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Deutsch-europäische Geschichte

100 Jahre WECO
Deutsch-europäische Geschichte

Zu WECO fallen einem Namen wie WECO 1060, WECO Zet 90, WECO Edge-Serie oder die aktuelle „E”-Serie ein. Sei es, dass man während der Ausbildung auf diesen Automaten geschliffen hat oder später in der Augenoptikerwerkstatt. Auch wenn WECO immer wieder für „Veränderung“ und „Neu-Anfang“ steht – ihre Geschichte korreliert sehr stark mit der Deutsch-Europäischen. Vor hundert Jahren wurde das Unternehmen gegründet.

Alles begann im brandenburgischen Rathenow am 14. April 1914 als Otto Wernicke, seinerzeit Meister in Feinmechanik und Optik, zusammen mit seinen Partnern Werner Müller und Gustav Ochsenfeld ein kleines Unternehmen gründete: Wernicke & Co. OHG.

Wernicke, geboren als dritter Sohn eines Müllers in Rathenow, musste sich ein neues Geschäftsfeld suchen, weil der Familienbetrieb an seinen älteren Bruder ging. Rathenow war schon damals bekannt für seine optische Industrie, die im Jahre 1801 der Pfarrer Heinrich-August von Duncker dort etablierte. Um die Jahrhundertwende zählte Rathenow etwa 100 Unternehmen, die sich mit Optik beschäftigten. Nach seiner Ausbildung in Kiel zum Mechaniker kam Otto Wernicke zurück nach Rathenow, wo er später bei Nitsche & Gunther (später NiGuRa) seinen Meister erwarb.
Wernicke & Co.OHG – die ersten Jahre
Das ursprüngliche Unternehmen hatte sich auf drei Bereiche konzentriert: Flächen- und Oberflächen-Schleifmaschinen sowie Brillenglas-Randbearbeitungsmaschinen
Das Unternehmen stand jedoch in den Anfangsjahren unter keinem guten Stern, wenn man die weltweiten Ereignisse der Zeit bedenkt: Erster Weltkrieg, Große Inflation in Folge der Reparations-Zahlungen, Börsencrash im Jahr 1929. Dennoch konnte Wernicke & Co. alle diese schwierigen Jahren bestehen, weil eine Maschine im Portfolio war, mit der man das Tori-Glas (für astigmatische Korrektionen) fertigen konnte. Darin war Wernicke & Co. seiner Zeit voraus und die Nachfrage war groß.
Nach den schwierigen ersten Jahren fing das Unternehmen an zu wachsen. Bereits im Jahr 1932 wurde das große Werk in Rathenow fertiggestellt.
Das Schleifen von Gläsern, nachdem die Kontur grob mit Hilfe von Diamanten und Bröckelzange vorbearbeitet wurde, war noch sehr aufwendig und bedurfte einer Maschine mit einer hohen Stabilität und Genauigkeit. Wernicke & Co. entwickelte die FM 21, mit der man eine Facette auf ein Glas bringen konnte.
Für den Einsteiger wurde eine einfachere Technologie entwickelt, mit Hilfe eines Vorsatzgerätes, dem „Heinzelmännchen”, war es möglich, auch mit einem Handschleifstein eine Facette auf das Glas zu bringen.
Die Idee war, das Schleifen einfach und für jedermann zugänglich zu machen („Kinderleicht“)
25. Geburtstag
Im Jahr 1939 feierte Wernicke & Co. bereits das erste Firmenjubiläum. Das Unternehmen bestand zu der Zeit aus 180 Mitarbeitern und machte einen Jahres-Umsatz von einer Million Reichsmark (RM). Zur Einordnung: Damals kostete ein Glas-Schneide Gerät 230 RM und ein Brillenglas nur 0,50 RM!
Es war die Zeit, in der Wernicke & Co. den weit verbreiteten FM 27 in den Markt brachte. Damals musste dieser Automat noch über einen Riemen an eine Transmissions-Achse angetrieben werden. Sehr innovativ war der Einsatz von Keramik-Schleifscheiben, die das Bearbeiten von Facetten schöner und effektiver machte. Man darf nicht vergessen, dass die Anzahl unterschiedlicher Formen, die zu der Zeit geschliffen wurden, noch sehr begrenzt war. Die Brille hatte noch lange nicht die Mode-Komponente von heute erreicht.
Wernicke & Co. KG – der erste Neuanfang in Neukölln
Die Lage in Rathenow verschlechterte sich drastisch während und nach dem 2. Weltkrieg. Rathenow lag auf dem Weg zwischen Berlin und den Alliierten im Westen, so dass die Bomben, die nicht auf Berlin geworfen wurden, dann auf dem Rückweg niedergelassen wurden. 1945, nach dem Krieg und nachdem die Sowjet-Armee im Zuge der Reparationszahlungen alles Nützliche mitgenommen hatten, war von Rathenow nur noch 20% übrig. Das Arbeiten in dem Unternehmen war nahezu nicht mehr möglich, weil alle Transmissionsachsen durchgeschnitten wurden.
