riesen-Schritt hin zu noch höherer Genauigkeit im Kleinen gemacht. Unterstützt durch die Entwicklung hochpräziser Messgeräte und den damit verbundenen biologisch-physiologisch komfortablen Produkten, haben sich neue Seh-Dienstleistungen entwickelt. Diese Erkenntnis zog sich durch alle Vorträge. Neben den bekannten Top-Referenten aus der Branche gaben sich auch diesmal neue Referentinnen und Referenten die Ehre, ihr Wissen mit dem Publikum zu teilen.
Einer der interessantesten war jedoch ein Nicht-Fachvortrag zum Thema Work-Life-Ballance. Das Thema: Wie bekomme ich Familie und Chefrolle eines Handwerksbetriebes unter einen Hut ohne irgendwann im schlimmsten Fall ausgebrannt zu sein? Ralph Goldschmidt, diplomierter Volkswirt und Sportwissenschaftler, zeigte in einer frisch-dynamischen Art, wie man trotz Verantwortung, sich ein Stück Lebensqualität erhält. Erster Schritt ist eine Bestandaufnahme des eigenen Lebens. Sein Balancemodell besteht aus sieben Lebensbereichen:
Beziehungen, Gesundheit, Beruf, Finanzen, Lebensphilosophie, Freizeit und Wohnen.
Wo gibt es Defizite? Jeder von uns sogenannte emotionale Beziehungskonten. „Überlegen Sie mal, ob es das eine oder andere Beziehungskonto gibt, in dem Sie im Soll stehen. Was können Sie dafür tun, was können Sie einzahlen, damit Sie aus den Miesen wieder heraus kommen?“ schließt er ab.
Seheinschränkungen im Alter
Iris Reckert berichtete über charakteristische Auswirkungen beim Sehen nach Hirnschlag. Nach einem kurzen Einblick über die Funktionsweise des Gehirns ging Reckert zügig und umfassend auf die Auswirkungen anhand einiger interessanten Videos von ihren Praxisfällen ein. Zu den charakteristischen Auswirkungen zählen Doppelbilder, mit einer nicht objektiv sichtbaren Schielstellung. Deshalb gilt es in vielen Fällen zu klären: „Wird es besser, wenn Sie ein Auge zu machen. Eine weitere problematische Auswirkung sind Augenmuskelparesen. In solchen Fällen empfehlen sich provisorische Maßnahmen wie z.B. Prismenfolien. Ein Okkludieren sollte hier vermieden werden, um die Hand Auge Koordination nicht zu beeinträchtigen. Leider gibt es kein einheitliches Konzept zur Behandlung der zur Bewältigung der Auswirkungen durch die oben genannten Pathologien, d.h. jeder Patient muss individuell versorgt werden.
An den vorhergehenden Vortrag anknüpfend referierte Fritz Steiner in gewohnt schweizerisch sachlicher und leicht nachzuvollziehender Art über Halswirbelsäulen (HWS) Distorsionen, Schädelhirntraumata (SHT) und visuelle Wahrnehmungsstörungen. SHT führen zu Wahrnehmungsstörungen, die die Mobilität beeinträchtigen können. Die Patienten können aufgrund von stark unruhigen und schwankenden Seheindrücken das Gleichgewicht kaum halten und torkeln. Mit Hilfe von speziellen Filtergläsern, die das Bild stabilisieren und damit die Konzentration und die Umfeldwahrnehmung verbessern. Das passende Filterglas kann einen stockenden Lesefluss verbessern, Symptome wie Migräne, Müdigkeit, Konzentrationsprobleme und Schwindel bei Bewegung nehmen.
Die Masterstudentin Conny Schwethelm entwickelte als Bachelorabschlussarbeit mit Fritz Buser einen Kontrast-Lesetest. Die Motivation einen neuen Kontrastsehtest zu entwickeln war, einen Weg zu finden optische, neurologische und pathologische Veränderungen frühzeitig erkennen zu können.
