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Der Mann mit der Motorsäge

Augenoptiker und ihre Hobbys
Der Mann mit der Motorsäge

Ihre Hobbys interessieren uns. Was machen Sie, wenn Ihr berufliches Tagewerk erledigt ist? Haben Sie ein außergewöhnliches Hobby, das Sie Ihren Kollegen vorstellen möchten? Rufen Sie uns an, wir schreiben über Sie und Ihre Lieblingsbeschäftigung. Heute über Thomas Tafelski von Tafelski Augenoptik in Herborn.

Thomas Tafelski konnte nicht die allergrößte Begeisterung für die Augenoptik aufbringen. Sein Traumberuf wäre Tierarzt gewesen. Aber der Vater hatte den Laden und der Sohn war für die Nachfolge vorgesehen. Thomas wehrte sich nicht – hätte auch nichts genutzt – und machte seine Lehre ‚zu Hause’. Nachdem er heute den Beruf liebt, würde er aber doch nie seine Töchter für die Nachfolge vorsehen. Und ‚zu Hause’ lernen lassen würde er sie schon gar nicht. „Auch wenn Tafelski der älteste Augenoptiker am Ort ist, wenn meine Mädels etwas anderes machen möchten, sollen sie das tun.“

Thomas Tafelski arbeitete nach seiner Ausbildung in anderen Betrieben, machte seinen Meister in Diez, stieg wieder in den väterlichen Betrieb ein und übernahm ihn schließlich.
Schon als Junge half er der Familie seines Freundes in der Land- und Forstwirtschaft. Im ländlichen Gebiet um Herborn herum eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Er wuchs früh in die Arbeit der Forstwirtschaft hinein und lernte genauso früh, mit einer Motorsäge umzugehen. Damals noch einfache Fabrikate ohne Schutzeinrichtungen. Aber auch zu der Zeit musste man schon einen Fähigkeitsnachweis erbringen. Wer mit einer Motorsäge umgehen wollte, musste beweisen, dass er das auch konnte. Das ist auch heute noch so. Jahrelang schulte Thomas Tafelski seine Kollegen bei der freiwilligen Feuerwehr. Eine Säge, wie sie dort z.B. als Rettungssäge bei Bränden benutzt wird, wiegt leicht sieben bis acht Kilogramm. Keine leichte Aufgabe. Heute arbeitet Tafelski eher mit einer Profisäge, die allerdings auch vier Kilos auf die Waage bringt.
Inzwischen ist ihm die Säge vertraut und sein verlängerter Arm. Er ‚spielt’ mit ihr und dem Holz. Seit Neuestem versucht er sich in Plastiken. Aus einem Holzklotz einen Bär herauszuarbeiten, ist für ihn eine Herausforderung. Keine leichte. Die nächste nach seinem ‚Blockhausbau’.
Thomas Tafelski hatte es sich in den Kopf gesetzt, einmal ein Blockhaus zu besitzen. Selbst gebaut natürlich. Ein Freund hatte das schon mal gemacht, wollte helfen. Der Plan stand im Oktober. Die Bäume sollten genau am 21.12. gefällt werden, da das laut Mondphasenkalender die beste Zeit sei, Holz zu schlagen. Tafelski schaute komisch. Als praktischer, im Leben stehender, Mensch erschien ihm dieser Rat reichlich seltsam. „Wie auch immer das zu erklären ist, Mondphasenholz soll angeblich nicht schrumpfen. Und ich habe das erlebt. Normal ist eine Schrumpfung von 10 cm in einer Höhe von 1,80 m. Das muss man einrechnen. Meine Stämme haben sich nur eineinhalb Zentimeter gesetzt,“ wundert er sich.
Die Stämme mussten geschält werden. Mit der Hand. Mit Hochdruck – und Wasser – wurde entrindet. Die Stämme kamen auf den Bauplatz, die unterste Lage wurde gebaut. Dann kam der Freund nicht mehr zurecht, setzte sich in sein Auto und entschwand. Thomas Tafelski stand mit seinen 80 Stämmen da. Er ging ‚auf Recherche’ und fand einen Mann, der unterrichtete. Ein Glücksgriff. Der Glücksgriff kam drei Tage, zeigte Tafelski, was zu tun sei. „Der letzte Meter hat mich dann erfindungsreich werden lassen. Die Stämme mussten immer höher hinauf und wurden absolut nicht leichter.“ Tafelski versah seinen Unimog mit einem Frontlader. Der hob die Stämme. Eine richtige Plackerei.
Heute ist das Blockhaus ein viel bewunderter Stolz. Sechs mal drei Meter groß, als Sauna genutzt. „Nie wieder würde ich das allein machen“, meint Thomas Tafelski, der sich inzwischen bestens auskennt und reichlich Anfragen zu beantworten hat. „Wenn die Leute erst mal hören, wie viel Arbeit darin steckt, wollen sie gar nicht mehr bauen.“ Unerbittliche speist er mit Nennung seines Stundenlohns ab, dann ist Ruhe.
Die Kettensäge lässt ihn nicht los. Er sucht weitere Herausforderungen. Er sei einer der wenigen Augenoptiker-Meister, der mit laufender Motorsäge eine Bierflasche aufmachen könne. Ohne sie dabei kaputt zu machen, erzählt er. „Das ist die Gewöhnung an die Präzision, die ich aus meinem Beruf kenne.“ Die Präzision investiert er im Augenblick neben seinen täglichen Aufgaben im Geschäft in Bären. Aus Holz natürlich.
Ulla Schmidt
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