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Keine Preisliste ohne Kostenrechnung

Praxislösungen der Kalkulation (2)
Keine Preisliste ohne Kostenrechnung

Neben den EDV-Anbietern haben die Glashersteller reagiert und versuchen den Vorgaben des Kartellamts gerecht zu werden und zum anderen den Augenoptikern Lösungen anzubieten, damit diese einfach und individuell betriebswirtschaftlich kalkulieren können. In den Schubladen schlummerten alte Versionen der elektronischen Preislisten, die jetzt wieder aktiviert wurden. Aber schon damals erreichte man nur einen sehr geringen Teil der Augenoptiker. Denn ob alte oder neue Version – der Augenoptiker ist gefordert, betriebswirtschaftlich zu agieren und seine eigenen Kalkulationsdaten zu ermitteln. So brauchen Augenoptiker ohne Zweifel Wissen uns dem Bereich Kostenrechnung und Kalkulation, um die neuen Lösungen bedienen zu können.

In der Kalkulation seiner Produkte kann der Augenoptiker je nach Geschäftskonzeption verschiedene Wege einschlagen. So ist die Preisgestaltung nicht nur ein Ergebnis der eigenen Kalkulationssystematik, sondern vielmehr Ergebnis des individuellen Marktauftritts des Augenoptikers. Gerade die fachliche Kompetenz des Augenoptikers im Bereich Refraktion, Spezialanfertigung und Kontaktlinse führt zu einem Dienstleistungsanteil, der klar definiert, kalkuliert und dem Kunden transparent gemacht werden muss.

Der Unternehmer muss aus betriebswirtschaftlicher Sicht den Selbstkostenpreis zuzüglich kalkulatorischen Gewinn vom Kunden für seine Leistung erhalten. Da dies in nicht allen Bereichen der augenoptischen Produktpalette möglich ist, muss der Unternehmer durch Ausgleichskalkulation, Kostenkontrolling in Unternehmensbereichen und aktiver Marktbearbeitung das betriebswirtschaftliche Gesamtergebnis steuern und planen. Im folgenden Betrag wird nun die betriebswirtschaftliche Idee der Preislisten besprochen und es werden Wege und Ansätze aufgezeigt, mit den notwendigen Kostendaten individuelle Preise kalkulieren zu können.
Historie
Der ZVA versuchte vor ca. 15 Jahren mit dem Projekt verursachungsgerechte Kalkulation (HKKB) einmal eine betriebswirtschaftliche Kostenorientierung der Unternehmer zu erreichen und zum anderen eine betriebsindividuelle Kalkulation in den Unternehmen aufzubauen. Es wurde ein Betriebsabrechnungsbogen BAB für Augenoptiker entwickelt. Mit den zu ermittelnden Kostendaten wurde dann die handwerkliche Kalkulation von Korrektionsbrillen vorgestellt. Die Umsetzung dieser Kalkulation in ein für den mittelständischen Unternehmer praktikables Kostenmanagementsystem scheiterte aber an den nicht vorhandenen EDV-Lösungen für den BAB und der wirklichen Notwendigkeit für den Augenoptiker, der ja auf die praktische Lösung der fertigen Verkaufspreislisten zurückgreifen konnte.
Jetzt haben aber im Zuge der kartellrechtlichen Vorgaben zur betriebsindividuellen Kalkulation die großen Glashersteller das Thema BAB und seine Systematik in den Mittelpunkt ihres Kalkulationssystems gestellt. Hier ist der normale Augenoptiker eigentlich überfordert, wenn er nicht jetzt die Fortbildungschance in dieser Thematik nutzt. Dies haben die Glashersteller in Ihrer Planung absolut übersehen. So wird der Augenoptiker entscheiden müssen, ob er die elektronischen Preislisten nutzen will oder auf die Lösungen seiner Branchensoftware zurückgreifen will. (ABB. 1) Im Rahmen einer exakten Selbstkostenkalkulation stellt sich nun die Frage, ob eine Kostenstellenrechnung mit BAB notwendig ist, um erfolgreich kalkulieren zu können. Besitzt ein Augenoptiker aber schon eigene an seine Marktsituation angepasste Kalkulatoren oder eigene Preislisten, so trifft diese ganze Thematik auf ihn gar nicht zu.