Während Richard Müller und Otto Wernicke trotz der widrigen Umstände versuchten, eine kleine Produktion aufrechtzuerhalten, begann Paul Werner Zillen, Otto Wernickes Schwiegersohn, im Westberliner Stadtteil Neukölln einen Neuanfang, indem er, zusammen mit den beiden Inhabern Otto Wernicke und Richard Müller und deren Ehefrauen, eine neue Firma gründete: Wernicke & Co. KG
Dieser weisen Entscheidung zufolge konnte das Unternehmen überleben. Einige Jahre hat es gedauert, bis Richard Müller und Otto Wernicke wieder Ansprüche auf das Gelände in Rathenow anmelden durften, doch da war es bereits zu spät – die OHG wurde im Jahr 1951 wegen Überschuldung geschlossen und Richard Müller, der noch in Rathenow lebte, wurde verhaftet.
Wernicke & Co. KG fokussierte sich lediglich auf den Geschäftszweig der Facetten-Schleifsysteme für den Augenoptiker. Durch eine starke Bindung zwischen der Familie Wernicke und der Firma Friedrichs in den Niederlanden erhielt die Firma einen ersten „Großauftrag“ über 50 Handschleifer.
Anfangs wurden für die Fertigung noch die Anlagen in Rathenow verwendet, bald aber hatte Zillen das meiste für ihn Nützliche durch seine guten Beziehungen (er war vorher bei AEG angestellt) nach Berlin transferiert und konnte dort eine kleine Produktion aufbauen. Nach einem kurzen Aufschwung folgten wiederum sehr schwere Jahre in Berlin. Die Währungsreform 1947/48 (Einführung der D-Mark in den westlichen Sektoren) führte zur Isolation durch die Sowjets. Zwischen 1948 und 1949 war die Versorgung Berlins nur noch über die Luftbrücke möglich. Dadurch war eine Produktion in Berlin nicht mehr aufrechtzuerhalten.
Auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser Situation fand Paul Werner Zillen nur den Weg in den Westen. Zusammen mit Alfred Seirig, der im Jahr 1947 in das Unternehmen kam und die Weiterentwicklung der Produkte vorantrieb, und mit guten Verbindungen der Familie Wernicke zu Dr. Hans Joachim Stunck wurde ein neuer Beginn im Westen vorbereitet.
Wernicke & Co. KG – Düsseldorf
Im Jahr 1950 wurde das Unternehmen Wernicke & Co. KG überschrieben von Berlin nach Düsseldorf. Der Investor war Dr. Hans-Joachim Strunck. Mit dieser Investition blühte das Unternehmen auf. In dieser Zeit änderte sich auch das Logo.
In der Anfangszeit gab es lediglich ein kleines Büro in Düsseldorf Eller. Die meiste Produktion erfolgte extern. Otto Wernicke arbeitete zwar weiter im Rahmen der Konstruktion und des Produktdesigns, doch kam er nie über den Verlust der alten Anlagen in Rathenow hinweg und starb im Jahr 1957 in Bad Mergentheim.
Auch Paul-Werner Zillen, der stark angeschlagen war durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre, starb bereits 1952 mit nur 44 Jahren.
Alfred Seirig übernahm die Entwicklungsaufgaben komplett und startete mit einer innovativen Maschine, der FMK (Facetten-Maschine-Keramik), 1956 in den Markt. Das besondere an dieser Serie sind die angeschrägten Facetten-Scheiben, die ein besseres Verhalten bei durchbogenen Gläsern ermöglichte. Eine weitere Innovation aus dem Hause Weco: das revolutionierende Zentriersystem Z-Opt. wurde im Jahr 1954 eingeführt.
Wernicke & Co. GmbH – Ein Neubeginn
1959 wurde das Gelände in der Jägerstraße in Düsseldorf Eller gekauft und bebaut. Die gesamte Produktion und Administration wurden dadurch zentralisiert. Dr. Strunck wandelte die KG in eine GmbH um, wodurch er der Haupteigentümer der Firma wurde.
Die größte Erfindung dieser Jahre war die Diamantschleifscheibe, mit der man den Vorschliff wie auch den Feinschliff deutlich besser bearbeiten konnte. Immer noch war das Hauptmaterial Silikat.
In diesen Jahren wurde aus der FMK dann eine FMD (mit Diamantschleifscheiben). Zudem wurde die Firma immer internationaler und konnte sich breiter aufstellen. 1970 folgte dann der vollautomatische Automat: der D-111
Kurz darauf kam der Weco 12 auf den Markt, der als einer der erfolgreichsten Schleifautomaten weltweit gilt. Heute noch finden sich einige davon – besonders dort, wo ein technischer Service nicht immer vor Ort ist.
In den 80er Jahren wurden alleine in einem Auftrag 500 dieser Edger an die Sowjetunion verkauft. Zudem kam es zur Eröffnung weiterer Filialen in den USA, Frankreich, Italien und der Schweiz.
