Startseite » News » Branche & Köpfe »

Ein Blick auf die Zukunft

Augenoptiker als Dienstleister
Ein Blick auf die Zukunft

Eine neue wissenschaftliche Studie aus Großbritannien kommt zu dem Schluss, dass Augenoptiker bzw. Optometristen unterschätzen, wie viel Wert die Öffentlichkeit auf ihre Dienstleistungen legt. Ein Beitrag von Alison Ewbank.

Auch wenn die Tätigkeitsfelder englischer Optometristen nicht immer vollständig mit denen der Augenoptiker und Optometristen im deutschsprachigen Raum übereinstimmen, so lassen sich einige der Erkenntnisse übertragen. Die Studie zeigt überraschende Ergebnisse, wenn es um den Wert geht, den die Verbraucher den Kontaktlinsenspezialisten und ihren Dienstleistungen beimessen. Die Erkenntnisse belegen, dass die Branche unterschätzt, wie sehr die Öffentlichkeit ihre Expertise und ihr Wissen über augenoptische Themen respektiert.

Im Rahmen der vom The Vision Care Institute von Johnson & Johnson Vision Care in Auftrag gegebenen Studie „Eye on the Future“ wurden im Februar letzten Jahres 1.000 Verbraucher ab 18 Jahren und insgesamt 500 Augenoptiker und Optometristen befragt. Die telefonische Befragung wurde vom Marktforschungsunternehmen Ipsos MORI durchgeführt. Beide Probandengruppen wurden so ausgewählt, dass sie demografisch repräsentativ sind. Die groß angelegte Studie befasst sich mit den Ansichten zur Ausbildung von Augenoptikern und Optometristen zu Fortschritten im augenoptischen Bereich sowie zur öffentlichen Wahrnehmung der Augengesundheit. Die Ergebnisse liefern interessante Einblicke und zeigen größere Wahrnehmungsunterschiede zwischen den beiden befragten Gruppen.
Augenoptiker als Gesundheitsdienstleister
Augenoptiker und Optometristen mögen sich für die „arme Verwandtschaft“ der Mediziner halten – die Öffentlichkeit teilt diese Ansicht jedoch anscheinend nicht. Die Mehrheit der Verbraucher (62 Prozent) sagt, sie schätze die Dienste von Augenoptikern und Optometristen mehr als jene in anderen Gesundheitsbereichen wie beispielsweise Zahnmedizin (Abbildung 1). Fast drei Viertel der Augenoptiker und Optometristen (74 Prozent) haben hingegen das Gefühl, die Öffentlichkeit empfinde mehr Respekt für das „medizinische Fachwissen“ von Zahnärzten.
Nur 19 Prozent ist gegenteiliger Meinung. Knapp über die Hälfte der Augenoptiker und Optometristen (52 Prozent) glauben, die Öffentlichkeit schätze ihre Dienste weniger als jene anderer Gesundheitsdienstleister. Die meisten der Befragten vermuten, die Öffentlichkeit vertraue weniger dem Rat von Augenoptikern und Optometristen als dem Rat von Allgemeinmedizinern, wenn es um die Gesundheit der Augen geht. Nur etwa jeder Dritte ist anderer Meinung (Abbildung 2). Wenn man Verbraucher jedoch fragt, welcher Berufsgruppe sie am meisten vertrauen, ist es wahrscheinlicher, dass sie sich für die Augenoptiker bzw. Optometristen entscheiden. Ein weiteres wichtiges Forschungsergebnis: Die überwältigende Mehrheit der Befragten glaubt, die Öffentlichkeit sei sich der Bedeutung des Themas „Augengesundheit“ nicht bewusst. Fast 90 Prozent sagen, die Öffentlichkeit realisiere nicht, wie wichtig es sei, die Augengesundheit zu erhalten (Abbildung 3). Weniger als die Hälfte glaubt, die Öffentlichkeit verstehe, welche Gesundheitsdienstleistungen und welches Fachwissen sie böten (Abbildung 4).
Große Lücke in der Wahrnehmung
Zwischen der öffentlichen Wahrnehmung und jener der Augenoptiker und Optometristen scheint eine große Lücke zu klaffen. Fast alle Verbraucher sind sich einig, dass sie die Bedeutung einer guten augenoptischen Dienstleistung verstehen. Neun von zehn Befragten stimmen dieser Aussage vollständig zu. Der gleiche Anteil sagt aus, er wisse, welche Dienstleistungen und welches Fachwissen Optometristen bzw. Augenoptiker anböten. Mehr als drei Viertel der Verbraucher (77 Prozent) geben an, sie wüssten „viel“ oder „etwas“ über häufige Augenkrankheiten wie Konjunktivitis oder Grauen Star. Die Korrektur einer Fehlsichtigkeit ist die Dienstleistung, die am häufigsten – und zwar von 80 Prozent der Bevölkerung – mit Augenoptikern bzw. Optometristen assoziiert werden. Einigkeit herrscht darüber, wie wichtig Aus- und Weiterbildung für die professionelle Dienstleistung rund um das Auge sind. 98 Prozent der befragten Augenoptiker und Optometristen sind der Meinung, die Öffentlichkeit müsse über ihre Expertise besser informiert werden. Drei Viertel (74 Prozent) stimmen dieser Aussage vollständig zu. Die Öffentlichkeit vertraut zwar auf ihr eigenes Wissen zum Thema Auge, gibt aber auch an, noch mehr erfahren zu wollen. Die große Mehrheit der Verbraucher (72 Prozent) sagt, sie würde gerne mehr darüber wissen, wie sie ihre Augen gesund erhalten kann.