Comcept Modul 2009
Die Firma Comcept aus Köln hat auf der opti ´09 als erste ein sehr einfaches und offenes System zur Kalkulation von eigenen Preislisten gezeigt. Die Version wurde in den letzen Monaten täglich weiterentwickelt, optimiert und den Erfordernissen des Kartellamts angepasst. Der Vorteil der Firma Comcept ist die absolute Entwicklungskompetenz im Bereich der Glasstandards der Branche. So können alle Preislisten im SF6 Standard eingelesen, kalkuliert, verarbeitet und wieder in die verschieden Systeme der Branchensoftware eingelesen werden. Zudem hat das Kalkulationsmodul verschiedene Kalkulationsmöglichkeiten, so dass der Augenoptiker mit oder ohne Selbstkostenkalkulation kalkulieren kann.
So haben sich die großen Glaslieferanten diese Kompetenz eingekauft und das Kalkulationsmodul in ihre eigenen elektronischen Preislisten integriert. Zusätzlich entstanden bei den großen Glasherstellern eigene Druckroutinen, die verschiedene Outfits der Glaspreislisten entstehen ließen.
Die Firma Comcept hat den alten Ball der HKKB wieder aufgegriffen, um zunächst eine betriebswirtschaftlich orientierte Vollkostenkalkulation zur Ermittlung der Selbstkosten zu erreichen. Dieser Programmteil ist so aufgebaut, dass Materialgemeinkosten, Stundensätze und Minutenwerte für die verschiedenen augenoptischen Dienstleistungen ermittelt, erfasst und in das System eingegeben werden müssen. Nur so lässt sich ein Preis ermitteln, der als individueller Selbstkostenpreis auf Vollkostenbasis eine Orientierung für den später zu ermittelnden Verkaufspreis darstellt, der wiederum an die individuelle Marktsituation angepasst werden muss.
Betrachtet man nun die nächsten Abbildungen, so erkennt man schnell die Problematik für den betriebswirtschaftlich nicht ausgebildeten Augenoptiker. Der überwiegende Teil der Augenoptiker wird Schwierigkeiten haben, die vorgegebenen Eingaben machen zu können, weil für ihn einmal die Begrifflichkeiten neu sind, zum anderem ihm die nötige Kostenrechnungstheorie fehlt und er für die nötigen Zeitangaben für augenoptische Dienstleistungen nicht die eigenen Werte hat. Zunächst zeige ich die Grundkonzeption der neuen Preislisten, wobei folgende Stufen zu durchlaufen sind.
  • 1. Eingabe der betriebswirtschaftlichen Basisdaten
  • 2. Eingabe der Zeitwerte für Dienstleistungen in Werkstatt und Beratung
  • 3. Gruppenauswahl für Beschichtungen und Gläser mit der Möglichkeit Formeln vorzugeben.
  • 4. Kalkulation von Glaslieferanten mit individueller Zuordnung in Glasbereiche. Hier werden die endgültigen, marktrelevanten Faktoren bestimmt.
  • 1. Basisdaten der neuen
Preislisten
Betrachtet man (ABB. 2) so sieht die Startseite der elektronischen Preisliste, in welcher die nötigen Basisdaten für ein betriebsindividuelle Kalkulation eingegeben werden müssen. Zunächst wird der Glasbonus des jeweiligen Glaslieferanten eingegeben. Dies ist gut so, denn der absolute Netto/Netto-Preis sollte die Basis jeder Kalkulation sein. Weiter wird nun die Rundung für die Preisliste festgelegt.
Nun erfolgt die Eingabe der Materialgemeinkosten (MGK) und die Stundensätze für Brillenglasberatung und Werkstatt eingeben. Arbeitet hier ein Augenoptiker schon mit einem Betriebsabrechnungsbogen, kann er die Werte aus diesem übernehmen. Ansonsten muss er diese Werte selbst ermitteln. Die Erklärung in den Preislisten, diesen Wert vom Steuerberater ermitteln zu lassen, kann ich schwer nachvollziehen, denn kaum ein Steuerberater besitzt kostenrechnerisches Know How aus dem Bereich der Augenoptiker. Also ist hier der Unternehmer selbst gefordert, betriebswirtschaftlich zu agieren und die Daten z.B. mit Excel zu ermitteln. Ich werde später einen einfachen Lösungsvorschlag mit Excel vorstellen.
