Startseite » News » Branche & Köpfe »

In Memoriam Alfred Schikorra

Branche & Köpfe
In Memoriam Alfred Schikorra

In Memoriam  Alfred Schikorra
Alfred Schikorra ist tot. Der Buchautor und Ausbilder zahlloser Augenoptiker wurde 73 Jahre alt.
Wir trauern um Alfred Schikorra. Die Nachricht vom Tode unseres gemeinsamen Freundes Alfred hat uns mit großer Erschütterung getroffen. Er war uns allen ein väterlicher Freund, Fachlehrer der Augenoptik und des Sports, Ski- und Bergführer, Wanderer auf dem Jakobsweg, Mitglied in Gesellen- und Meisterprüfungs- kommission und vor allem ein Mensch, der durch sein Beispiel des Vorangehens überzeugte.

Alfred Schikorra wurde am 26. August 1929 in Bischofsburg, Ostpreußen, im Bistum Ermland geboren. Diese Herkunft prägte ihn zeitlebens. Er muss-te schon früh lernen, in einer wie er selbst häufig sagte „Diaspora“ zu leben. Der Umgang mit „Anderen“, sei es glaubensmäßig, sei es von der nationalen Herkunft geprägt, war für ihn stets Anlass, sich mit dem „Anderen“ auseinanderzusetzen und andere Standpunkte in der Diskussion zu ertragen. Sein Wille zur friedlichen Auseinandersetzung war ein herausragender Zug seines Charakters. Nie verlor er die Geduld in der Diskussion, stets suchte er den Ausgleich, auch wenn er die andere Meinung nicht zu seiner machen konnte.
Nach der Volksschule und Oberschule für Jungen war er 1945 für kurze Zeit auf der Seeberufsfachschule zur Kadettenausbildung und geriet sogar für drei Monate in englische Kriegsgefangenschaft.
Sein familiärer und beruflicher Neubeginn 1951 in Duisburg begann mit der Uhrmacherlehre. Er legte die Gesellenprüfung ab und besuchte das Abendgymnasium der Stadt. 1954 bestand er das Abitur und studierte dann an der Universität Köln. Seine Fächer waren typisch für ihn: Metallgewerbe, Erziehungs- und Religionswissenschaft. Nebenbei bestand er die Uhrmacher-Meisterprüfung und schloss 1957 sein Studium als Gewerbelehrer erfolgreich ab. Kurz darauf heiratete er „seine“ Waltraud Lielich. Wie glücklich diese Heirat war, belegt ein Satz aus seiner Abschiedsrede 1991 vor dem Kollegium in Münster: „Die gute Fee, die über meine Lehrer- und Studienjahre wachte, nimmt immer mehr die Gestalt meiner Frau Waltraud an. Und je alterssichtiger ich werde, um so deutlicher erkenne ich diese Gestaltübereinstimmung.“
Über die Station des Lehrers für Uhrmacher in Gelsenkirchen gelangte er schließlich 1963 nach Münster an die damalige Gewerbliche Berufsschule für Jungen. Hier fehlte nicht nur der Lehrer für Uhrmacherei sondern auch ein Lehrer für Augenoptik. In dieses Fach arbeitete Alfred Schikorra sich mit Nachdruck ein und legte 1966 die externe Gesellenprüfung für Augenoptiker ab – damals wie heute eine Seltenheit. Neben der Augenoptik galt dem Sport seine Aufmerksamkeit. Er studierte dieses Fach, das seine lebenslange Leidenschaft war, an der Deutschen Sporthochschule in Köln im Ergänzungsstudium. Er wurde Fachberater für Sport und Mitglied der Curriculum-Kommission Sport beim Kultusministerium. Unvergessen seine Mitgliedschaft beim Lehrersport am Mittwoch-Nachmittag in der Hans-Böckler-Schule in Münster.
Die Augenoptik blühte auf und die Zahl der Lehrlinge stieg auf über 75 in einem Ausbildungsjahr. Alfred Schikorra eröffnete 1970 den ersten Meisterkurs für Augenoptiker an der Handwerkskammer in Münster und er sollte diese Tätigkeit 25 Jahre lang ausüben. Das schien damals unvorstellbar und auch im Rückblick bleibt dies ein ganz bedeutender Teil seines beruflichen Weges.
1983 wurde er Vorsitzender des Meisterprüfungs-Ausschusses und auch dieser Abschnitt seines Lebens hielt bis 1999 an. Lüsens und Praxmar wurden zu stehenden Begriffen in den Augenoptikerkreisen des Münsterlandes. Daneben fand er Zeit, seine Erkenntnisse des Lehrens und Lernens in einem Fachbuch zusammenzutragen. Er veröffentlichte 1994 den „grünen“ Band der Fachbuchreihe Augenoptik mit dem Titel „Ein- und Mehrstärkenbrillengläser“. Im Eigenverlag schrieb er ein Arbeits- und Aufgabenbuch für die Auszubildenden der Augenoptik.
Es war wenige Wochen zuvor, in seiner letzten Jahrgangsstufenfahrt mit den Augenoptikern, als er in einer abendlichen Diskussionsrunde um das Thema Leben und Tod ganz ohne Aufregung feststellte: „Ich bin schon gespannt, was danach kommt und wie es dort aussieht!“ Jetzt weiß er es und wir sind sicher, es wird ihm gefallen.
Heiner Bohn
Aktuelles Heft


ao-info-Service

Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der ao-info-Service? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:













Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum ao-info-Service freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des ao-info-Service.
AGB
datenschutz-online@konradin.de