Ihre Hobbys interessieren uns. Was machen Sie, wenn Ihr berufliches Tagewerk erledigt ist? Haben Sie ein außergewöhnliches Hobby, das Sie Ihren Kollegen vorstellen möchten? Rufen Sie uns an, wir schreiben über Sie und Ihre Lieblingsbeschäftigung. Heute über Lothar Schmitt von Brillen Schmitt in Darmstadt.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Eltern die Berufswahl ihrer Kinder bestimmten. Da konnte man vielleicht noch Wünsche oder Neigungen äußern. Aber wenn – wie hier – der Vater bestimmte ‚du wirst Augenoptiker’ und zudem ein Geschäft schon da war, gab es keine realistische Chance, etwas anderes zu lernen. Lothar Schmitt durfte – auf Intervention seiner Mutter – noch das Abitur machen, aber dann wurde er Augenoptiker, basta.
Kurz bevor der junge Schmitt zur Bundeswehr eingezogen werden sollte, brachte ihm ein Bekannter das THW nah. Das 1950 gegründete THW – Technisches Hilfswerk – ist ‚zu einer unverzichtbaren Säule der Gefahrenabwehr in Deutschland gewachsen’, wie man auf der website www.thw.de nachlesen kann. „Wenn Du beim THW mitmachst, musst Du nicht zur Bundeswehr“, lockte der Bekannte. Zwar machte Lothar Schmitt zunächst ‚lange Zähne’, interessierte sich aber bald. 1965 trat er der Organisation bei. Er besuchte Ausbildungslehrgänge, wurde Truppführer, dann Gruppenführer. 1979 übernahm er den Fernmeldezug als Zugführer.
Alles nebenberuflich, versteht sich. Im Hauptberuf war er angestellter Meister bei Brillen Schmitt in Darmstadt-Bessungen. Der Vater führte das augenoptische Geschäft bis in die 90er. Erst dann konnte der Sohn den Laden pachten und später dann im Erbe übernehmen. Alle Höhen und Tiefen der Gesundheitspolitik trafen den Augenoptiker in voller Breitseite. Man musste mit und ohne nahen Augenarzt (über)leben. Viele Kollegen wissen sicher ein ähnliches Lied zu singen. Heute ist er etabliert, alle kennen ihn. Er macht sich langsam Gedanken über eine Nachfolge, die in seinem Fall eher nach Verpachtung aussieht. Beide Kinder interessierten sich nicht für die Augenoptik und haben andere Berufe erlernt – erlernen dürfen.
Zurück zum THW: 1995 wurde der Fernmeldezug vom Bund aufgelöst. Lothar Schmitt absolvierte weitere Lehrgänge. Er war dem THW inzwischen so fest verbunden, dass er sich nicht vorstellen konnte aufzuhören. Heute ist er Fachberater im Katastrophenschutz-Stab.
Sein eindrücklichstes Erlebnis der letzten Jahre war sicher das Hochwasser in Dresden. Noch heute wird er von seinen Kollegen im THW ‚Mister Dresden’ genannt. Seine Aufgabe war, Einsätze zu koordinieren und logistische Fragen zu lösen. Darin ist er ausgebildet, darin ist er stark.
In seinem Büro hängen Urkunden, die von seiner langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit zeugen. Darunter
- Verleihung des sächsischen Fluthelferordens
- Verdienter Bürger der Stadt Darmstadt
- Ehrenbrief des Landes Hessen
- Einsatzmedaille Bundesrepublik Deutschland
- Dankesurkunde Hochwasserhilfe der Stadt Darmstadt
- 40 Jahre THW
Auf Lothar Schmitts Schreibtisch steht ein kleines Gerät, der direkte Draht zur Einsatzzentrale. Gibt es Laut, setzt er sich sofort in Bewegung, denn das heißt, dass er dringend gebraucht wird. Dann ist etwas passiert, bei dem das THW seinen Einsatz hat und der Koordinator Schmitt vor Ort sein sollte. Bei aller Liebe zu seinem ‚Hobby’, Lothar Schmitt hofft auf keinen Katastropheneinsatz. Es ist immer noch genug zu tun. Das THW ist prophylaktisch bei der WM eingesetzt. Auch Lothar Schmitt. Sicher gab es da die eine oder andere Möglichkeit, einen Blick auf das Spielfeld zu riskieren.
Ulla Schmidt
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