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Internationales Dreiländertreffen 2009

WVAO
Internationales Dreiländertreffen 2009

Das diesjährige Dreiländertreffen fand unter der Leitung der WVAO am 11. Oktober 2009 in Berg am Starnberger See statt. Ein historisches Treffen, wie der WVAO-Vorsitzende Peter Bruckmann die ca. 60 angereisten Kongressteilnehmer in seiner Eröffnungsrede wissen ließ, jährte sich doch das Dreiländertreffen zwischen Österreich, der Schweiz und Deutschland zum 30. Mal.

Aus dem Kongressthema: „Neue Erkenntnisse zur Presbyopie“ resümierte Peter Bruckmann die Erkenntnis, dass Presbyopie aufgrund der demografischen Entwicklung und der gestiegenen Lebenserwartung jedes einzelnen für den aktiven Augenoptiker 50 Jahre Sehgestaltung bedeuten können, sofern er auf die unterschiedlichen Sehanforderungen in den einzelnen Lebensabschnitten seiner Kunden optimal vorbereitet ist. Hier bietet die WVAO mit Low-Vision-Spezialisierung, Sehzentrum und Spezialseminaren zur Presbyopie umfangreiche Fortbildungsmöglichkeiten an.

Gerhard Gschweidl, der österreichische Bundesinnungsobermeister, übermittelte charmant die Grüße seiner österreichischen Berufskollegen und konstatierte die Notwendigkeit einer permanenten beruflichen Weiterbildung vor dem Hintergrund der immer anspruchsvoller werdenden Aufgaben für den einzelnen Augenoptiker, verbunden mit dem Wunsch nach enger Zusammenarbeit der Berufsverbände zur zukunftsorientierten Fortentwicklung der Augenoptik.
Armin Duddek, Präsident der SBAO (Schweizerischer Berufsverband für Augenoptik und Optometrie), überbrachte Grüße aus der Schweiz, nahm den Faden zum Thema Weiterbildung auf und erläuterte das bereits 2003 eingeführte Fortbildungsobligatorium der SBAO, das in der Konsequenz von jedem Mitglied ca. 2,5 Tage Weiterbildung im Jahr erfordert. Das kann in Teilen auch zukunftsorientiert über die eLearning-Plattform der SBAO geleistet werden.
Dr. Andreas Berke (HFAK) vermag es immer wieder, seine Zuhörer in Erstaunen zu versetzen. Die Feststellung gleich zu Beginn seines Vortrages: „Presbyopie – Ein Update“, dass die Veränderung von ca. 0,25 Gramm Eiweiß (Augenlinse) zum Verlust einer kompletten Körperfunktion führt und damit entscheidenden Einfluss auf den Menschen ausübt, macht die Auswirkung der Presbyopie auf jeden von uns überdeutlich. Anhand verschiedener Theorien zur Presbyopie zeigte er auf, dass keine davon, für sich genommen, diesen Vorgang derzeit exakt zu beschreiben vermag, d.h. hier besteht sicherlich noch Forschungsbedarf.
Im Anschluss an diesen erkenntnisreichen physiologisch-anatomischen Vortrag holte Prof. Joachim Köhler (Beuth Hochschule) mit provokanten Thesen auch den letzten Zuhörer aus seiner „selbstverliebten Ruhezone“. Emotionaler Mehrwert war das Stichwort seines Vortrages: „Der Best Age Customer“ , an dem er mit anschaulichen Beispielen verdeutlichte, dass es mehr den je an der Zeit sei, aktiv zu werden, sich dem Kunden zuzuwenden und dabei Flexibilität und Beweglichkeit zu beweisen. Längst überfällig sei es, die Begeisterung des Kunden für Wechselbrillen zu wecken und auf die Tatsache „Alle wollen lange leben, aber keiner möchte alt werden“ die richtigen Konzepte zu entwickeln.
Dieter Kalder zeigte in seinem Vortrag: „Die Klassifizierung der Presbyopie und Schlussfolgerungen für die tägliche Arbeit“ auf, dass die meisten Unverträglichkeiten bei Gleitsichtgläsern in neuerer Zeit auf zu hohe Additionen zurückzuführen seien und stellte für die Augenglasbestimmung eine neue Stufungstabelle (nach Kalder) für den provisorischen Nahzusatz in Abhängigkeit des Lebensalters vor, in der Faktoren wie z.B. die Qualität der Beleuchtung und die gestiegene Körpergröße des Menschen Berücksichtigung finden.
