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Krönung des Lebenswerkes

Unternehmensübergabe
Krönung des Lebenswerkes

Auch für den erfolgreichsten Augenoptikermeister heißt es irgendwann, Abschied von der Geschäftsführung zu nehmen und die Verantwortung in jüngere Hände zu legen. Oft ist dies nicht leicht – besonders, wenn man viele Jahre das Ruder in der Hand gehalten und das Unternehmen mit seiner Arbeit maßgeblich geprägt hat. Trotzdem muss eine Lösung gefunden werden, die einem Nachfolger das erfolgreiche und eigenverantwortliche Weiterführen des Unternehmens ermöglicht und die Zukunft der Firma sichert.

Unternehmensübergabe – ein brandaktuelles Thema: Rund ein Drittel aller Betriebsinhaber in Deutschland ist älter als 55 Jahre, durchschnittlich werden aber nur etwa 40 Prozent der Betriebe von den eigenen Kindern übernommen. Viele Betriebe werden mangels geeigneter Nachfolger endgültig aufgegeben. Die Situation in anderen europäischen Ländern ist ähnlich.

Mehr als 7000 Firmen – darunter auch zahlreiche Optikunternehmen – suchen zur Zeit über die CHANGE-Initiative einen Nachfolger. Im vorigen Jahr wurden über 12000 Inserate in den tagaktuellen Datenbestand neu eingegeben und mehr als 1300 Unternehmen konnten über die CHANGE-Unternehmensbörse an einen Nachfolger vermittelt werden. Die CHANGE-Initiative, eine Gemeinschaftsinitiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, des Zentralverband des Deutschen Handwerks und der Deutschen Ausgleichsbank ist im Januar 1999 gestartet und beweist seitdem, wie groß das Interesse auf beiden Seiten ist. Zugleich zeigt sich aber auch, wie schwierig sich die Her-ausforderung, den richtigen Partner zu finden, herausstellt. Denn sowohl für denjenigen, der ein Unternehmen aufgebaut hat, als auch für denjenigen, der ein bestehendes Unternehmen übernehmen will, ist es nicht so ganz einfach, zusammen zu kommen und dann die Übergabe bzw. Übernahme auch erfolgreich zu gestalten.
Abschied nehmen ist nicht leicht
Wo finde ich den richtigen Nachfolger oder die richtige Nachfolgerin? Diese Frage beschäftigt die meisten Unternehmer bei der Vorbereitung ihrer Nachfolgeregelung. Aber auch potenzielle Gründer stehen vor der Entscheidung: Sollen sie ein neues Unternehmen gründen oder doch lieber einen etablierten Betrieb übernehmen?
Der absolute Höhepunkt eines Unternehmerlebens sollte die geplante Übergabe an den Nachfolger sein. Denkbar in dieser Nachfolgeregelung sind hier direkte Nachkommen, eingesetzte Geschäftsführer, der Verkauf des Unternehmens in gute Hände, die Gründung einer Holding, einer Aktiengesellschaft oder was auch immer. Wichtig ist es, diesen Akt gut vorzubereiten. Es ist der verständliche Wunsch eines Unternehmers, dass die eigenen Kinder die Nachfolge antreten – die unternehmerische Familientratition soll in der nächsten Generation fortgesetzt werden. Aber oft werden gerade hier die gravierendsten Fehler gemacht. Otto von Bismarck hat einmal gesagt: „Die erste Generation verdient das Geld, die zweite verwaltet das Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte und die vierte verkommt vollends.“ Er wollte diese Aussage als Witz verstanden wissen, aber leider ist dies häufig genug Realität. Gottlob gibt es aber auch viele Beispiele, dass es nicht so sein muss.
Der Wunsch von Unternehmern, dass die eigenen Kinder das Unternehmen einmal weiterführen, wird durch das Verhalten des Unternehmers während seiner aktiven Zeit der Unternehmensführung – die in der Regel auch die Zeit ist, in der die Kinder heranwachsen – oftmals negativ beeinflusst oder gar zerstört. Die Kinder hören häufig nur von den täglichen Problemen, von der Schulden- und Steuerlast, von schwierigen Kunden und vielem mehr. Derart wollen die eigenen Nachkommen die „traurige“ Welt des Unternehmertums nicht erleben, wo doch darüber hinaus oft wenig Zeit für Kinder, Familie, Freizeit und zur Regeneration bleibt. Der 12- bis 14-Stunden-Tag ist für die wenigsten erstrebenswert, auch wenn ein lukratives Optikunternehmen und Einkommen dahinter stehen.
Darüber hinaus gibt es Unternehmer, die – auch wenn sie ihr Unternehmen sehr erfolgreich geführt haben – letztendlich daran scheitern, weil sie meinen, der Nachfolger müsste genauso sein und das Unternehmen genauso führen wie sie selbst. Es fehlt sehr häufig am Vertrauen in die nächste Generation. Die Folge ist, dass diese Art von Unternehmer die Übergabe ständig mit der Begründung, dass die Nachfolger noch nicht so weit seien, hinauszögern. Zum Dilemma kommt es dann, wenn ein „altersbedingter Starrsinn“ dazu kommt – wenn der jeweilige Firmenchef nicht mehr in der Lage ist zu erkennen, dass er all das zerstört, was er vorher aufgebaut hat.
