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Sehen ist das größte Geschenk

Wagner Brillen Beratung, Koblenz
Sehen ist das größte Geschenk

Brillen zu verkaufen, ist sein Beruf. Brillen zu verschenken, ist aber eine ganz besondere Herausforderung, hat der Koblenzer Augenoptikermeister Carlo Wagner festgestellt. Im indischen Amritsar, nahe der pakistanischen Grenze, hat er gemeinsam mit anderen Helfen aus der ganzen Welt Menschen das Sehen geschenkt.

Die Firma Luxottica ist bekannt als weltweiter Marktführer im Bereich Korrektions- und Sonnenbrillen. Die „andere Seite“ der Firma steht viel weniger in der Öffentlichkeit: Schon seit den 80er-Jahren sind drei Hilfsorganisationen des Brillenherstellers aktiv, zunächst vor allem in den USA, wo Schulkinder kostenlos mit Brillen versorgt wurden, seit mehr als 20 Jahren auch international. Zum 1.12.2008 wurden diese Hilfsorganisationen bekannt auch unter „ Give The Gift of Sight “ Foundation zur „ onesight “ Foundation zusammengefasst. Allein im vergangenen Jahr sind 20 Hilfsaktionen in 15 Ländern organisiert worden – mit Größenordnungen, die kaum fassbar sind. In den letzten Jahren wurden so mehr als 6,5 Millionen Brillen kostenlos an bedürftige Menschen abgegeben.

So auch die Hilfsaktion in Indien, an der der Koblenzer Carlo Wagner als einziger Deutscher teilnahm. „Give the gift of sight“, „Sehen schenken“, war das Ziel der 24 Augenoptiker, Optometristen und Augenärzte, die auf dem Gelände eines Waisenhauses in der heiligen Stadt Amritsar 14 Tage lang Sprechstunden abhielten. Unterstützt von rund 130 Freiwilligen, vor allem Schülern und Studenten, wurden tausende von Hilfesuchenden täglich registriert, ihre Sehschärfe wurde gemessen, Augendruck und Augenhintergrund bestimmt. Die Daten wurden in einen Computer eingegeben. Und der „spuckte“ aus einem Fundus von mehr als 45000 geprüften, gereinigten, gerichteten und registrierten Brillen, die die Firma Luxottica gesammelt und gespendet hatte, passende Vorschläge aus. „Es war unfassbar, was wir dort erlebt haben“, sagt der Koblenzer. „Da war zum Beispiel eine Frau, die minus 18 Dioptrien hatte. Die Frau hatte nie zuvor eine Brille getragen – für sie muss es jetzt ein völlig neues Leben sein.“ Nicht immer konnte im Bestand eine passende Brille gefunden werden – kein Problem. Denn neben den 45000 gebrauchten Brillen, unzähligen Lichtschutzbrillen und kistenweise fertigen Lesebrillen hatten die Helfer außerdem die Möglichkeit, individuelle Brillen anzufertigen. Das ging leicht und unproblematisch, weil das Team Fassungen und runde Einzelgläser in allen denkbaren Stärken dabei hatte. So konnte schnell eine passende Brille „zusammengebaut“ werden, berichtet Carlo Wagner. Und im Zweifelsfall waren auch die Optiker und Augenärzte in Amritsar gerne bereit, sich in den Dienst der guten Sache zu stellen.
Der Koblenzer Carlo Wagner hatte schon lange davon geträumt, an einem solchen Hilfsprojekt teilzunehmen. „Give the gift of sight“ bot sich geradezu an, denn diese Aktion wird auch von den Lions Clubs weltweit unterstützt, und Wagner ist Mitbegründer und Präsident des Lions Clubs Sophie von La Roche in Koblenz. „Es waren fantastische Erfahrungen“, erinnert sich der 57-Jährige an die Tage in der Stadt des Goldenen Tempels. Keine Rolle spielten dabei die langen, harten Arbeitstage, die Unannehmlichkeiten, wenn es mal wieder kein warmes Wasser zum Duschen gab, das karge Essen. „Es war einfach eine unglaubliche Dankbarkeit zu spüren, die alles andere vergessen ließ“, sagt der Koblenzer Augenoptikermeister. „Kein lautes Schreien oder Juchzen, sondern eine ruhige, tiefe, fast religiöse Dankbarkeit, die mich zutiefst berührt hat.“ Und selbst, wenn kein optimales Sehergebnis erzielt werden konnte, sondern nur eine Grundversorgung möglich war, waren die Menschen glücklich. „Allein schon, dass wir uns um sie bemüht und sie ernst genommen haben, hat den Frauen und Männern viel bedeutet“, weiß der Koblenzer. „Denn es sind in den meisten Fällen die Ärmsten der Armen gewesen, die sonst ganz auf sich allein gestellt sind – und uns war ihr Wohlergehen wirklich wichtig, das haben sie gespürt.“ Dass – ganz nebenbei – durch den Fokus der Öffentlichkeit auf das Projekt etliche Augenoperationen am Grauen Star kostenlos durchgeführt wurden, war ein willkommener Nebenaspekt.
Verändert hat sich nicht nur das Leben der Inder, die nun zum Teil zum ersten Mal richtig sehen können. Verändert hat sich auch Carlo Wagner ein wenig, berichtet er. „Wenn man sieht, wie es den Menschen dort geht und mit welcher gelassenen Würde sie ihr Leben meistern, und dann zurückkommt und auf jemanden trifft, der nur herummeckert, weil ihm Kleinigkeiten nicht passen, dann hat man dafür wenig Verständnis.“
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