Weiter müssen nun Gewinnmarge, die Risikozuschläge für Beratung und Werkstatt, sowie der Mehrwertsteuersatz festlegt werden.
2. Eingabe der Arbeitszeiten
In Schritt 2 erfolgt die schon angesprochen Eingabe der Arbeitszeiten für augenoptische Handwerks – bzw. Dienstleistungen im eigenen Betrieb, soweit sie die Glaskalkulation betreffen. (ABB. 3) Werte für Refraktion können hier nicht mit eingearbeitet werden oder müssen später für eine separate Kalkulation verwendet werden. Für die Eingabewerte stehen ein unterer Richtwert und oberer Richtwert zur Verfügung. Hier sollte der Unternehmer einen betriebsindividuellen Wert finden. Die Zeitfaktoren sind für verschiedene Glastypen einzugeben, welche aus dem alten ZVA-System übernommen wurden. Auch hier müssen die Augenoptiker etwas Zeit investieren oder sie erhalten entsprechende Mittelwerte in Schulungsseminaren über BAB oder in alten Kalkulationsunterlagen der Branche. Hier wurden noch AW3 Werte gelehrt, die jetzt auf Minuten umgerechnet und entsprechend betriebsindividuell angepasst werden müssen.
3. Gruppenauswahl
In diesem Schritt können, wenn schon vorhanden, Faktoren für Beschichtungen, Zuschläge und Glastypen eingegeben werden. Die meisten Augenoptiker werden diesen Schritt überspringen und im nächsten Schritt erst die Kalkulation vornehmen.
4. Kalkulationsvorgang
In diesem Schritt können Gläser, Beschichtungen und Zuschläge kalkuliert werden. Die ABB. 4 zeigt einmal die ausgewählten Gläser sowie verschiedene Glasgruppen. Nun können die Gläser zugeordnet und ein entsprechender Faktor definiert werden. Die Rubrik Basispreis zeigt in blau den berechneten Preis, der auf Basis der betriebsspezifischen Daten entstanden ist. Es ist sozusagen der „Mindestpreis – also der Selbstkostenpreis, plus Gewinn und Umsatzsteuer.
Nun hat der Augenoptiker zwei Möglichkeiten, den Verkaufspreis festzulegen. Er kann durch einen festen Multiplikator und eine feste Konstante mittels Schieberegler den Verkaufspreis, den er am Markt erzielen will, festlegen. Alle Produkte in dieser Warengruppe werden nun mit dieser Formel berechnet. In der Rubrik Verkaufspreis erscheint dann der eigene Verkaufspreis. Ebenso können alle Beschichtungen und Zuschläge bearbeitet werden.
Neben dieser Preisberechnung können auch „Fix-Preise“ eingeben werden. Wenn man jeweils auf den Button F des jeweiligen Glases drückt, kann man einen festen Preis eingeben – es findet dann keine Preisberechnung statt! Zudem können noch Preisstufen eingegeben werden, in welchen eine veränderte Kalkulation anzuwenden ist (linke Spalte Reiter EK-Split). Außerdem können eigene neue Glasbereiche definiert werden, die mit Gläsern verschiedener Lieferanten bestückt, individuell kalkuliert werden.
Der Kalkulationsassistent von Comcept wird nicht nur von den großen Glasherstellern verwendet. Comcept wird das Kalkulationsmodul für alle Augenoptiker über eine entsprechende Nutzungsgebühr zugänglich machen. Damit können alle gängigen Preislisten kalkuliert und in dem Standardformat in die Branchensoftware eingelesen werden.
Nachdem nun die Grundsystematik der Kalkulationshilfe der Preislisten vorgestellt ist, wird klar deutlich, dass sie eindeutig BAB-orientiert sind. Sicherlich bietet ein BAB die genauesten Kostendaten. Doch hätten sich aus meiner Sicht alle Glashersteller hier vorher besser betriebswirtschaftlich beraten lassen sollen, denn eine Kostenrechnung auf BAB-Basis wird von den meisten Augenoptikern nach wie vor nicht umgesetzt werden, auch wenn die Lösungen hier schon sehr komfortabel geworden sind. Deshalb werde ich im Folgenden die klassische BAB-Lösung mit EDV und eine eigene Lösung mit Excel vorstellen.
