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Der Baseballer

Augenoptiker und ihre Hobbys
Der Baseballer

Ihre Hobbys interessieren uns. Was machen Sie, wenn Ihr berufliches Tagewerk erledigt ist? Haben Sie ein außer- gewöhnliches Hobby, das Sie Ihren Kollegen vorstellen möchten. Rufen Sie uns an, wir schreiben über Sie und Ihre Lieblingsbeschäftigung. Heute über Jos Ruschel von optik:ruschel, Trier.

„Im Prinzip wollte ich schon immer Augenoptiker werden. Das hat mir bereits früh Spaß gemacht. Als ich 16 Jahre alt war dachte ich auch, das sei der Weg des geringsten Widerstands. Keine Bewerbung schreiben und so“, lacht Jos Ruschel. Jos ist übrigens keine Abkürzung von Josef, Johannes oder einem anderen Vornamen. Jos ist ein holländischer Vorname. Jos Mutter ist Holländerin, der Vater deutscher Augenoptiker. Dass die Lehre beim Vater dann nicht ganz ohne Widerstand von beiden Seiten lief, war dem 16-Jährigen damals nicht so ganz klar. Kleine Schwierigkeiten, üblich und nervig zwischen Vater und Sohn. Noch eine Pille hatte der Vater zu schlucken. Jos verweigerte den Wehrdienst aus Gewissensgründen. Für den Vater ein schwer zu verarbeitendes ‚Ding’. Das ist heute lange vergessen. Seit 5 ½ Jahren läuft der Optikerladen in Trier unter der Regie von Jos. Der Vater hat an den Sohn verkauft und sich zurückgezogen. Er ist heute gern gesehener Gast im Geschäft.

1996 baute Jos Ruschel in Diez seinen Meister. Er hat ein seltenes Talent, kann sich alles, was er einmal gelesen hat, merken. Bei Bedarf abrufen, beneidenswert.
Seit 1988 spielte Jos Ruschel Baseball. Er hatte von seinem holländischen Onkel eine Baseballkeule geschenkt bekommen. Motorrad-Handschuhe wurden mit Klebeband umwickelt, der Spaß konnte losgehen und eine Baseball-Karriere beginnen. Ruschel spielte zwar schon Fußball, fuhr Radrennen, aber fortan sollte es Baseball sein. Eine der schwierigsten Sportarten überhaupt. Man muss laufen können, Geduld haben und die Augen/Hände-Koordination sollte perfekt funktionieren.
Nun muss man vielleicht in diesem Fall noch erwähnen, dass Jos Ruschel kein Hüne von einem Mann ist. Mit 1,68 Länge wird er oft unterschätzt. In jeder Hinsicht. Denn was ihm an Zentimetern vielleicht fehlen mag, macht er durch Ausdauer, manchmal Penetranz, wett. Der Sportdezernent der Stadt Trier kann das bestätigen. Als vor einigen Jahren ein Antrag für ein Baseballfeld auf seinem Tisch lag, lachte er zunächst herzlich. Baseball – nicht etwa Fußball. Einige Jahre später sollte er nicht mehr lachen. Verweigerung spornt einen Jos Ruschel nur an. Er wusste, dass er und seine Mannschaft nur durch Leistung überzeugen konnten. Sie spielten sich in die zweite Bundesliga.
„Ich bin den Leuten dann so lange auf den Sender gegangen, bis ich Erfolg hatte“, bekennt Jos Ruschel. Inzwischen ging er der Presse und potentiellen Sponsoren ‚auf den Sender’. Der Verein brauchte Geld. Jos Ruschel übernahm die Pressearbeit, ruhte nicht, bis berichtet wurde und auch die Sponsoren hatten gegen ihn kaum eine Chance. Als die Mannschaft das zweite Mal deutscher Meister geworden war, baute die Stadt einen Baseball-Platz. Der Aufstieg in die erste Bundesliga war inzwischen auch geschafft. Vom Spiel um die deutsche Meisterschaft berichtete sogar das Fernsehen in einer Live-Übertragung. Auch hier war er jemand lange genug ‚auf den Sender gegangen‘.
Das alles natürlich neben seinem Beruf. Denn Augenoptiker war und ist Jos Ruschel aus Leidenschaft. In alles was er tut, kniet er sich regelrecht hinein. Ein ’nebenher‘ gibt es für ihn nicht. Er ist genauso wenig nebenher Sportler, wie er nebenher Augenoptiker ist. Er ist Augenoptiker und er ist Sportler. Das Energiebündel schafft das.
In seinem Geschäft wird er inzwischen von einem Lehrling und einer Halbtagskraft unterstützt. Der Lehrling ist noch keine wirkliche Hilfe und die Halbtagskraft eigentlich Dekorateurin. Heute ist ihre Berufsbezeichnung ‚Mädchen für alles’. Die augenoptische Arbeit liegt ausschließlich bei Jos Ruschel. Er macht alles selbst, ist stolz darauf. „Die Leute sollen wissen, dass sie bei einem Handwerker sind. Mein Ehrgeiz ist, jedem selbst zu helfen.“ Klar, dass er auch seine Gläser selbst schleift. Jos Ruschel ist bekannt in und um Trier, nicht zuletzt durch seinen Sport und die unermüdliche Pressearbeit. Das kommt seinem Geschäft zugute. Zwar nimmt der Laden langsam ganz schön an Fahrt auf, aber Jos Ruschel will das weiter allein schaffen. „Ich habe eine ganze Menge an der Backe, das mache ich aber alles gern.“ Schauen Sie sich mal seine inzwischen schon zwei mal prämierte Website an: www.optik-ruschel.de
Ulla Schmidt
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