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Was leisten ältere Mitarbeiter

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Was leisten ältere Mitarbeiter

Wenn man sich die Stellenangebote der Tageszeitungen anschaut, stellt man fest, dass nicht nur jüngere Mitarbeiter gesucht werden. Vorgesetzte wissen, wie sehr es auf die gute Mischung zwischen jung und alt unter den Mitarbeitern ankommt. Leider sind es die Älteren, die bei sich nachlassende Fähigkeiten feststellen, aber ganz vergessen, dass andere Fähigkeiten mit dem Alter auch zunehmen. Alt werden heißt nicht abtreten. Ältere tun sich zwar etwas schwerer, wenn es um die Umstellung der Organisation oder um die Einführung eines neuen Systems geht. Die große Berufserfahrung ist aber das größte Kapital der reiferen Jahrgänge. Zudem ist die Firmenbindung stärker ausgeprägt als bei den Junioren, die Karriere machen wollen und gerne wechseln. Besonders Mitarbeiter über 40 sind begehrt, weil sie normalerweise einen endgültigen Arbeitsplatz suchen.

Die Abgrenzung macht erhebliche Schwierigkeiten. Ab welchem Lebensjahr gehört man denn zu den Älteren? Ab 40, ab 45, ab 50? Das ist auch eine Frage des eigenen Standpunktes. Ein 25jähriger wird einen 40jährigen vielleicht schon zur Kategorie der Älteren zählen; ein 40jähriger hält den 25jährigen noch für jung.