BAB in der Augenoptik
Der Betriebsabrechnungsbogen ist ein organisatorisches Hilfsmittel zur Durchführung der Kostenstellenrechnung. Er wurde schon in der Ausgabe März 09 in Grundzügen vorgestellt. In der Praxis verwendet man die tabellarische Form. Der Betriebsabrechnungsbogen kann manuell oder mit Hilfe von EDV-Lösungen durchgeführt werden. Durch die Möglichkeit der Dateneingabe, deren Änderungsmöglichkeit und der automatischen Rechenoperationen mit grafischen Auswertungen ergibt sich hier zwangsläufig der Einsatz von EDV. So ist es am einfachsten, einen BAB mit Hilfe von Excel oder mit einem Komplettprogramm zu erstellen. Im BAB werden für die Verteilung der Gemeinkosten die Kostenarten vertikal und die Kostenstellen horizontal aufgeführt. Wie zu erkennen ist, erfolgt die Einteilung der Kostenstellen in Richtung des Fertigungsflusses: Materialwirtschaft (Einkauf, Lager), Messräume (Arbeitsvorbereitung), Beratung und Verkauf, Werkstatt/Produktion und Verwaltung. (ABB. 5) Die Kontaktlinse könnte hierbei auch als eigene Kostenstelle in allen Bereichen integriert werden.
  • 100 Allgemeine Hilfskostenstellen
  • 200 Materialwirtschaft
  • 300 Refraktion/Messen
  • 400 Beratung und Verkauf
  • 500 Werkstatt
  • 600 Verwaltung
Die Kosteninformationen des BAB bezieht sich einmal auf die Gemeinkostensummen der Kostenstellen, um Kostenkontrolle betreiben zu können. Zum anderen sind die Gemeinkostenzuschlagssätze und Stundensätze in den produktiven Kostenstellen die Eckdaten der Kalkulation. (ABB. 6)
Der elektronische BAB EURO-OPTIK
Die manuelle, handschriftliche Eingabe eines BAB ist aufwendig und zeitintensiv. Aus diesem Grund wurde das “Euro-Optik- Preise“ Programm von der Firma Subware entwickelt. Es ermöglicht, einen BAB in kurzer Zeit auszufüllen und zu den notwendigen Basisdaten der Kalkulation zu kommen.
Entscheidende Impulse und Entwicklungsarbeit lieferte hier Klaus Nerlich aus Saulgau, der auch Schulungen zum Bereich BAB und Kalkulation anbietet. Das Programm führt die Rechnungen automatisch durch und gibt als Ergebnis die Materialgemeinkosten und die Stundensätze aus.
Der elektronische BAB ist funktionell und übersichtlich gegliedert (ABB. 7). Wie jeder andere BAB ist er unterteilt in Kostenstellen (horizontal) und Kostenarten (vertikal). Beim Öffnen findet man einen ausgefüllten BAB vor. Diese Zahlen stellen einen repräsentativen Musterbetrieb dar und dienen als Orientierungshilfe. In der Vollversion sind sogar vier Musterbetriebe enthalten, die je nach Betriebsgröße als Orientierungshilfe dienen können. Der BAB führt automatisch durch verschiedene Eingabemasken, man gibt Umsatz, Wareneinsatz und alle Kostenarten ein. Für alle Kostenarten gibt er mögliche Verteilungsschlüssel an. Gerade bei den Personalkosten hat er verschiedene Standardprofile für Mitarbeiter vorgegeben. Dies erleichtert die Arbeit erheblich. (ABB. 8) Nach Ende der Eingabe ermittelt er alle Materialgemeinkosten und Stundsätze für den Betrieb und liefert so die Daten für die erste Eingabemaske der elektronischen Preislisten.