Maralen Busche (Essilor GmbH) brachte den Anwesenden „Möglichkeiten der Presbyopieversorgung – Zielgruppe Jungpresbyope – Katastrophe oder Chance“ näher und zeigte auf, welches bislang ungenutzte Potential im Markt presbyoper Endverbraucher schlummert. Wie schon Prof. Köhler anregte, bedarf es dabei funktionierender Netzwerke und einer aktiven Ansprache eines jeden potentiellen Kunden. Herstellerseitig stehen für fast alle Sehsituationen entsprechende Produkte zur Verfügung. Aufgabe des Augenoptikers sei es, den Bedarf zu wecken und den Nutzen kundengerecht zu kommunizieren.
Die anschließende Mittagspause bot reichlich Gelegenheit zu Gesprächen unter Kollegen vor der herbstlichen Kulisse des Starnberger Sees. Frisch gestärkt ging es in die zweite Runde, eröffnet durch Bert-Elmar Pawlow (Hoya GmbH) mit dem Vortrag: „Presbyopie und Gleitsichtglas“. Auf anschauliche Weise demonstrierte er Methoden zur Evaluierung
(= fachgerechte Einschätzung und Bewertung) der Wirkung von Gleitsichtgläsern, die bei näherer Betrachtung die Komplexität und Einzigartigkeit des menschlichen Sehvorganges und dessen Verarbeitung nur schwer simulieren können. Begriffe wie beispielsweise Binokularität, Blickbewegung oder Clearness Index werden herangezogen, um die Tauglichkeit eines Gleitsichtglases einzuschätzen.
Die Umsetzung dieser Erkenntnisse ist für Dr. Dietmar Uttenweiler (Rodenstock) extrem wichtig. In seinem Vortrag: „Sport und Presbyopie“ stellte er gutes Sehen im Sport als entscheidenden Erfolgs- und Sicherheitsfaktor heraus. In dieser hochdynamischen dreidimensionalen Objektwelt des Sports werden hohe Anforderungen an Sehschärfe, Kontrastsehen, räumliches Sehen, periphere Wahrnehmung, Farbensehen und auch Akkommodationsflexibilität, um nur einige zu nennen, gestellt. Das erfordert bei Gleitsichtgläsern für Sportbrillen eine spezielle Designauslegung mit großem Fernbereich und reduzierter Adddition. Allem vorangestellt empfiehlt sich zuerst eine umfangreiche Anamnese, was nicht nur für die Sportbrille, sondern auch für die Kontaktlinse gilt.
Marcel Zischler (Ciba Vision AG) entwickelte in seinem Vortrag: „Kontaktlinse und Presbyopie“ Gedanken zur augenblicklichen und zukünftigen Situation in der Kontaktlinsenversorgung presbyoper Kunden. Gerade der Mangel an Bekanntheit dieser modernen Korrektionsmöglichkeit stellt ein großes Problem für das Wachstum dieses Marktsegmentes dar, was sich in der hohen Zahl von 2,3 Mio Kontaktlinsenträgern als Drop-Out ab der frühpresbyopen Altersgruppe niederschlägt. Dabei sind gerade die modernen Linsenmaterialien hervorragend geeignet, die Bedürfnisse presbyoper Augen nach optimaler Sauerstoffversorgung, sehr guter Benetzungsqualität und wirkungsvoller Feuchtigkeitsspeicherung zu erfüllen. Entsprechend der Versorgung mit Gleitsichtgläsern ist auch bei der Anpassung multifokaler Kontaktlinsen mit einer gewissen Eingewöhnungszeit zu rechnen und eine Spontanverträglichkeit eher seltener. Eine zu frühe Beurteilung ist deshalb häufig unrepräsentativ für das spätere Tragen dieser Kontaktlinsen.
Der Vortrag von Dr. med. Amir Parasta (Augenzentrum München): „Neue Behandlungsmöglichkeiten der Presbyopie“ als Abschluss des Dreiländertreffens zeichnete einen Silberstreifen an den Horizont der Zusammenarbeit zwischen Augenärzten und Augenoptikern. An unterschiedlichen Versorgungsbeispielen mit mono- und multifokalen Intraokularlinsen wurde aufgezeigt, wie wichtig die Kommunikation zwischen den beteiligten Berufsgruppen zur optimalen Versorgung des Patienten ist, denn allein die Tatsache, ob eine IOL mit refraktivem oder diffraktivem Konzept eingesetzt wurde, führt zu ganz unterschiedlichen Sehprofilen und Anschlussversorgungen. OpticNet, ein Qualitätsverbund von Augenärzten und Augenoptikern im Raum München, ist ein Beweis für die Kundennähe und Effizienz einer solchen Kooperation.
Mit diesem richtungsweisenden Vortrag endete ein Tag hochkarätiger Fortbildung der WVAO unter großem Beifall für alle Referenten und unterstrich die Wichtigkeit der Zusammenarbeit aller beteiligten Disziplinen bei der visuellen Problembewältigung ihrer Kunden im presbyopen Lebensabschnitt. Ein wertvoller Tag für einen interessanten Beruf. U.L.
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