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Personalunion

Augenklinik Friedrichstadt, Düsseldorf
Personalunion

Das Verhältnis zwischen ortsansässigen Augenärzten und Augenoptikern ist oft schwierig. Gegenseitige Spannungen bestimmen den Alltag des einen wie des anderen – oft, nicht immer. Mit dem nächstgelegenen Augenoptiker hat Dr. Eckhard Roth überhaupt keine Schwierigkeiten, er ist es selbst. Wie es dazu kam, dass er Augenarzt und Augenoptiker in Personalunion ist, lesen Sie hier.

Acht Semester Physik und Medizin studierte Eckhard Roth in Düsseldorf. Dazu noch Mathematik. Er war fleißig und arbeitete nach seinem Studium an der Universität in Essen. In der Physik. „Da wäre ich wahrscheinlich heute noch,“ bekennt er, „denn es war gemütlich und super. Nur leider bekam mein Chef damals den Ruf nach Wien und da wollte ich nicht mit.“ Er ging in die Augenheilkunde und studierte vier Jahre an verschiedenen Universitäten. Düsseldorf, Bonn, Tübingen und Göttingen waren seine Stationen. „Ich habe das immer so zusammengestellt, dass ich noch mehr lernen konnte. In Düsseldorf die allgemeine Augenheilkunde, in Bonn die Operation des Grauen Stars, in Tübingen war es die Netzhautabteilung und in Göttingen Kinderaugenheilkunde.“ Zum Abschluss ‚machte er den Facharzt’ und ging zunächst für ein halbes Jahr nach Tokio. Er arbeitete bei Topcon als Entwickler. Angeschlossen wurde ein Jahr in Berkeley. Auch dort wäre er vermutlich heute noch, wenn… Familiäre Probleme zogen ihn zurück nach Düsseldorf.

Eine erhoffte Oberarztstelle konnte Eckhard Roth nicht bekommen, also machte er sich als Augenarzt selbständig. In Flingern, Nähe Zoo, schon eine ‚gute Gegend’. „Wir hatten fünf Etagen in drei verschiedenen Straßen angemietet, das war eher blöd.“ 2005 zog er um. Innerhalb Düsseldorfs, in einen anderen Stadtteil. An den Bilker Bahnhof, einer aufstrebenden Gegend, zusätzlich ‚Einflugschneise’ zur Uni. Heute findet alles in einem Haus statt.
Alles heißt in diesem Fall wirklich alles, was mit der Augenheilkunde zu tun hat. „Ich operiere auch alles; die Bestrahlung von Tumoren am Auge und komplizierte Netzhautablösungen mache ich allerdings nicht“. Grauer Star, Schieler, grüner Star, Hornhautübertragung sind keine Herausforderung für ihn. Auch vor ‚kosmetischen Sachen’ und Lasik macht er nicht halt. „In einer Stadt wie Düsseldorf ein Muss, sonst gelten Sie fachlich als Analphabet“, meint Dr. Roth. „Aber eine kleine Eigenheit habe ich“, gesteht er. „In meiner Praxis müssen sich die Patienten wirklich gut benehmen. Wer meine Mitarbeiter nicht nett und freundlich behandelt, fliegt raus.“ Mehreren Patienten musste er schon empfehlen, jemand anderen aufzusuchen. Seine Praxis floriert. Da er aus seiner Zeit in Japan recht gut die japanische Sprache beherrscht, gehören natürlich auch viele Japaner zu seinen Patienten. „Begnadeterweise haben wir viele Privatpatienten, die den Laden hier zum Teil tragen. Wir operieren so viele Kassenpatienten, dass wir längst außerhalb jedes Budgets liegen. Aber was soll ich denn machen? Wenn die Leute eine OP brauchen, dann mache ich das eben, auch wenn es nicht bezahlt wird.“ Die Augenheilkunde liegt ihm sehr am Herzen. Nur leben – allein davon – kann er nicht. Was uns nun zur Augenoptik führt.
„Als ich eines Tages feststellte, dass täglich 16 Rezepte von mir an eine nicht ganz unbekannte augenoptische Kette gingen, habe ich mir mal ausgerechnet, wie viel Geld da durchläuft und wie ich an dieser Wertschöpfung teilhaben kann.“ Dr. Eckhard Roth, Augenarzt, beschloss, Meister in der Augenoptik zu werden. Fortbildung gehört zu seinem beruflichen Alltag. Er ‚sammelt’ Diplome und Weiterbildungen. Eine augenoptische Lehre wurde ihm ‚geschenkt’, es galt, ‚lediglich’ die Meisterprüfung zu machen. „Ich habe Leute engagiert, die mir alles beibringen sollten. Ein komplettes Weihnachtsfest habe ich dann in einer Werkstatt verbracht, in der man mir das Löten beigebracht hat.“ Trotzdem fiel er im Teil I der Meisterprüfung mehrfach durch. Heute hat er seinen Meister und ein augenoptisches Geschäft im Erdgeschoss des Hauses. Auch hier bietet er gewisse Extras. Ein riesiges Glaslager zum Beispiel. Einstärkengläser von + bis –10 dpt mit Zylinder bis –2. Gleitsicht von + bis –4 ohne Zylinder mit verschiedenen Additionen. Dazu getönte Gläser in Braun und Grau und Office-Gläser. Auch ein großer deutscher Hersteller, der bisher nicht an ihn liefern wollte, weil in seinen alten Räumlichkeiten keine Schaufenster vorhanden waren, gehört inzwischen zu seinen Lieferanten. Seinen Kunden bietet er einen Verglasungsservice innerhalb einer Stunde an.
Auch das Kontaktlinsen-Lager ist immens. Hartlinsen von 0 bis –10. Ein Lager von Menicon von 9.6 und 9.2 Durchmesser in allen Basiskurven zwischen 7.3 und 8.3 zum Beispiel.
Mit Vergrößernden Sehhilfen befasst man sich im Hause Roth intensiv. Es wurde extra ein Diplom-Ingenieur der FH Aalen eingestellt, der sich professionell mit den Kunden befasst. Bei den Brillen-Fassungen im Laden sind Rang und Namen vertreten. „Hier legen wir allerdings Wert darauf, dass es im Wesentlichen handgearbeitete Brillen sind, möglichst aus Deutschland.“
Bei so viel Kapitalbindung und einem Mitarbeiterstab von insgesamt 18 Leuten muss ‚der Laden laufen’. Als Mischkalkulation, denn „die Praxis setzt im Quartal mit der ganzen Technik, die wir uns leisten, im Kassenbereich weniger um als der Optikladen in drei Wochen.“ Und der Laden läuft. Allerdings ist Dr. Roth eine Ausnahmeerscheinung, auch in Personalunion als Augenarzt und Augenoptiker.
Ulla Schmidt
Fotos: Frank Herrmann
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