Kalkulationsdaten ohne BAB (KalkTOOL Schwenk)
Hauptkritikpunkt am BAB ist die Zurechenbarkeit und Verteilung aller Gemeinkosten auf alle Kostenstellen und der damit verbundene Aufwand. Konzentriert man sich auf die notwendigen Eingabedaten für die Preislisten und die daraus resultierende Kalkulationssystematik, sind eigentlich nur folgende Kostengrößen zu ermitteln
  • Ein Aufschlagsatz auf das Material, um die Gemeinkosten zu decken
  • Stundensätze für die Dienstleistungsbereiche
Prinzipiell lassen sich gerade die Stundensätze für Werkstatt, Refraktion und Kontaktlinse auch isoliert berechnen, wenn man die gesamten Sachkosten, Raumkosten und Personalkosten dieser Kostenstellen in einer eigenen Exceltabelle erfasst. Dabei sind folgende drei Kostenblöcke für die Bereiche zu erfassen.
  • Kalkulatorische Abschreibungen laut Anlagekartei (Maschinen, BGA, EDV)
  • Personalkosten für die im Bereich beschäftigten Mitarbeiter
  • Raumkosten für den Bereich (Miete, Energie, sonstige Kosten)
Aus dieser Sicht wurde von mir folgendes Excel Tool entwickelt, das versucht, auf einfache Art diese Kostendaten zu ermitteln. (ABB. 9)
Dazu folgende Erklärung:
  • 1. Im ersten Abschnitt werden die Werte aus der GUV eingeben. Es erscheinen daneben die relevanten Kostengrößen in Prozent. Dies bildet in einfachen Zahlen die betriebswirtschaftliche Gesamtsituation der Firma ab.
  • 2. In den darunter liegenden Abschnitten werden nun anteilige Raumkosten, Personalkosten und kalkulatorische Abschreibungen berechnet. (Dazu kann Tabellenblatt Sachanlagen benutzt werden, das jeweils die Anlagenwerte mit Anschaffungskosten und Wiederbeschaffungswert erfasst. Die kalkulatorischen Abschreibungen sind jeweils vom Wiederbeschaffungswert zu berechnen und sind um kalkulatorische Zinsen zu ergänzen.
  • 3. Hat man nun die Gesamtkosten für die Kostenstellen Optometrie, Werkstatt, und Kontaktlinse tabellarisch erfasst, lassen sich neben den jährlichen Gesamtkosten Stundensätze für die Kostenstellen angeben. Die in Spalte E eingegeben Werte sind die produktiven Stunden der Kostenstelle. Somit ist der Problematik Auslastungsgrad Rechnung getragen.
  • 4. Nun werden die Gesamtkosten der Bereiche Werkstatt/Beratung/Dienstleistung von der Gemeinkosten Gesamt Feld B8 abgezogen. Es ergeben sich die Restgemeinkosten. Dieser Wert in Relation zu Wareneinsatz ergibt den Restgemeinkostenzu-schlagsatz. Dieser Wert deckt die Gemeinkosten, die nicht mit den Stundensätzen abgedeckt werden. Er kann nun in der Preislisten als „Materialgemeinkostenzuschlagssatz“ verwendet werden
  • 5. Der Restgemeinkostenzu-schlagssatz und die Stundensätze können nun in die Kalkulationsfenster übernommen werden. Diese kann der Augenoptiker für sich frei definieren und durch die Kopierfunktion von Excel beliebig oft duplizieren. Der Unternehmer muss nun für jeden Glastyp seine Zeiten für Beratung, Refraktion, und Werkstatt eingeben. So ergibt sich für jeden Glastyp ein eigener Dienstleistungsblock in Euro.
Betrachtet man die Grundsystematik der Kalkulation, so werden die gerade errechneten Stundensätze und der Restgemeinkostenzuschlagssatz in die Gesamtkalkulation (ABB. 10) übernommen. Wie schon in meinen Basisartikeln zur Kalkulation ausgeführt, verläuft eine betriebswirtschaftliche Kalkulation immer er in folgenden drei Schritten ab:
  • 1. Die Basis jeder Kalkulation ist der Bezugspreis der Ware, wobei Einkaufsrabatte, Einkaufsskonto und Bezugskosten berücksichtigt werden müssen.
  • 2. Nun muss der Selbstkostenpreis mit Gemeinkostenzuschlagssätzen und Dienstleistungswerten ermittelt werden. Auf diesen Preis wird dann der betriebswirtschaftliche Gewinnaufschlagssatz kalkuliert.
