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Laden ohne „Metzgertheke“

Extrascharf
Laden ohne „Metzgertheke“

Wenn in einer Kleinstadt der Branchenführer Fielmann eine Filiale eröffnet, dann werden manchen traditionellen Augenoptikern die Knie weich. In Crailsheim hat Augenoptikermeister Volker Hasel mit seinen Geschäftspartnern Jürgen und Christoph Ulrich anders reagiert. Er ließ sein Zweitgeschäft namens „Extrascharf“ modernisieren, nachdem im letzten Jahr schon das Hauptgeschäft umgebaut worden war.

2002 hat der Augenoptikermeister mit den Ulrich-Brüdern das traditionelle Geschäft von Götz-Optik übernommen. In Crailsheim gehe man „zum Götz“, nicht in die Lange Straße, wo sich das Geschäft befindet, sagt Jürgen Ulrich, der wie sein Bruder aus der Textilbranche kommt. Bereits 1996 hatte Hasel sein „Extrascharf“ fürs junge Publikum eröffnet.

Mit der Übernahme des großen Hauses Götz stieß Hasel an seine finanziellen Grenzen und fand in den Ulrich-Brüdern die richtigen Partner. Alle drei haben ihre eigene Aufgabe, Hasel die Optik, die Ulrichs kümmern sich um Werbung, Marketing und kaufmännische Dinge. „Für einen Kaufmann ist die Augenoptik schwierig“, sagt Ulrich kopfschüttelnd über in der Branche mitunter merkwürdiges Verhalten.
„Wir haben den Einkauf komplett neu organisiert“, sagt Ulrich und erläutert, was er damit mein: „Wir schreiben unsere Aufträge selbst, nicht die Hersteller. Wir kaufen nur das ein, was bei uns geht. Den Rest geben wir zurück.“
Bei etwa 40 bis 50 Lieferanten sei absolut Schluss. Mehr Einkauf gibt’s nicht, sagt Ulrich. „Welcher Kaufmann, bitteschön, legt denn seine Ware in die Schublade?“ Jedes Jahr nutzen Hasel und Ulrich die Opti und die Kickoffs zur Orientierung und zum Einkauf. Marken, die nicht laufen, fliegen raus. Neue kommen erst dann hinzu, wenn es einen Platz gibt und die Crailsheimer einen Markt dafür in ihrem Umfeld erahnen.
Das Crailsheimer Team entwickelte ein neues Arbeitszeitmodell, in dessen Folge die Geschäfte durchgehend geöffnet sind. Bei jedem verkaufsoffenen Sonntag sind sie dabei. Und das Engagement geht weiter über den normalen Betrieb hinaus. Ob beim Reitturnier, bei der Automeile, beim Volksfest und Weihnachtsmarkt, als Sportsponsor, in Kneipen, Diskotheken – also eigentlich überall trifft man auf Götz-Optik oder „Extrascharf“. Rund fünf Prozent ihres Umsatzes setzen die Unternehmer für dieses intensive und intelligente Standort-Marketing ein.
Im „Extrascharf“ dreht sich alles um Marken und Mode. Schmuck und Uhren sind ebenso im Angebot wie Brillen – alles aber nicht in Massen, sondern sorgfältig ausgewählt. „Die jungen Leute wollen Marken, aber günstig. Deswegen sind wir hier komplett weg von den No Names“, sagt Volker Hasel. Auch sonst trifft der Augenoptiker offensichtlich den Geschmack der Kundschaft. „Wir versuchen Dinge anders zu machen“, sagt er und blickt in seinen Laden, in dem es keine „Metzgertheke“ gibt, wie Hasel lachend die üblichen Kassenbereiche bezeichnet. Stattdessen gibt’s eine Kaffeebar, einen Kühlschrank mit kostenlosen Getränken für die Kundschaft, Sofas zum „Herumlümmeln“. Auf dem Bildschirm laufen die neuesten Videos aus der Musikszene. Es ist „cool“ im Extrascharf, würden viele behaupten. Und: Es ist eben komplett anders als im Hauptgeschäft von Götz-Optik, auch das Sortiment. Kein Zufall, sondern Strategie: „Wer in dem einen Geschäft nichts für sich findet, den begleiten wir in unsere andere Filiale“, sagt Hasel. Und was ist nun mit Fielmann? „Ist doch gut, dass er hier ist! Der nimmt uns keine Kunden weg, sorgt aber für mehr Aufmerksamkeit rund ums Thema Brille.“ So spricht einer, der Spaß an der Optik und am Verkaufen hat. Rundum zufrieden – auch dies sei erwähnt – war Hasel auch mit der Firma Heikaus, die beide Geschäfte modernisiert hat. „Sehr professionell“, lobten Hasel und Ulrich den Ladenbauer.
Theo Mahr
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