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Zum Verschrotten einfach viel zu schade

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Zum Verschrotten einfach viel zu schade

Im Passauer Stadtteil Neustift bietet sich seit zwei Jahren ein ungewöhnlicher Anblick. Augenoptikermeister Andreas Rother hat dort sein Geschäft in einen umgebauten Gelenkbus verlegt. Notgedrungen, denn das Gebäude, in dem sich das Geschäft zuvor befand, wurde abgerissen. Im Oktober 2017 wird an dieser Stelle ein Neubau bezogen werden, und Andreas Rother treibt eine Frage um: „Wohin mit dem Bus?“

Autor | Theo Mahr

Andreas Rother hat 2007 einen Betrieb mit zwei Geschäften gekauft, eines in Passaus Innenstadt, das heutige „Brillenhaus Rother“ und eben die erwähnte Filiale in Neustift. Zuvor war er als Geschäftsführer in dem Betrieb tätig gewesen.

2015 ereilte den Augenoptiker die Nachricht, dass das Haus in Neustift einem Neubau weichen müsse. „Geplanter Abrisstermin war im August 2015“, erzählt Rother kopfschüttelnd, denn der tatsächliche Abriss erfolgte erst 2016. So oder so musste Rother, der natürlich auch im neuen Gebäude sein Geschäft betreiben wollte, reagieren und den Standort behalten.

Einfach zwei Jahre zu pausieren hätte die Entlassung seiner Mitarbeiter bedeutet, vom Umsatzverlust mal ganz zu schweigen. „Alle, die hier arbeiten, haben bei mir gelernt“, erzählt der Augenoptiker. „Und ich wollte alle behalten!“ Was tun also während der Bauphase? In das alte Nachbargebäude wollte er nicht, ein Container war irgendwie auch nicht das Richtige. Während er so vor sich hin grübelte, fuhr ein Stadtbus an Rother vorbei. „Da könntest Du doch auch was reinbringen“, dachte sich der Ur-Passauer, suchte im Internet nach Preisen und fand im bayrischen Kulmbach einen Händler.

Kurzentschlossen machte er sich mit drei Freunden, darunter ein Mechaniker und ein Busfahrer, auf den Weg nach Kulmbach. Direkt vom Hof nahmen sie einen Gelenkbus mit. „Ich glaube, der ist früher in Hanau gefahren.“ Zurück in Passau wurde der Bus innen ausgeschlachtet. Den Innenausbau wollte Rother zunächst selbst angehen, merkte aber schnell, dass es dafür Fachleute brauchte. So machten sich einheimische Handwerker an die Arbeit und bauten den Bus aus.

Warenpräsentation, Refraktion und eine kleine Werkstatt – alles drin im Brillenbus von Rother. Zwei Klimageräte sorgen im Sommer dafür, dass man bei Außentemperaturen bis 30 Grad gut arbeiten kann. „Wenn‘s noch heißer wird, dann wird‘s schwierig“, räumt Rother ein.

Im Juli 2015 erfolgte der Umzug vom Geschäft in den inzwischen mit Graffiti verzierten Bus, begleitet und getragen von einer riesigen Euphorie aller Beteiligten. Trotzdem sind jetzt alle froh, dass die Filiale im Herbst wieder in ein festes Gebäude einzieht. Der Bus ist eben doch eine – zugegeben attraktive – Übergangslösung.

Und jetzt? Wohin mit dem Bus? Andreas Rother hofft auf einen Augenoptiker, der vielleicht wie er selbst gerade vor einem Problem wie 2015 steht oder besondere Aktionen plant. Vielleicht wäre auch ein Hersteller an dem Bus interessiert, der mit wenig Mühe wieder fahrbereit zu machen ist. „Ich lasse bis auf die Ware praktisch alles drin“, sagt Rother, für den feststeht: „Einfach so verschrotten, das bringen wir alle nicht übers Herz“. Dafür wäre der Bus aber nun auch wirklich zu schade.

Kontakt zu Andreas Rother: (0851) 9883115

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