  • 3. Jetzt kann oder muss der Verkaufsskonto, der Verkaufsrabatt oder die Finanzierungskosten in einer in Hundert Rechnung in den Verkaufspreis einkalkuliert werden. Denn der gerade kalkulierte Unternehmergewinn darf durch Kundenabzüge jeglicher Art nicht geschmälert werden.
Gerade Excel bietet nun die Möglichkeit, durch Änderung von Kalkulationsparametern Kalkulationsszenarien durchzuspielen. Zum Schluss kann über einen Gesamtfaktor ein spezifischer individueller Kalkulationsfaktor ermittelt werden. Ebenso ist es möglich, Preise mit oder ohne Refraktionsanteil zu kalkulieren. Interessant ist der Vergleich mit einem Marktpreis, der oft höher liegen kann als der selbst kalkulierte Preis und dem Unternehmer entsprechend höhere Kalkulationsfaktoren liefert.
Kritische Betrachtung
Sicherlich ist diese Methode auf den ersten Blick bestechend einfach. Vielleicht ermittelt ein BAB die etwas exakteren Werte, doch haben Vergleichsrechnungen der beiden Systeme oft ähnliche Kostenfaktoren ergeben. Ebenso muss jeder Kunde isoliert betrachtet werden und die individuellen Zeiten für den Kunden können unterschiedlich sein. Doch sollte jeder Augenoptiker die Frage beantworten können, wie viel Zeit er für einen ECO Glaskunden oder einen High END Glaskunden normalerweise im Schnitt kalkuliert. Ebenso wie viel Zeit er für einen Einstärkenkunden benötigt. Zudem ist die Alternative zu bedenken, welche die elektronischen Preislisten fordern, um eine individuelle Kalkulation zu erreichen. Er muss Minutenwerte ca. 50 verschieden Positionen eingeben und auch hier für bestimmte vordefinierte Glasklassen Minutenwerte eingeben. Als Alternative zu den sehr detaillierten Minuteneingaben, empfinde ich eine Dienstleistungspauschale als die einfachere Lösung. Zudem verlangen viele Kalkulationstools der Branchensoftware einen Zuschlagssatz, der als Faktor formuliert ist und ein Additiv als Festbetrag. Dieser Festbetrag war bisher betriebswirtschaftlich überhaupt nicht klar definiert. Jetzt wäre die Möglichkeit gegeben, ihn als Dienstleistungsanteil in Euro zu definieren.
Die augenoptische Dienstleistung hat aus Sicht der Neupositionierung des Berufsstandes eine herausragende Bedeutung und Dimension. So muss der Stundensatz, der einer augenoptischen Dienstleistung zugrunde liegt, klar kalkulatorisch bestimmt werden und dann entsprechend des persönlichen Marketingkonzeptes dem Kunden transparent dargestellt und bewusst gemacht werden.
Kalkulationskontrolle
Die eben betrachtete Gesamtkalkulation zeigt zwar auf das Einzelprodukt bezogen einen Vergleich zwischen kalkuliertem und möglichem Marktpreis, doch muss der Unternehmer unbedingt das Gesamtergebnis im Auge haben. Alle Kalkulationsaktionen müssen einem Kontrollabgleich unterzogen werden. Dies ist eigentlich nur mit Hilfe der Branchensoftware möglich. Der bisherige Rohertrag Glas sollte wieder erreicht werden. Deshalb ist es sinnvoll, mit den Stückzahlen des Vorjahres sowohl nach Herstellern und Produktgruppen eine Validierung der neuen Kalkulation auf Basis der Roherträge vorzunehmen. Nun zu den Eckdaten der am 1.4. 2009 vorliegenden Preislisten der Glasindustrie.
Essilor Lösung Listo
Ab April 2009 unterstützt Essilor seine Partner mit einer neuen Lösung, die ihnen eine marktorientierte und betriebswirtschaftlich fundierte Preisfindung nach den neuen rechtlichen Vorgaben ermöglicht. Sie enthält den Produktkatalog sowie die neu entwickelte Software Listo für die selbständige Kalkulation auf Basis der mitgelieferten Einkaufspreise. Diese Lösung ermöglicht den Augenoptikern eine sichere, einfache und unkomplizierte individuelle Preisgestaltung.
