Dabei gibt es tatsächlich ausreichend objektive Gründe, um sich mit dem Werkstoff Ultem zu beschäftigen. Ultem ist ein einzigartiges, technologisch hochentwickeltes Kunststoffmaterial (Polyetherimid), das vor allem in der Flugzeug-und Medizintechnik verwendet wird. Es zeichnet sich durch extreme Formbeständigkeit aus und ist dennoch sehr leicht anpassbar. Weitere günstige Eigenschaften sind hohe Resistenz gegen Hitze, UV-Strahlung, Alkohol, Spiritus und weitere Lösungsmittel.
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Original und Kopie. Das Material wurde in den USA entwickelt und von einer koreanischen Firma erstmals für die Brillenproduktion verwendet. Die chinesische Variante „Chinese Ultem“ hinkt in Sachen Qualität und Belastbarkeit dem Original deutlich hinterher. Ebenso untauglich ist der Versuch, andere leichte Materialien aus Kunststoff auf die Ultem-Qualitätsstufe zu hieven.
Wie so oft im Leben war‘s der Zufall, der Rainer Laepple zu dem Werkstoff brachte. „Wir (Anm.: Laepple und Mit-Geschäftsführer Marco Finster) fahren seit vielen Jahren als Besucher auf die Messe nach Hongkong. 2011 haben wir an einem winzigen Stand eines koreanischen Produzenten das Material entdeckt“, erzählt Laepple. Zu dieser Zeit war Imago wie die meisten anderen Hersteller auch auf der Azetat- und Metallschiene unterwegs. Eine „Plastikbrille“ passte da nicht wirklich ins Konzept.
Doch die Neugier siegte: Das extrem leichte Material versprach viel – und so ließ man ein paar Muster bauen, die vielen Tests unterzogen wurden. „Es gab noch einen dänischen Anbieter, aber der hat das nicht so gut gemacht und auch nicht konsequent genug die Weiterentwicklung verfolgt“, erinnert sich Laepple.
2013 war‘s soweit: Im Januar stellte Imago zehn Modelle vor und ab da war das Thema nicht mehr aufzuhalten. Augenoptiker mögen das Material, da es leicht verglasbar und in höchstem Maße stabil ist. Markus Schröder, erst vor wenigen Monaten in die Geschäftsführung bei Imago eingestiegen, nickt bestätigend, als Laepple sagt: „Wir haben bis heute fast null Reklamationen.“ Den weltweiten Erfolg belegen nackte Zahlen: Das Bestsellermodell LUNIK wurde über 21.000 mal verkauft. Das ist für ein mittelständisches Brillenunternehmen aus Bayern enorm.
Kontinuierlich entwickelt Designer Richard Rembs die Ultem-Linie „Ultralight“ weiter. Jede der inzwischen 60 verschiedenen Fassung ist eine Hightech-Demonstration und ein Bekenntnis zur Perfektion mit reduzierter Designsprache. Als Basis dienen dabei sieben Grundfarben. Durch die Grundfarbe „Amber“ – so ungefähr wie Bernstein – sind keine bunten und hellen Farben möglich. Die Kollektion ist bewusst zurückhaltend, sie soll durch ihre Hightech-Qualitäten und ihr dezentes Understatement auffallen. So bietet die Kollektion zwischenzeitlich mehr als 25 Farbkombinationen.
Gefertigt wird die Kollektion übrigens vom ersten Tag an bei dem Partner in Korea – der mit dem winzigen Stand 2011 in Hongkong. „Das ist eine sehr stabile und gute Zusammenarbeit“, konstatiert Laepple. Wenn man Augenoptiker fragt, wer denn die Brillen eigentlich kauft, kommt regelmäßig die Antwort: „Jedermann“. Die Käufer kann man mehrheitlich weder einem bestimmten Alter noch einem Geschlecht zuordnen.
Imago ist Aussteller bei der AO-Tour 2021, unter anderem in Mülheim an der Ruhr am 4. Juli und am 18. Juli in Mainz.