Die Textron-Jahre
Dr. Strunck hatte in den 1970er Jahren aus Wernicke & Co. den damals erfolgreichsten Schleifmaschinenhersteller gemacht. Rodenstock meldete bereits Interesse an einer Übernahme an, doch der Eigentümer Dr. Strunck weigerte sich, diesen Schritt zu gehen. Somit verkaufte er das Unternehmen an den amerikanischen Konzern Textron im Jahre 1973. Mit Textron erhoffte sich Dr. Strunck auch eine Erweiterung der Geschäfte auf dem amerikanischen Kontinent.
1974 kam C.D. Beuthien in das Unternehmen. Mit ihm kam die 1060er-Reihe auf den Markt. Unter deren war auch die 1060 Integral, die damals als Innovation ein geschlossenes Gehäuse hatte, um die Geräuschkulisse zu minimieren. Damals wurde die Serien-Produktion in Düsseldorf stark vorangetrieben. Im Jahre 1975 verließ Dr. Strunck das Unternehmen.
Rodenstock
C.D. Beuthien bereitete in den folgenden Jahren den Verkauf der Wernicke & Co. GmbH an die Rodenstock-Gruppe vor. Durch seine guten Beziehungen zu Rodenstock kam es im Jahr 1977 zu der Übernahme.
In den folgenden Jahren wurde das WECO Block-Up System entwickelt. Daraufhin folgte im Jahr 1982 ein Joint-Venture mit der amerikanischen Firma Coburn: die 480. Basierend auf der Weco 12 war es die erste Maschine mit einer CNC Steuerung, um auf die Verwendung von einer Formscheibe verzichten zu können.
  • 1987 schaffte der Wernicke & Co. das Trace `n Edge System, das erste voll CNC gesteuerte Schleifsystem von WECO mit einem separaten Abtastgerät (Tracer).
  • 1988 folgte die CMS-Reihe. Die digitale Technologie wurde erweitert und verfeinert. Es entstanden bis heute sehr bekannte Geräte wie die C90 / C91 (später Zet 90). Der FT 3D wurde entwickelt als erster 3D-Tracer. Zudem der erste 3D-Automat: W3-D.
Durch die digitale Technologie eröffneten sich neue Möglichkeiten. So entstand 1999 die Edge 455 Drill als erster Automat mit einer integrierten Bohr-Vorrichtung.
WECO Optik – Die ProLaser-Jahre
1999 wurde Wernicke & Co., zusammen mit dem Bereich der Rodenstock Instrumente an die Firma ProLaser verkauft. Die israelische Firma hatte gerade zu der Zeit den ersten Prototyp eines automatischen Zentrier- und Aufblock-Gerätes entwickelt: Verifier Pro.
Im Jahr 2001 stieg Jacky Buchmann, Inhaber der Buchmann Optical Holding in Belgien, als Investor in das Unternehmen ein. In dieser Zeit baute Weco sein erstes blockloses Schleifsystem: die Edge 860VI, damals noch ein unvorstellbares Konzept.
WECO Optik – Die Buchmann-Jahre
2002 wurde die Weco Optik zu einer Tochter-Firma der Buchmann Optical Holding. Zu dieser Holding gehörte bereits seit einigen Jahren der Konkurrent Briot. Man wählte Weco als innovativen Partner speziell für die industriellen Lösungen und verknüpfte Entwicklungs- und Produktionskapazitäten von Briot und Weco, wenn es um Geräte für den Augenoptiker ging.
Die Weco Optik GmbH wurde umgeschrieben in Buchmann Deutschland GmbH.
Aus der Edge 862 entwickelte sich die hochproduktive Edge 990 blockless mit einer Produktivität von bis zu 20 Aufträgen pro Stunde!
Zudem wurden in den darauffolgenden Jahren die Edge 300 und die Edge 500 Serien eingeführt.
WECO – Mitglied der Luneau Technology Group
Durch das fortschreitende Alter des Inhabers der Buchmann Optical Holding, Jacky Buchmann, kam es im Jahr 2010 zum erneuten Verkauf der Marken WECO und Briot an die Luneau Technology Group mit Sitz in Frankreich.
Die Luneau Technology Group mit der Marke Visionix ist Marktführer wenn es um den Einsatz der Wellenfront Technologie in der Ophthalmologie geht. In den folgenden Jahren kam es zu der Entstehung der E.-Serie.
Mit der E.6 bietet Weco einen Allrounder für höchste Ansprüche, inklusive spezieller Design Funktion und Stufen Facette an. Mit der E.3 hingegen einen Einstiegs-Automaten der sehr wenig zu wünschen übrig lässt, mit integrierter Bohrvorrichtung und parallaxefreiem, digitalem Blocker.
Sieht man also auf die 100jährige Geschichte von Weco zurück, so war es nie ruhig und auch nie langweilig. Dennoch hat die Firma eines nie aus dem Auge gelassen: Für die Werkstatt attraktive und innovative Produkte zu entwickeln.
Zusammen mit einem starken Partner, Visionix, kann das Unternehmen heute Innovationen sowohl in der Werkstatt als auch im Refraktionsraum anbieten.
Weco steht nicht nur für ein Jahrhundert im Dienste der Augenoptik. Es kann auch symbolisch für die Veränderungen in Deutschland stehen bis hin zur Deutsch-Französischen Freundschaft.
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