Der Test ist in Din A4 Format, linksseitig kontrastreich, rechtsseitig kontrastarm, Testentfernung 25cm oder 40cm. Die Texte sind so formuliert, dass auch bei geringem Kontrastsehen der Text im lesbaren, hohen Kontrast einen Sinn ergibt. Können auch die Textteile im geringen Kontrast gelesen werden, so ergeben sich andere ebenfalls sinnvolle Sätze. Das gewährleistet ein psycholigsch wichtiges Erfolgserlebnis. Mit diesem Test wurde 2009 eine Studie mit 30 Probanden, die nach WHO als normalsichtig eingestuft sind (Visus cc >0,3), im Alter von 60 bis 88 durchgeführt. Das Ergebnis stellte den Test als sinnvolle Variante zu den bisher bekannten Testen, wie Bailey Lovie Chart und Pelli Robson Tafel heraus.
Das Apple iPad und Verwandtes für Blinde und Sehbehinderte als Alltagshilfe stellt Siegfried Kipke vor. Er zeigt aktiv die Geräte, deren Sprachausgabequalitäten und Handhabung. Moderne Handys können als Kommunikationsportal (Talks), Abspielgerät für Hörbücher (Daisy2go), Vorlesegerät (Textscout) und als Einkaufshilfe (PocketShopper) benutzt werden.
Bei Apples iPad, iPod und iPhone sind viele barrierefreie Hilfen in die Betriebssoftware integriert. Schauen sie selbst mal in Ihrem iPhone nach: Einstellungen -> Allgemein -> Bedienungshilfen. Des Weiteren kann über Bluetooth eine mobile Braillezeile mit diesen Geräten verbunden werden.
Dr. Ines Himmelsbach hatte eine empirische Untersuchung zum Umgang mit AMD und Sehbehinderung im Alter anhand von Experteninterviews und Problemzentrierten Interviews durchgeführt. D.h. es wurden Experten und Betroffene befragt. Die Kategorien der Befragungen sind:
  • Erstes Auftreten der Sehbehinderung und Diagnosestellung
  • Wie wird die Diagnose gedeutet?
  • Handlungskontext und Relevanz von Institutionen.
Es zeigt sich ein wesentlicher Zusammenhang: Viele Patienten empfinden die Aufklärung durch die Diagnose stellenden Institutionen als zu gering. Sie bekommen keine Ansprechpartner oder weitere Organisationen genannt, die sie „auffangen“ bzw. weiterführend beraten können. Es ist in vielen Orten leider häufig eher vom Zufall abhängig, ob die Patienten die richtigen Experten finden. Eine Vernetzung, wie sie auch Ziel der WVAO ist, zeigt sich als besonders. Die Referentin gab noch einen interessanten Buchtipp mit auf den Weg: Altern zwischen Kompetenz und Defizit, VS Verlag Wiesbaden.
Christoph von Handorff zeigte anhand vieler Beispiele, wie man einem Laien erklären kann, worum es bei Sehbehinderungen geht, wie Sehbehinderung „aussehen“ kann und welche Hilfsmittel es gibt. Dieses Thema wurde für die WVAO-Fachberater für den Sehbehindertentag in einer variablen Präsentation aufbereitet.
Frank Siewert stellte zahlreiche spezielle und manchmal auch sonderbar erscheinende Fallbeispiele aus seinem Arbeitsalltag vor. Kurz zusammengefasst folgen ein paar Tipps:
  • Die Ausstattung eines Kunden mit Retinitis Pigmentosa sollten bei einer Versorgung mit Fernrohrbrille möglichst einen variablen Systemträger erhalten, da eine genaue Justierung am besten vom Kunden selbst gemacht werden sollte.
  • Eine Schießbrille ermöglich eine binokulare Anpassung von Sehwinkelvergrößernden Systemen.
  • Bei Monokularen Fernrohrbrillen ist es ratsam, die Abdeckgläser auszutesten, ob ein Milchglas, ein dunkles Glas oder ein Glas mit schwarzer Folie ausgewählt wird.