Gesundheitsexperte oder Einzelhändler
Einiges deutet darauf hin, dass sich das Interesse für und die Sorge um die Augengesundheit nicht in Besuchen beim Augenoptiker oder Optometristen äußert. Obwohl die meisten Befragten angeben, dass sie dem Urteil des Optometristen bzw. Augenoptikers vertrauten, suchen bei einer Frage zur Augengesundheit fast genauso viele einen Allgemeinmediziner wie einen Augenspezialisten auf (43 zu 51 Prozent). Frühere Studien kamen zu ähnlichen Ergebnissen: Die Mehrheit sagt, sie würde bei leichteren Augenbeschwerden wie Konjunktivitis oder Verdacht auf Grauen Star am ehesten ihren Hausarzt aufsuchen. Letzten Endes glauben Augenoptiker und Optometristen, die Öffentlichkeit würde sie immer noch mehr als Einzelhändler denn als Gesundheitsexperten betrachten. 73 Prozent der Befragten haben den Eindruck, die Allgemeinheit sähe augenoptische Dienstleistungen nicht als Gesundheitsdienstleistungen. Sogar mehr als neun von zehn sagen, der Augenoptiker bzw. Optometrist werde als Einzelhändler und nicht als Gesundheitsdienstleister wahrgenommen (Abbildung 5). Diese Meinung dürfte wiederum zu pessimistisch sein. Nur vier von zehn befragten Verbrauchern geben an, sie betrachteten Augenoptiker bzw. Optometristen eher als Einzelhändler und nicht als Gesundheitsexperten; etwas mehr (45 Prozent) sind allerdings der Ansicht, das wichtigste Ziel eines Augenoptikers bzw. Optometristen sei es, ihnen Brillen oder Kontaktlinsen zu verkaufen. Diese Ergebnisse sind vielleicht nicht ganz überraschend. Schließlich ist die Korrektur einer Fehlsichtigkeit die Dienstleistung, die am häufigsten mit diesem Beruf assoziiert wird. Andere Studien haben ergeben, dass die meisten Verbraucher einen Augenoptiker bzw. Optometristen aufsuchen, um eine Refraktionsbestimmung durchführen zu lassen.
Fortschritte bei den Versorgungsmöglichkeiten
Die befragten Augenoptiker und Optometristen sind zwar über die Maßen skeptisch, was ihre Anerkennung in der Öffentlichkeit angeht, hinsichtlich potenzieller Fortschritte bei der Versorgung der Augen haben sie jedoch mehr Vertrauen. Fast 92 Prozent glauben, die Gesellschaft habe wesentlich von den jüngsten Fortschritten profitiert. Ein ähnlich hoher Anteil (90 Prozent) vertraut auf zukünftige Entwicklungen im augenoptischen Bereich. Ganz oben auf der Liste der wichtigsten Innovationen des letzten Jahrzehnts stehen Fortschritte bei den Kontaktlinsen, insbesondere bei Silikon-Hydrogellinsen. Die Befragten haben jedoch wenig Selbstvertrauen, wenn es um die Anerkennung des Fortschrittes im augenoptischen Bereich im Vergleich zum Fortschritt in anderen Gesundheitsbereichen geht. Fast alle glauben, die Öffentlichkeit sei sich vieler der erzielten Fortschritte nicht bewusst (Abbildung 6). Die Mehrheit der Verbraucher behauptet hingegen, mit den Fortschritten im augenoptischen Bereich vertraut zu sein; nur etwa jeder Dritte (35 Prozent) glaubt, diese lägen hinter der Entwicklung in anderen Gesundheitsbereichen zurück.
Die Ergebnisse nutzen
Welche Schlüsse können Augenoptiker und Optometristen nun aus diesen Forschungsergebnissen ziehen und wie können sie sie in der täglichen Praxis zu ihrem Vorteil nutzen? Man könnte sich von einigen der Aussagen entmutigen lassen und sie zum Anlass nehmen, über die Branche oder ihre Vertreter zu schimpfen, weil sie ihre Botschaft nicht richtig vermittelt haben. Die Entscheidungsträger können sicher viel aus diesen Ergebnissen lernen.
Aber warum sollte man die Resultate nicht positiv sehen? Die Öffentlichkeit hat eine bessere Meinung von Augenoptikern und Optometristen und ihrer Rolle, als diese selbst annehmen. Die Verbraucher bringen ihnen Vertrauen und Respekt entgegen und schätzen ihren Rat. Die Verbraucher erkennen die Bedeutung der Augengesundheit an und äußern den Wunsch, mehr darüber zu erfahren. Dies zeigt, dass Bedarf an Weiterbildung und Information besteht.
Die Studie „Eye on the Future“ belegt, dass die Branche auf ihren Wert und den ihrer Dienstleistung vertrauen kann.
Alison Ewbank ist Redakteurin der führenden, monatlich erscheinenden britischen Fachzeitschrift für Optometrie, dem Optician, und Kommunikationsberaterin bei der British Contact Lens Association (BCLA).
Dieser Beitrag wurde erstmals im Optician vom 23.10.09 veröffentlicht.
Aktuelles Heft


ao-info-Service

Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der ao-info-Service? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:













Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum ao-info-Service freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des ao-info-Service.
AGB
datenschutz-online@konradin.de