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Wie Phoenixaus der Asche?

ifa/EuroNet
Wie Phoenixaus der Asche?

Vor etwas mehr als einem Jahr hat die EuroNet Software AG die Aktivitäten der insolventen EuroNet Optics AG und damit alles rund um die ifa-EDV und EuroNet übernommen. Wo steht das Unternehmen heute? Und wie sieht die Unternehmensleitung die weitere Entwicklung rund um EuroNet und die EDV in unserer Branche ganz allgemein? Diese und andere Fragen wurden in den neuen Büroräumen des Unternehmens im Kölner Vorort Frechen-Königsdorf beantwortet.

Als Mitarbeiter und Unternehmensleitung der in die Insolvenz geratenen EuroNet Optics AG und die Firmengruppe opta data am 1.11.2001 die EuroNet Software AG gründeten, war eines klar: Um das Überleben der EuroNet Idee zu sichern, waren weitreichende Veränderungen notwendig.

Neuer Standort
Als erstes stellte sich die Stand-ortfrage. Die bisherigen Büros entsprachen nicht mehr den Anforderungen und außerdem lief der Mietvertrag zum Jah-resende aus. Ein angemessenes Domizil fand man im neuen Gewerbepark im Kölner Vorort Frechen-Königsdorf. Die modernen Büros liegen zentral nur zehn Minuten vom Autobahnkreuz Köln-West und 50m vom Bahnhof Frechen-Königsdorf entfernt. Auf etwa 1400 qm entstanden für die in Köln ansässigen Mitarbeiter ein funktioneller Bürobereich, ein Technikcenter für die Hardware und das hauseigene Rechenzentrum. Darüber hinaus stehen 15 Außendienstmitarbeiter über ganz Deutschland verteilt auch regional als Ansprechpartner zur Verfügung.
Doch wie hat das Unternehmen und vor allem auch das Konzept von EuroNet die Herauslösung aus dem Rodenstock-Konzern und die anschließende Insolvenz überstanden? „Nun, zunächst einmal ging es darum, die Beziehungen zu unseren Kunden zu stabilisieren und Vertrauen zurück zu gewinnen. Technisch galt es, noch bestehende Unzulänglichkeiten auszuräumen und lange gemachte Ankündigungen, wie beispielsweise die Anbindung von Essilor an EuroNet, umzusetzen. Diese „Hausaufgaben“ haben wir inzwischen gemacht, so dass wir durchaus positiv in die Zukunft blicken“ erläutert Vorstand Robert Gaulke.
„Wir werden uns durchsetzen“
Etwa 700 Augenoptik-Geschäfte nutzen EuroNet heute, eine Zahl, die zweifellos hinter den Erwartungen beim Marktstart 1998 zurückgeblieben ist. Es stellt sich die Frage, ob das Konzept einer unabhängigen branchenübergreifenden EDV- und Kommunikationsplattform deshalb gescheitert ist. „Wir haben sicher die Veränderungsgeschwindigkeit überschätzt und uns vorgestellt, dass die anfängliche Begeisterung sofort in konkrete Projekte und Investitionen umgesetzt wird. Inzwischen haben wir jedoch gelernt, dass dies nicht so ist. Kommen dann noch wirtschaftlich schwierige Zeiten dazu, ist weder beim Augenoptiker noch bei der Industrie die Bereitschaft zu investieren besonders groß. Aus diesem Blickwinkel und unter Berücksichtigung der turbulenten Jahre 2000 und 2001 sind wir mit dem Ergebnis zufrieden,“ räumt Robert Gaulke ein. „Trotzdem sind wir nach wie vor fest davon überzeugt, dass sich die EuroNet-Idee immer weiter durchsetzen wird.“
Auf einer Pressekonferenz zur Optica 2002 wurden Angebote zur Öffnung der Technologie und zur Zusammenarbeit formuliert. Doch die Zusammenarbeit in der Branche stellte sich nicht so einfach dar, wie zunächst geplant. Robert Gaulke nimmt Stellung: „Insbesondere Ipro als zweitgrößter EDV-Anbieter hat die Zusammenarbeit kategorisch abgelehnt. Wir bedauern dies sehr, da wir der Meinung sind, dass das Rad nicht mehrmals erfunden werden muss. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es sinnvoll, Entwicklungsressourcen und Know how gemeinsam zu nutzen, statt eifersüchtig auf den Namen des nächsten vermeintlichen „Daten-Standards“ zu schielen. Letztendlich hat eine solche Haltung zur Folge, dass die Industrie und auch die anderen EDV-Anbieter wieder ihr eigenes Süppchen kochen. Dem Augenoptiker ist damit am allerwenigsten geholfen. Deshalb gehen wir weiter unseren Weg und bieten allen anderen Marktteilnehmern unser Know how und unsere Zusammenarbeit an.“
Hotline – ein heißes Eisen