Bestandsaufnahme
Wissen Sie, wo Sie heute stehen und welchen Weg Sie mit der Übergabe bzw. der Übernahme des Unternehmens einschlagen wollen? Um eine Unternehmensübertragung professionell vorzubereiten, sollten Sie als erstes eine umfassende Bestandsaufnahme vornehmen und auf dieser Basis Ihre Ziele formulieren. Denn: Nur wer weiß, wohin er will, kann auch ankommen!
Ein Unternehmer, ob Gründungsunternehmer oder Nachfolgeunternehmer, arbeitet in der Regel erfolgreich, baut ein Unternehmen auf und hinterlässt meist mehr, als er übernommen hat. In einem Unternehmerleben gibt es, wie in allen anderen Bereichen des Lebens, Höhen und Tiefen. Gute Unternehmer lernen aus Tiefen und planen und gestalten aus dem Gelernten das nächste Hoch. Nachdem sich diese Intervalle in einem Unternehmerleben häufig wiederholen, entstehen daraus Lernprozesse. So wächst und gedeiht in der Regel ein Unternehmen.
Übergabeziele definieren
Natürlich kann hier nicht beschrieben werden, wie die absolut richtige Vorgehensweise einer Übergabe auszusehen hat. Dieser Akt muss genauestens geplant und besprochen werden. Die Übergabe kann nie ein Hauruck-Akt sein, sondern muss über Jahre vorbereitet werden. Als geeignetes Zeitfenster sind hierbei etwa fünf Jahre anzusehen.
Das Ziel der Übergabe muss bestens ausformuliert und beschrieben werden. Dieses könnte z. B. lauten: „Die Übergabe des Unternehmens muss die Krönung meines Lebens sein“ – aus der Perspektive gesehen, wie ein Lebenswerk auch nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Unternehmerleben weiter gedeiht und sich entwickelt, wenn auch unter anderen Vorzeichen und einem eventuell anderen Stil. Ja, die Art, das Unternehmen zu führen, muss sich oft sogar ändern. Andere Zeiten fordern eine andere Art der Führung.
Checkliste: Übergabeziele
  • Der Bestand des Unternehmens muss gesichert werden.
  • Die Arbeitsplätze dürfen nicht gefährdet sein.
  • Eine angemessene Altersversorgung muss gewährleistet sein.
  • Die Familie muss ein Einkommen haben.
  • Das Familienvermögen muss gesichert werden.
  • Die Vorteile aus der Übergabe müssen möglichst hoch sein.
  • Die Nachfolgeregelung sollte steuerlich und erbrechtlich möglichst günstig sein.
  • Die finanzielle Situation des Nachfolgers darf nicht überstrapaziert werden.
  • Sonstige Ziele?
Gemeinsam die Übergabe umsetzen
Die Planung der Übergabe des Unternehmens sollte, wie schon beschrieben, so früh wie möglich beginnen, beispielsweise mit der rechtzeitigen Übertragung unternehmerischer Aufgaben an den Nachfolger. Der Nachfolger sollte frühzeitig wichtige Bereiche der Unternehmensführung übertragen bekommen, die er oder sie vollkommen selbständig zu verantworten hat. Hier müssen dann auch einmal Fehler gemacht werden dürfen – natürlich immer mit dem Ziel, sie nicht zu wiederholen. Das Wichtigste aber ist das uneingeschränkte gegenseitige Vertrauen. Ein anderer Führungsstil muss möglich sein.
Unternehmensübergabe heißt auch, viel miteinander zu reden, um daraus einen klaren und eindeutigen Vertrag zu formulieren, der für beide Seiten so gestaltet ist, dass er mit Freude erfüllt werden kann. Bei der Ausformulierung von Verträgen solcher Tragweite erübrigt sich fast der Hinweis, dass hier wirklich Fachleute zu Rate gezogen werden müssen, wenngleich die Vorbereitung der Übergabe eine Managementaufgabe allerersten Ranges ist.
Diese vorbereitenden Aufgaben sind ein permanenter Prozess. Denn für ein gut geführtes Unternehmen wird es allemal leichter sein, einen guten Nachfolger zu finden als für einen schlechten Betrieb. So gesehen beginnt die Unternehmensnachfolge eigentlich mit der Qualität des Unternehmens und seiner jeweiligen Führung.
Die Übergabe Ihres Optikunternehmens liegt vor Ihnen, vielleicht noch weit entfernt, vielleicht aber auch schon in naher Zukunft! Beschäftigen Sie sich auf jeden Fall frühzeitig mit dem Thema und planen Sie ausreichend Zeit für eine sorgfältige Übergabe Ihres Unternehmens ein.
Die Schmidt Colleg GmbH & Co. KG, Stockheim, bietet das Managementmodell UnternehmerEnergie an, welches sich mit beiden Bereichen – also sowohl mit den Fragen einer qualitativen Unternehmensführung als auch mit Fragen der langfristigen Unternehmensnachfolge auseinandersetzt. In viertägigen Seminaren werden die Grundlagen gelegt, die durch ein anschließendes Coaching im jeweiligen Unternehmen vor Ort umgesetzt werden.
Dr. Cay von Fournier
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