  • Zusätzliche Verlaufstönungen zum Kantenfilter können bei Blendung trotz Filter helfen, diese zu verringern.
Weitere Fälle stellt Horst Hülsmann aus seiner „Anpasspraxis“ vor:
  • Monokulare Prismenkorrekturen können gegen Kopfzwangshaltung helfen; durch Austesten und eine Testversorgung mit Prismenfolie lässt sich klären, ob eine Versorgung erfolgreich sein kann, um anschließend eine abschließende Versorgung mit Brillengläsern zu machen.
  • Ein Schnelleser bekommt ein 8x Hyperokular und für weitere Arbeiten in der Nähe eine aplanatische Lupenbrille.
  • Ein 91jähriger und reiselustiger AMD Patient mit einem Visus von 0,25 auf dem besten Auge fährt regelmäßig allein in den Urlaub und braucht eine Sehhilfe für die Ferne. Anfangs kam er mit einem Galilei Fernrohrsystem sehr gut zurecht. Später, bei fortschreitender AMD bekam er ein Monokular 6×16 und ein Zweistärken Lupenglas mit Hyperokular 6x.
Stefanie Holzapfel stellte die Frage, ob optisch vergrößernde Sehhilfen noch eine Zukunft haben? Nach einem chronologischen Einblick in die geschichtliche Entwicklung moderner elektronischer Sehhilfen und optischer Sehhilfen lässt sich zusammenfassend sagen, dass auch bei aller technischer Finesse von elektronisch vergrößernden Sehhilfen auf optische Hilfsmittel nicht verzichtet werden kann und sollte.
Fritz Steiner sieht in Handhabungstraining für Vergrößernde Sehhilfen den Erfolgsfaktor für deren Anwendung und Akzeptanz. Die Zusammenführung von Abklärung und Training ist dabei besonders wichtig. Tipps für die Praxisanpassung: schon die erste Begegnung und die richtige Herangehensweise kann die Akzeptanz von nahem Leseabstand, zusätzlich benötigten Hilfsmitteln uva. von vornherein verbessern.
Der richtigen Lichtmenge und Lichtvariante hatte sich Manfred Eickhorst verschrieben: Mehr Licht – Beleuchtung für ältere und sehbehinderte Menschen
„Am Anfang war das Licht, dann kam die Linse“. Mit vielen Leuchten, Lampen, Leuchttechnologien und Anekdoten sensibilisierte der Referent die Zuhörer, auf das RICHTIGE Licht zu achten. Jeder Mensch reagiert auf Licht unterschiedlich. Die Auswahl einer anderen Lichtfarbe, eines anderen Abstrahlspektrums des Leuchtmittels und der Menge des Lichtes haben einen entscheidenden Einfluss auf die Lesefähigkeit.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass dieser Tag sowohl für „Neueinsteiger“ als auch für „Alte Hasen“ viel Neues und Aufschlussreiches geboten hat. Der schöne Rahmen, die guten Gespräche und der fachliche Gewinn hielten sich die Waage – also Alle in Allem gesehen, ein rundum gelungene Veranstaltung, zu der man gerne gekommen ist und zukünftig auch wiederkommt.
Visualtraining – nicht immer nur ein Kinderspiel
Das optometrische Visualtraining ist Teil der Funktionaloptometrie, einem Spezialgebiet der Optometrie, das sich insbesondere dafür eignet die Sehleistung von Kindern, bei denen eine Entwicklungsstörung des visuellen Systems vorliegt, zu verbessern. Aber auch bei Erwachsenen, die unter visuellem Stress z. B. am Bildschirmarbeitsplatz leiden, kann mit einem entsprechend angepassten Trainingsprogramm eine deutliche Verbesserung der Situation erreicht werden.