Was Ältere gut können
Die Berufserfahrung ist sicherlich das größte Kapital der älteren. Aber auch die Urteilsfähigkeit und das selbständige Denken entwickeln sich mit zunehmendem Alter zu einem Höhepunkt. Darüber hinaus wird auch die höhere emotionale Stabilität geschätzt. Jüngere unterliegen stärker den Stimmungsschwankungen als der ältere Kollege. Arbeitsmediziner haben bei Untersuchungen festgestellt, dass mit vorgerücktem Alter das Verantwortungsbewusstsein steigt. Mit zunehmendem Alter wächst die Zahl derjenigen, die ihren Gesundheitszustand selbst als „gut“ und „sehr gut“ einschätzen. Mit Stressbelastung kommen Ältere genauso gut klar wie die Jüngeren im Betrieb, sofern es kein Dauerstress ist. Viele Eigenschaften sind bei Älteren sogar stärker ausgeprägt als bei den Jüngeren:
  • Arbeits- und Berufserfahrung
  • Fähigkeit zu dispositivem Denken
  • Urteilskraft
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Gesprächsfähigkeit
  • Ausgeglichenheit und Ausgleichsvermögen
  • Selbständigkeit
  • Sorgfalt und Zuverlässigkeit
Jeder gehört irgendwann einmal zum „alten Eisen“, auch wenn er sich innerlich dagegen wehrt. Jüngere Mitarbeiter haben vom Fünfzigjährigen oft ein negatives Bild. Ihm wird unterstellt, nicht mehr lernfähig, nicht mehr beweglich, nicht mehr so schnell, nicht mehr dynamisch zu sein. Gemessen wird dies am jungen, aktiven Mitarbeiter. Ausnahmen von diesen Urteilen werden eigens als Sonderfälle herausgehoben: „Er ist trotz seines Alters noch sehr rüstig.“
Wie sich ältere Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz wünschen
Interessante, abwechslungsreiche Tätigkeit – Platz 1
Gutes Verhältnis zu Vorgesetzten – Platz 2
Gutes Verhältnis zu Kollegen – Platz 3
Gleichmäßiges Arbeitstempo, ohne Hektik – Platz 4
Hohes Maß an Selbstständigkeit und Verantwortung – Platz 5
Geringe nervliche Belastung – Platz 6
Gute Umweltbedingungen – Platz 7
Negative Auswirkungen
Allerdings gibt es auch Eigenschaften, die bei älteren Mitarbeitern abnehmen: Die Wahrnehmungssinne im Bereich Hören und Sehen nehmen bereits ab dem 30. Lebensjahr kontinuierlich ab.
Bei Änderungen in der Organisation wird sich der Senior unter den Mitarbeitern schwerer tun als der Junior. Vor allem das schnelle Reaktionsvermögen macht ihm zu schaffen. Technischen Änderungen steht ein Fünfzigjähriger skeptischer gegenüber als ein Dreißigjähriger. Ältere geben äußerst ungern diese Tatsache zu.
Aus Untersuchungen ist bekannt, dass Lärmempfindlichkeit mit dem Alter zunimmt. Von der Arbeitswissenschaft werden heute schlechte Beleuchtung und Außenlärm als Ursache für die Schwierigkeiten älterer Arbeitnehmer angesehen. Weitgehend erhalten bleiben im Alter aber die Dauerleistung, die Konzentration und die Leistungsmotivation.
Bei älteren Mitarbeitern nehmen ab:
  • Muskelkraft, Beweglichkeit, Reaktionsvermögen
  • Seh- und Hörvermögen
  • Akzeptanz von hoher Dauerbelastung
  • Kurzzeitgedächtnis
  • Fähigkeit, unter strenger Zeitvorgabe zu arbeiten
Oft haben Ältere Angst, dass sie von Jüngeren überholt werden. Sie fürchten Probleme bei der Zusammenarbeit mit Jüngeren. Wenn jüngere Mitarbeiter auf die älteren zugehen und umgekehrt, wenn eine Generation die andere akzeptiert, besteht keine Gefahr bei der Zusammenarbeit.
Weg mit den Vorurteilen
Die Meinung, ältere Mitarbeiter seien nicht mehr leistungsstark, ist absolut falsch. Statt von Minderung, muss man von Wandlung der Leistung sprechen. Wenn Vorgesetzte die positiven Eigenschaften fördern, etwa Zuverlässigkeit, größere Erfahrung, Verbundenheit mit der Firma und den Kunden, Verantwortungsbewusstsein und Ausgeglichenheit, wird das Leistungspotential genutzt. Oft sind es auch die Betroffenen selbst, die sich Gedanken über Ihr Alter machen, die Probleme auf sich zukommen sehen, die in diesem Ausmaß eigentlich keine Probleme sind. Jetzt kommt es darauf an, sich den Anforderungen zu stellen, statt zu resignieren. Es ist eine Frage der Einstellung, ob man sich alt fühlt und den Leistungsabfall fürchtet. Ältere sollen nicht abgedrängt oder gar von Jüngeren degradiert werden. Zusammenarbeit zweier Generationen kann nur funktionieren, wenn die Jungen die Senioren so nehmen, wie sie sind. Was Fehlzeiten betrifft, bleiben Jüngere häufiger aber nur wenige Tage abwesend. Mit über 40 dauern Krankheiten länger, kommen aber seltener vor.
Empfehlung an Betroffene
Ein Tipp an die nicht mehr ganz so jungen Mitarbeiter: Reden Sie nicht immer von früher. Früher war angeblich alles besser. Begriffe wie „Zu meiner Zeit“ mögen junge Leute nicht. Oder: „Wenn Sie erst mal in mein Alter kommen …“ Schnell kommen da die Gedanken auf: „Die Alten, die leben in einer ganz anderen Zeit, die reden ja immer von früher.“ Älteren fehlt oft das Verständnis für die Jugend. Das Gehabe der „Junioren“ legt sich wieder. Ältere müssen sich nur mal an „Ihre Zeit“ erinnern.
Tipps an die Älteren
  • Sagen Sie „Ja“ zu Ihrem Alter, Altern gehört zum Leben. Gaukeln Sie sich nicht „ewige Jugend“ vor.
  • Freuen Sie sich über Ihren Schatz an Lebenserfahrung, ohne das immer wieder zu betonen! Das provoziert Jüngere.
  • Bleiben Sie – auch privat – gegenüber Neuerungen aufgeschlossen.
  • Äußern Sie im Betrieb Ihre Meinung mit Zivilcourage, verlangen Sie Anerkennung von der jüngeren Generation, aber sprechen Sie nicht abfällig über die Jüngeren.
  • Halten Sie Kontakt zu den Junioren im Betrieb. Erkennen Sie jede Altersklasse an!
  • Versuchen Sie nicht krampfhaft, jung zu bleiben. Verhalten Sie sich altersgemäß. Kleiden Sie sich nicht so wie andere, die 30 Jahre jünger sind. Stehen Sie zu Ihrem Alter!
Rolf Leicher
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