Bei der Kalkulation mit Listo können produktspezifische, produktgruppenspezifische sowie individuelle betriebswirtschaftliche Komponenten wie Personal- oder Gemeinkosten berücksichtigt werden. Die so ermittelte Preisstellung kann der Augenoptiker anschließend selbst mit den von Essilor gelieferten Blankobögen oder über einen externen professionellen Dienstleister als Preisseiten ausdrucken lassen und dem Produktkatalog zuordnen. Zusammen mit den hochwertigen Produktinformationen bieten die neuen individuellen Preisseiten beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Kundengespräch und einfache betriebsinterne Abläufe.
Die mit Listo erzeugten Daten lassen sich unkompliziert in die bedeutenden Branchensoftware-Systeme integrieren – wie es die Augenoptiker auch von den anderen Essilor Software-Lösungen gewohnt sind. Das neue Tool steht im Partnerbereich des Essilor Webauftritts sowie auf Wunsch auf CDs oder USB-Sticks zur Verfügung, die Essilor Partner bei ihrem Außendienstmitarbeiter erhalten – ebenso wie alle weiterführenden Informationen und eine umfassende Einführung.
Hoya
Auch Hoya präsentiert schon zum 1. April 2009 einen neuen Produktkatalog. Übersichtlich, klar strukturiert und mit praktischen Hilfen für das Verkaufsgespräch ausgestattet, so präsentiert sich der neue Produktkatalog von Hoya. Damit Hoya-Kunden ihre eigenen Verkaufspreise leicht kalkulieren und ausdrucken können, stellt der Brillenglashersteller praxisgerechte Instrumente im Hoyanet zur Verfügung. Dazu zählt die neue elektronische Preisliste inklusive überarbeiteter Kalkulations-Software und Druckfunktion für Preislistenseiten. Sie steht als kostenloser Download im Hoyanet bereit. Damit können Hoya-Kunden wie gewohnt ganz leicht und professionell eigene Verkaufspreise kalkulieren. Wie das genau funktioniert, erklären und illustrieren im Detail eine Gebrauchsanleitung und ein Film zur Anwendung und Nutzung der Software, die ebenfalls unter www.hoyanet.de zu finden sind. Außerdem bietet Hoya eine exklusive Service-Hotline, an die sich Kunden mit Fragen zur elektronischen Preisliste wenden können.
Ausdrucken können Augenoptiker ihre individuell kalkulierten Preise auf speziellem Papier, das zusammen mit dem neuen Produktkatalog ausgeliefert wird. Dieses Papier kann mit Laser- und Inkjet-Druckern problemlos bedruckt und dank Lochung ganz einfach in den Produktkatalog eingeheftet werden.
Ergänzend zur neuen elektronischen Preisliste stellt Hoya mit der Kurzpreisliste ein weiteres Instrument zur Verfügung, das den Anforderungen des Verkaufgesprächs und der UVP-Thematik gleichermaßen nachhaltig Rechnung trägt. Ein gutes Beispiel wie einfach und übersichtlich Preisfindung sein kann. (ABB. 11 + 12)
Sie enthält mehr Informationen und Produkte als bisher. Als zusätzliche kompetente Unterstützung für den Verkauf deckt sie rund 90 Prozent der Produkte ab, die Augenoptiker für ihren täglichen Bedarf im Verkaufsgespräch benötigen. Zudem enthält die Liste viele praxistaugliche Grafiken, mit denen Kunden die Vorzüge hochwertiger Gläser besonders anschaulich erklärt werden können. Die 20-seitige Kurzpreisliste lässt sich spielend leicht individualisieren. Für diese Individualisierung stehen dem Augenoptiker gleich zwei Optionen zur Verfügung.
  • Der Augenoptiker bestellt via Hoyanet seine gewünschte Anzahl von Kurzpreislisten. Zu jeder Liste erhält er passende Aufkleber mit Preisen von 19.- bis 999.- Euro. Die kann er entsprechend seiner Kalkulation in die freien Preisfelder einkleben und auf dem Umschlag in einem dafür vorgesehenen Feld seinen Firmenstempel platzieren.
  • Wer es noch komfortabler möchte, der individualisiert seine Kurzpreisliste gleich online im Kampagnenshop, trägt Preise für die einzelnen Produkte in die entsprechenden Felder ein, kann Texte ändern, sein Logo platzieren und aus verschiedenen Farbvarianten wählen. Abschließend bestellt der Augenoptiker die von ihm gewünschte Stückzahl, die dann extra für ihn gedruckt und postwendend geliefert wird.