Visuelle Analysen mit System
Michael Hoste aus Kürten stellte eine statistische Auswertung seiner ersten 80 vollständigen visuellen Analysen dar. Die dabei gewonnenen, teilweise ernüchternden Ergebnisse bildeten für ihn die Basis zur Reflexion und Verbesserung der eigenen Arbeit. Zu den Gründen, warum ein empfohlenes Visualtraining nicht wahrgenommen wurde, zählten, neben finanziellen Beschränkungen, vor allem Verständnisprobleme. Bereits begonnene Trainings wurden hauptsächlich aus mangelnder Motivation oder fehlender Disziplin abgebrochen. Deshalb sollte das Visualtraining immer sehr verständlich, präzise und kurz erläutert, und die angestrebten Trainingsziele einfach formuliert schriftlich festgehalten werden.
Visualtraining bei Menschen mit Handicaps
Wie wichtig es ist, an einem Strang zu ziehen, damit der Knoten „platzt“, veranschaulichte Dieter Sundermaier aus Essen den Seminarteilnehmern mit einigen verblüffenden Zaubertricks. An Hand eines Fallbeispiels zeigte er die besondere Problematik bei der Kommunikation mit behinderten Menschen im Rahmen des Visualtrainings.
Funktionelle Gesichtsfelder und Leseleistung
Den Zusammenhang zwischen der Größe funktioneller Gesichtsfelder und der Leseleistung von Grundschulkindern untersuchte Stephan Berner aus Tangermünde. Bei Kindern der Klassenstufen 1 bis 3 wurden von ihm die funktionellen Gesichtsfelder gemessen und mit den Ergebnissen ausgewählter optometrischer Nah-Tests sowie den Bewertungen der Lesefähigkeit der Kinder verglichen. Dabei konnte kein signifikanter Zusammenhang mit der Leseleistung festgestellt werden. Allerdings ließen die Ergebnisse erkennen, dass unterschiedliche Belastungen im Unterricht der einzelnen Klassenstufen und die Art und Weise, wie der einzelne Schüler darauf reagiert, für die Leseleistung relevant sein können.
I´m back – wie das Sehen so spielt Egon Weiler aus Knittlingen und Armin Gerstenecker aus Deggendorf zeigten auf unterhaltsame Weise, welche Fußangeln das Sehen für Betroffene und Augenoptiker bereithalten kann. So wurde z. B. in einem gezeigten TV-Bericht der ZDF-Sendung „Hallo Deutschland“ die Durchführung von Messungen bei einem Augenarzt und bei Augenoptikern verglichen, ohne die Unterschiede zwischen Sehtest und Brillenglasbestimmung zu berücksichtigten. Wie wichtig eine Nahprüfung unabhängig von Alter sein kann, zeigten 3 Fallbeispiele, bei denen die vorliegenden Probleme durch einfache Messungen festgestellt und den Betroffenen geholfen werden konnten.
Naturheilkunde und Optometrie
Elfie Scheuer, Funktionaloptometristin und Heilpraktikerin aus Unna, gab eine Einführung in die ganzheitlichen Aspekte von Diagnostik und Therapie bei der gemeinsamen Anwendung von Naturheilkunde und Optometrie. Am Beispiel eines Burnouts wurden wichtige Fragestellungen für die Ursachensuche erörtert. Um einem Burnout entgegenzuwirken ist die Wiederherstellung des Gleichgewichts im vegetativen Nervensystem, das für die unwillkürliche Steuerung der meisten 0inneren Organe und des 0Blutkreislaufs verantwortlich ist, erforderlich. Zu den empfohlenen Behandlungsmethoden gehört, neben der Umstellung der Ernährung, auch die Anwendung von Syntonics.
VT nach Hirnschädigung
Der Vortrag von Uwe Seese aus Kiel beschäftigte sich mit den Möglichkeiten und Grenzen des Visualtrainings nach Hirnschädigungen. Schon bei lokalen Schädigungen können wichtige neuronale Verknüpfungen verloren gehen, was zu Einschränkungen der Leistungsfähigkeit des Gehirns bei der Verarbeitung der Sensorik und der Fähigkeit zu lernen führen kann. Lokal begrenzte Schädigungen lassen sich unter Umständen durch das Visualtraining beeinflussen. Besonders wichtig ist es , möglichst schnell mit Übungen zu beginnen.