Ein besonders heikles Thema, insbesondere bei den größeren EDV-Anbietern, ist der Support, vor allem der telefonische Support. Man hört zwar immer wieder – wie zuletzt von einem Mitbewerber – vollmundige Versprechungen, so richtig besser scheint es aber nicht zu werden. Auch diese Problematik kennt der EuroNet-Vorstand: „Also, wenn ich mir unsere Hotline anschaue, dann hatten wir nie ein motivierteres Team mit höherer technischer und augenoptischer Kompetenz als heute. Aber wir bewegen uns hier in einem Teufelskreis. Einerseits wächst der Anspruch des Anwenders an Funktionalität und Verfügbarkeit seines Systems, denn die EDV ist inzwischen zu einem immer wichtigeren Bestandteil des täglichen Arbeitsablaufs im augenoptischen Betrieb geworden. Auf der anderen Seite steht der Augenoptiker unter Kostendruck und greift gerne auf günstige Hardware-Angebote aus dem Supermarkt oder auf das Schnäppchen beim Hardware-Händler um die Ecke zurück. Da aber die Komplexität der Hard- und Softwarekonfiguration gerade bei der Nutzung von Windows-Betriebssystemen immer mehr zunimmt und zudem das Internet die EDV anfälliger macht, sind auf der Softwareseite häufig Folgeaufwendungen im Support die Konsequenz. Und viele Augenoptiker sehen die Softwarewartungsgebühr, die von den meisten Anbietern zur Finanzierung von Weiterentwicklung und Hotline herangezogen wird, als einen lästigen Fixkostenblock, auf den sie gerne verzichten möchten. Aber guter Support kostet nun einmal Geld. So wäre es einfach nicht seriös, heute große Versprechungen für perfekten Service zu machen, ohne gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass dies bei der heutigen Preis- und Kostenstruktur nicht realisierbar ist.“
Nicht auf der Opti dabei
Auf der Opti München wird der Hersteller des integrierten EDV- und Kommunikationssystems für Augenoptiker nicht ausstellen. Man ist der Meinung, ein kleiner Anbieter wie EuroNet könne sich nach dem Wegfall der Optica und den zumindest in diesem Jahr nicht gerade idealen Rahmenbedingungen im MOC in München dort nicht angemessen präsentieren. „Wir sind ohnehin das ganze Jahr mit unserem Außendienst bei unseren Kunden vor Ort. Außerdem sehen uns unsere Kunden ja auch regelmäßig bei Workshops und anderen eigenen Veranstaltungen, wie beispielsweise dem EuroNet Kongress, den wir in diesem Jahr in Köln in Anlehnung an unsere sehr erfolgreichen ifa-Kongresse veranstalten. Bezüglich einer Messebeteiligung werden wir aber unsere Position für 2004 neu überdenken. Durch den Umzug in das Messegelände in München ändern sich dann ja auch die Rahmenbedingungen“, so das Statement von Vertriebsleiter Frank Faas.
Modelle für die Zukunft
Für die Zukunft hat die EuroNet Software AG weitreichende Pläne. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten liegt der Schwerpunkt der EDV-Anwendung im betriebswirtschaftlichen Bereich. So haben die EDV-Spezialisten ein neues Modul „Betriebsvergleich“ herausgebracht, das nicht nur die Möglichkeit bietet, die Zahlen seines eigenen Geschäftes umfassend zu analysieren, sondern diese Zahlen auch ins Verhältnis zu über das Internet gesammelten und verdichteten Marktzahlen setzt. Durch die besondere Struktur von EuroNet kann dies in einer bisher ungekannten Aktualität, nämlich im Wochenzyklus, realisiert werden. So weiß der EuroNet-Anwender bereits am Dienstag der Folgewoche nicht nur, wie das Geschäft bei ihm, sondern auch, wie der Gesamtmarkt gelaufen ist.
Als nächstes Modul ist Ende des 1. Quartals 2003 das Nachfolgeprogramm für das ifa-Direktwerbeprogramm angekündigt. Das neue Modul soll dabei die Möglichkeiten der grafischen Bedienerführung optimal nutzen und einige neue interessante Werkzeuge zur Planung bieten. Schließlich hat das Unternehmen für das erste Halbjahr noch neue Workshops für ifa- und EuroNet-Anwender geplant. Diese Workshops befassen sich insbesondere mit der Anwendung der Software in Zusammenhang mit Basel II und den daraus resultierenden zusätzlichen Informationsverpflichtungen gegenüber den Banken.
Ein neues Betätigungsfeld, mit dem sich EuroNet beschäftigt, ist der Datenschutz. Nach dem neuen Datenschutzgesetz ist jeder Betrieb ab vier Mitarbeitern verpflichtet, einen Datenschutzbeauftragten zu bestellen, was natürlich auch für Augenoptikbetriebe gilt. Wenn der Augenoptiker dies nicht tut, kann das empfindliche Geldbußen nach sich ziehen. Deshalb wird EuroNet seinen Kunden auch in diesem Bereich neue Serviceleistungen anbieten, die den einzelnen Augenoptiker weitgehend bei der Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen unterstützt.
„Die Zeiten vollmundiger Ankündigungen und großer Visionen sind einfach vorbei. Wir haben in den letzten Monaten viel gelernt und sind dabei realistischer geworden. Wir haben unser Unternehmen entsprechend neu ausgerichtet und können nun wieder unserer Rolle als Markt- und Technologieführer gerecht werden und unsere Innovationskraft und unser betriebswirtschaftliches Know how umfassend zum Nutzen unserer Kunden einsetzen“, beschreibt Robert Gaulke die Unternehmenssituation abschließend.
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