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Treue (1)

Ackermann Optique, Luxembourg
Treue (1)

Seit 60 Jahren gibt es den AUGENOPTIKER. 1946 als ‚Mitteilungsblatt für das Augenoptiker-Handwerk im Gebiet der britischen Zone’, bereits seit 1947 als ‚der Augenoptiker Mitteilungsblatt für das Augenoptiker-Handwerk’. 1949 heißt es ‚der Augenoptiker Fachzeitschrift für das Augenoptiker-Handwerk-Optik-Mechanik-Foto’. Langjährige Abonnenten wissen das. Spätestens, seit wir es 1995 in der April-Ausgabe genauestens aufgeschrieben haben. Was Sie vielleicht nicht wissen ist, dass wir auch im Ausland seit langem und gern gelesen werden. Ackermann Optique zum Beispiel hat sein Abo seit 1954. Grund genug für uns, einen Besuch in Luxembourg zu machen.

Am 7.3.1938 gründete Ferdinand Ackermann – 200 m vom heutigen Standort am Place de Paris – sein augenoptisches Fachgeschäft. Während des Krieges wurde Ackermann interniert, der Laden verpachtet. Sofort nach seiner Entlassung übernahm er sein Geschäft wieder. Seine erste Handwerkskarte und die Zulassung für das Geschäft existieren noch. 1984 setzte er eine Anzeige auf – vermutlich im AUGENOPTIKER – ‚Geschäft in Luxembourg zu verkaufen’. Diese Anzeige lasen die Herren Thierfelder und Weissflog. Zusammen mit Harald Tierfelder kaufte Weissflog das Luxembourger Geschäft. Das bestehende Abonnement des AUGENOPTIKERS übernahmen sie ebenfalls. Beide kannten die Zeitschrift schon lange Jahre. „Wir lesen die Fachartikel und hin und wieder interessieren uns auch die Stellenanzeigen, wenn wir Personal brauchen. Mir gefällt der Stil im Heft, etwas lockerer aufgemacht, nicht so stur fachbezogen. Sie haben ganz gute Marketingbeiträge, die mich persönlich mehr interessieren“, hören wir von Bernd Weissflog, der nach dem Tod Tierfelders 1996 das Geschäft allein führt. Seine Geschäfte in Stuttgart verkaufte Bernd Weissflog. Sie werden noch heute unter seinem Namen weiter geführt. Er widmet sich nur noch dem Laden in Luxembourg.

„Luxembourg hat 450.000 Einwohner. Täglich noch ungefähr 200.000 Grenzgänger, die aus Frankreich, Belgien und Deutschland kommen. 1984 gab es im ganzen Land 45 Optikergeschäfte, heute sind es um die 110. Eine eigene optische Fachzeitschrift lohnt sich für die vielleicht 80 Optiker nicht“, erfahren wir. Und wie sieht die Situation für diese Augenoptiker in Luxembourg aus? Axel Sihr, Geschäftsführer von Ackermann Optique, erzählt: „Auch wir merken die veränderte Situation. Zwar haben die Leute hier sehr viel mehr Geld zu ihrer Lebensführung zur Verfügung. Luxembourg steht da an Platz eins in Europa oder sogar weltweit. Aber auch hier werden die Arbeitslosenzahlen größer. Der Augenoptiker merkt das immer als erster. Das hängt auch mit der Krankenkassenentwicklung zusammen, die Leistungen brechen weg. Die Luxembourger sind da verwöhnt. Anders als in Deutschland zahlen die Kassen hier noch recht deutlich. Selbst nach Kürzungen mehr als in Deutschland zugezahlt wurde. Aber auch hier gilt die Brille entweder als Prothese oder als Luxusartikel. Auf beides wird als erstes verzichtet.“
Keine Kaufhäuser aber Billiganbieter und Tankstellen
Für einen deutschen Augenoptiker immer noch deutlich bessere Zustände, wenn man hört, dass „im Land sehr viele Bedienstete der Europäischen Gemeinschaft sind. Eine einfache Sekretärin mit einer Fremdsprache verdient da leicht das zwei- bis dreifache ihrer deutschen Kollegin.“ Zwar gibt es im ganzen Land keine Kaufhäuser, die den Augenoptikern ‚ins Handwerk pfuschen’, aber auch hier gibt es Billiganbieter und Tankstellen mit einem Sonnenbrillen-Angebot. Trotzdem sind es die Menschen gewohnt, ihren Augenoptiker aufzusuchen. Sie kaufen Sonnenbrillen, Sportbrillen und Korrektionsfassungen. Bei Ackermann Optique ist die Silhouette Minimal Art die im Laden meistverkaufte Fassung. Gut zu tun ist am ‚Place de Paris’ immer. Neun Augenoptiker arbeiten im rotierenden System, so dass jeder einmal ein langes Wochenende hat. Die Kunden sind – wie in Deutschland – unterschiedlich. Noch heute lacht der ganze Laden, wenn die Sprache auf eine ganz besondere Kundin kommt. Axel Sihr erzählt: „Eine ältere, zerknitterte Kundin kam fast täglich. Brille richten, putzen oder auch mit dem Ansinnen, mal eben ihren Verband zu wechseln. Sie beschimpfte uns immer, man durfte sie nicht ernst nehmen. Eines Tages kam sie wieder, setzte sich und zog einen Handspiegel zu sich. Sie betrachtete sich aufmerksam, um dann lauthals festzustellen: Mann, was bin ich hässlich.“ Lachen entschädigt für einiges.
Bernd Weissflog hat sich heute aus der täglichen Augenoptik ausgeklinkt. „Es muss ja auch jemand da sein, der sich um Marketing und Werbung kümmert.“ Der 65-Jährige, der uns weiter die Treue hält, möchte noch gern andere Dinge tun. Zum Beispiel Golfen, das neben der Augenoptik zu seiner anderen Leidenschaft gehört.
Ulla Schmidt
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