Syntonics-Optometrie
Am Beispiel von Frau P. konnte Sabine Tolksdorf aus Herne deutlich machen, welche Bedeutung die positive Wirkung von Licht auf den menschlichen Organismus hat. Als Ursache der Probleme von Frau P. konnte ein posttraumatisches visuelles Syndrom (unerwartetes, nicht greifbares Ereignis) festgestellt werden. Auf der Grundlage der OEP 21-Punkte-Messung, der Anamnese, der Pupillenreaktion und der Messung des Informationsgesichtsfelds, erfolgte eine individuelle Farblichtanwendung über das visuelle System. Das Ziel war, ein Gleichgewicht im autonomen Nervenzentrum von Frau P. zu erzeugen und auf diese Weise visuelle Bahnen zu öffnen, die Stressachse positiv zu beeinflussen und den visuellen Kognitionsprozess zu verbessern. Nach ca. 6 Wochen Anwendung der Syntonics-Optometrie hatten sich die OEP-Werte von Frau P. deutlich verbessert.
Nahpunktstress
Das Thema von Hans-Joachim Lippert aus Alsbach, war Nahpunktstress und 21 Punkte OEP-Lösungsansätze für Entlastungsbrillen oder Visualtraining. Die Veränderungen des menschlichen Verhaltens in den letzten 200 Jahren, wie 2-dimensionales Sehen, zu wenig Bewegung oder erhöhte Konzentration, führen immer häufiger zu Nahpunktstress. Dieser entsteht immer dann, wenn Akkommodation und Vergenz ineffizient zusammen arbeiten. Dabei kann die Störung in einem der beiden Systeme oder in beiden zusammen liegen. Darüber hinaus können zusätzliche Faktoren, wie z. B. die Körperhaltung, das Zusammenspiel negativ beeinflussen. Durch die Interpretation der 21 Punkte wird die Glasstärke für den Fern- und Nahbereich ermittelt. Um das visuelle System zu unterstützen, kommen Entlastungsbrillen, Visualtraining oder eine Kombination aus beiden in Frage.
Besser sehen am Bildschirmarbeitsplatz
Im letzten Programmpunkt des Tages wurde von Friedrich Danner aus Günzburg, gezeigt, welche Faktoren für besseres Sehen am Bildschirmarbeitsplatz entscheidend sind, was neben einer optimalen Brillenglaskorrektur zu beachten ist und wie man die Leistungsfähigkeit der Augen in diesem Zusammenhang verbessern kann. So können z. B. die Ernährung, die Ergonomie des Arbeitsplatzes, die Beleuchtung oder die Wandfarbe Einfluss auf das Sehverhaltens am Bildschirmarbeitsplatz haben. Zum Abschluss gab es noch einige Anregungen und Tipps, wie man Übungen des Visualtrainings in seine Freizeitaktivitäten, z. B. beim Nordic Walking, einbauen kann.
Sehen in neuen Dimensionen – mit Kontaktlinsen?
Die Kontaktlinse fristet immer noch ein „Mauerblümchen-Dasein“, obwohl sie fachlich so viel Spaß machen, ein Segen für den Kunden und wirtschaftlich auch für den Augenoptiker sein können.
Aktive Kundenansprache auf Kontaktlinsen
Heike Hädrich gab den Auftakt. ,,Auf die Plätze – fertig – los“ zur Gewinnung von Kontaktlinsenkunden aus dem Kreis der Brillenkunden. Es ist eine belegte Tatsache, dass viel zu wenig Brillenkunden auch für das Kontaktlinsentragen gewonnen werden. Bemüht man sich um die Nennung der Vor- und Nachteile von Brillen und Kontaktlinsen, bleibt die Beratung ziemlich theoretisch. Nach einem kurzen Augencheck dem Kunden eine erste Eintages-Kontaktlinse einzusetzen, damit er die Fassungsauswahl mit geschärftem Blick treffen kann, das verblüfft, überzeugt und schafft Interesse für die Kontaktlinse, weil es so einfach ist.
