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Der Traum von Selbständigkeit

Thomas Trauth Design, Lorch
Der Traum von Selbständigkeit

Das Glück besteht nicht darin, dass Du tun kannst was Du willst, sondern darin, dass Du auch immer willst was Du tust. Leo Tolstoj

Thomas Trauth ist ein glücklicher Mensch – vielbeschäftigt, aber glücklich. Er hat einen Beruf, den er schon immer machen wollte und er hat Erfolg. Wie er wurde was er ist, hat er uns erzählt.

Seine Begabung war schon bei dem sehr jungen Thomas Trauth ersichtlich. „Meine Lieblingsfächer in der Schule waren dann auch Sport und Kunst“, lacht er. Trotzdem hätten sich seine Eltern gern einen ‚soliden’ Beruf für ihn gewünscht. Rechtsanwalt sollte er werden, wollte besonders seine Mutter, da es diesen Beruf in der Familie schon gab und es alles irgendwie ganz logisch gewesen wäre. Thomas Trauth hatte andere Vorstellungen und konnte sich durchsetzen. Nach dem Abitur folgte das Studium Industriedesign in Darmstadt. Immer mit dem hehren Ziel, sich sofort und unbedingt selbständig zu machen. Doch manchmal kommt es erst anders – und vor allen Dingen anders als man denkt.
In Landau – dem Geburtsort von Thomas Trauth – wohnte einer seiner besten Freunde, ein Augenoptiker. Wenn man sich Samstags zum Motorradfahren traf, waren oft ein paar Warteminuten drin, bis der letzte Kunde gegangen oder die Kasse fertig war. „In dieser Zeit habe ich mich umgeschaut, mir die Fassungen angesehen und manchmal gedacht, das könne man doch besser machen“, erinnert sich Thomas Trauth. Trotz verschiedener Praktika in einem Designbüro und bei Daimler Benz entdeckte er so die Brille. Und dann gab es ja noch seine hehren Ziele. „Ich habe gedacht, idealerweise gehe ich zu einem Unternehmen, lerne mal eben alles über die Brille und kann dann richtig loslegen, denn dann weiß ich ja alles.“ Dachte er.
Zunächst schaute er sich in der Branche um und suchte renommierte Unternehmen in der Nähe. Schwäbisch Gmünd war ihm zu sehr abseits. Mühlacker – auch nicht unbedingt Metropole – hatte wenigstens Heimatnähe. Er bewarb sich 1989 nach abgeschlossenem Studium bei Metzler. Obwohl es für die Firma zu dieser Zeit nicht so rosig aussah, bekam er seine Anstellung. Sein erstes Projekt war eine Konzeption für die Marke Swatch. Bald kam dann die Nachricht, dass Metzler von Optik Partner gekauft wurde. Thomas Trauth war klar, dass er – als letzter gekommen – als erster würde gehen müssen. Das allerdings sah er recht gelassen, denn er hatte ja immer noch seine Pläne der Selbstständigkeit im Hinterkopf. Er wurde nicht entlassen, sondern im April 1990 nach Schwäbisch Gmünd berufen. „Da war ich dann doch in der ‚Provinz’“, lacht er, „und mittlerweile bin ich seit 14 Jahren hier in der Gegend und fühle mich pudelwohl“.
Der Job war interessant. Er fing an mit der Marke Marc O’Polo und im Laufe der Jahre kam Stück für Stück etwas Neues hinzu. „Was am Anfang wie ein Riesenberg aussah, wurde immer kleiner. Man wird ja sicherer im Laufe der Jahre.“ 2002 – inzwischen in Lorch – kam seine Überlegung, wie es denn weitergehen sollte die nächsten 20 bis 25 Jahre. „Vielleicht war es die Midlife Crisis“, scherzt Thomas Trauth. „Auf jeden Fall habe ich beschlossen, noch einmal den Sprung ins kalte Wasser zu wagen – von einem sicheren Arbeitsverhältnis in die Unsicherheit“.
So unsicher war der Sprung allerdings doch nicht. Thomas Trauth hatte sich inzwischen einen guten Namen erarbeitet. Er war bekannt und es gab genügend Interessenten, die mit ihm arbeiten wollten. So heißt die junge Firma – außer Thomas Trauth noch drei Mitarbeiter – nach ihm, da sein Name in der Branche bekannt ist. Irgendein Kunstname wäre erklärungsbedürftig gewesen.
Und dann ging es noch einmal so richtig los. „Mein Kundenkreis ist international. Dieses Jahr war ich schon mehrmals in Italien, den USA, in Japan und in Hongkong. Inzwischen haben wir schon ein Kapazitätsproblem und könnten gern mit mehr Leuten arbeiten. Aber wir sind ein eingeschworenes und bewährtes Team. Dadurch ist unsere Arbeit stimmig. Wer als ‚Neuer‘ dazu kommt, muss erst das Konzept verstehen und es dauert ein wenig, bis man sich blind vertrauen kann.
Eine Belohnung ist sicher auch der Internationale Designpreis Baden-Württemberg 2003. Die Jury attestiert ihm „Hervorragende Harmonie zwischen Benutzung eines Materials mit guten Eigenschaften und einer Funktion, die die Handhabung erleichtert. Das Produkt ist auch dank der Anwendung des Materials sehr widerstandsfähig. Im Design überzeugend.“
Neben neuen und interessanten Materialien lernt Thomas Trauth auch neue und interessante Menschen kennen. Besonders gern denkt er an seine Begegnungen mit Paloma Picasso zurück, die lässig und unprätentiös im Umgang war. Als es darum ging, eine Zeichnung zu überarbeiten, erklärte sie ihm ihren Trick – über den sich beide dann köstlich amüsierten, weil ihn Thomas Trauth kannte und auch anwandte: Die alte Zeichnung ans Fenster, die neue darüber, Korrekturen anbringen, fertig. Die Zeichnungen existieren noch. So kann man wohl sagen, dass Thomas Trauth einen echten Picasso zu Hause hat.
„Ich liebe Herausforderungen, sei es ein neues Material oder eine besondere Aufgabe. Neben den ganz normalen ‚Geschichten‘, die wir genauso gern bearbeiten, darf es gern auch spannend sein. Jeder sucht nach was anderem, was speziellem. Wenn einem dann so was gelingt, ist man stolz und zufrieden.“ Und so ist er dann wahr geworden, der Traum von Selbständigkeit.
Ulla Schmidt
Fotos: Frank Herrmann
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