Carl Zeiss Vision
Auch die Firma Zeiss wird für April 2009 ihre elektronische Preisliste mit dem neuen Kalkulationsmodul auf Basis der vorgestellten Comcept Lösung umstellen. In Zeiten des Wandels bietet Carl Zeiss Vision mit dem überarbeiteten Produktberatungskatalog hohe Wiedererkennung und vertraute Handhabung im Beratungsgespräch. Dies erleichtert den Umgang mit dem neuen Thema erheblich.
Unabhängig davon, nach welchem Prinzip, aus welchem System und in welcher Form betriebswirtschaftliche Daten zur Festlegung der Faktoren und Summanden ermittelt werden, oder ob für Aktionen Festpreise direkt festgelegt werden, die elektronische Preisliste bietet vielfältige Möglichkeiten, um zu individuell kalkulierten Verkaufspreisen zu gelangen. Auch beim Ausdruck der eigenen kalkulierten Verkaufspreise hält die elektronische Preisliste verschiedenste Lösungsansätze bereit – alle Lösungen basieren auf der vertrauten „Optik“ und sind daher optimal mit dem Produktberatungskatalog (technische Informationen, Lieferbereiche, …) kombinierbar:
Die Möglichkeit, sich auf ausgewählte Produkte zu konzentrieren, wird durch den modularen Aufbau des Produktberatungskataloges/der individuellen Verkaufspreise unterstützt.
Die eigene Favoriten-Preisliste lässt sich problemlos aus dem Produktberatungskatalog und den individuellen Verkaufspreisen zusammenstellen.
Rodenstock
Basierend auf noch unklaren Gegebenheiten des Marktes hat sich Rodenstock für ein 2-stufiges Konzept entschieden, um die Kunden in der Gestaltung der von Ihnen individuell zu kalkulierenden Verkaufspreise bestmöglich zu unterstützen.
Stufe I: Zum 01.04.2009
Aussendung der neuen Einkaufspreisliste (Rodenstock-Markenbrillengläser und Sportbrillengläser) sowie Versand eines Austauschkapitels „Nahkomfortgläser“ (Neueinführung) mit folgenden Teilen:
  • Ausklapper (Beratung/ Technische Informationen)
  • Produktseiten in der bisher gewohnten Form (ohne Verkaufspreise)
  • Aufkleber zum Ausdrucken und Einkleben der individuell kalkulierten Verkaufspreise für das neue Nahglasportfolio
  • Bereitstellung eines elektronischen Kalkulationsprogramms („elektronische Preisliste“) zur Berechnung der individuellen Verkaufspreise mit folgenden Funktionen
  • Individuelle Kalkulation Ihrer Verkaufspreise und Druckfunktion für Preisaufkleber (Nahglasportfolio)
  • Funktion zur Erstellung einer Druck-PDF-Datei zum Sofortdruck der individuellen Verkaufspreislisten (Layout analog der aktuellen Preisliste)
  • Kurzanleitung der elektronischen Preisliste für den Augenoptiker
Stufe II: Zum 3. Quartal 2009
Mitte des Jahres plant Rodenstock die Aussendung eines neuen Produktkatalogs für das komplette Rodenstock-Markenportfolio als Beratungsinstrument für den Augenoptiker, inkl. Informationen zu Wirkungsbereichen, Durchmesser, Verkaufsargumenten, etc. Dieser Katalog wird den aktuellen Preislistenordner ersetzen. Dazu erfolgt eine Bereitstellung einer Online-Kalkulationshilfe für den Augenoptiker zur Kalkulation seiner individuellen Verkaufspreise bzw. zur Gestaltung der individuellen Verkaufspreislisten. Angeschlossen an diese Software ist eine Print-on-Demand Funktion, so dass Sie Ihre individuell kalkulierten Verkaufspreislisten professionell drucken lassen und in den Produktkatalog einheften können.
In der nächsten Folge werden weiter Kalkulationslösungen der Branchensoftware vorgestellt.
Bernhard Schwenk
Dozent für Betriebswirtschaft
Fachakademie für Augenoptik München
Aktuelles Heft


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