Dem Kunden muss allerdings auch gleich erklärt werden, dass das nicht alles war, was zu einem dauerhaft verträglichen Linsentragen verhilft. Das geschickte Spiel beim ersten Kontakt mit der Kontaktlinse, das dann zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Linse führen soll, setzt allerdings große Professionalität bei allen Mitarbeitern voraus. Die muss erworben und geübt werden. Nur wenn alle Mitarbeiter eine überzeugend positive Haltung gegenüber der Kontaktlinse demonstrieren, kann auch der Brillenkunde zum wenigstens teilweisen Linsentragen überzeugt werden.
Sekt oder Selters – weiche oder formstabile Linsen?
Der Gegensatz zwischen Weich- und Hartlinsenanpassung ist schon seit Erfindung der Weichlinse vor 50 Jahren ein beliebtes Motiv für Rollenspiele zu Fachtagungen und Kontaktlinsen Events.
Drei bekannte Anpasser lieferten sich ein Wortgefecht über Vor- und Nachteile der beiden grundsätzlichen Anpassphilosophien: Karen Stalf , Wolfgang Laubenbacher und Markus Leonhard. Die Thesen sind: ,,Die weiche Kontaktlinse ist die beste Wahl, weil sie meinen Kunden innovative Produkte mit hohem Tragekomfort, Sicherheit und Flexibilität bietet. Unabhängig davon, wann und zu welchen Gelegenheiten die Kontakt-linsen getragen werden sollen und ich schon beim ersten Aufsetzen glückliche Augen sehen möchte.“
,,Die formstabile Linse ist für mich die Linse der ersten Wahl, denn für mich als Kontaktlinsen-anpasser haben Vielfältigkeit, Langzeitverträglichkeit, Sehleistung und Wirtschaftlichkeit höchste Priorität.“
Die sich anschließenden Stellungnahmen von Karen Stalf für die weichen Linsen und von Wolfgang Laubenbacher für die formstabilen enthielten die bekannten Argumente, die man aber Neueinsteigern nicht oft genug auf den Weg geben kann: Weiche Linsen für sporadisches Tragen, hohen Spontankomfort, zum Sport, regelmäßige aber empfindliche Augen, normale Tränen. Formstabile Linsen für täglich sehr langes Tragen, hohe bis sehr hohe Sehanforderungen, unregelmäßige Augenformen, problematische Tränen, Infektions-sicherheit.
Originell auch Laubenbachers Argument: Formstabile Linsen, um keine Linsen mehr tragen zu müssen, nämlich Ortho-K. Auch zur Myopiekontrolle mit formstabilen Linsen gibt es gute Argu-mente. Trotzdem sind heute nur noch 8,5 Prozent aller Kontaktlinsenkunden Träger formstabiler Linsen.
Schlussfolgernd kann man sagen, dass wohl niemand ausschließlich nur für die eine oder nur die andere Partei stimmen kann. Zur Anpassarbeit gehört auch das Analysieren und Abwägen, welche Linsenart, welche Form, welches Material, welcher Tragemodus und Austauschintervall und welche Pflegemittel im Einzelfall angezeigt sind.
Fazit
Die Veranstaltung in Bad Nauheim zeigte einmal mehr: nur der Mix aus fachlichem und unternehmerischem Knowhow schafft die Basis, zukünftig erfolgreich am Markt bestehen zu können. Bewegt man sich dabei in der Welt der Optometrie, ist das Wissen, wie es auf den WVAO-Veranstaltungen vermittelt wird, geradezu unverzichtbar.
Die Bereitschaft sich neuen gesellschaftlichen Themen oder betriebswirtschaftlichen Organisationsformen zu öffnen, muss vorhanden sein. Ziel ist es dabei ein ganzheitliches vernetztes unternehmerisches Denken und Handeln umzusetzen.
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