Startseite » News » Ladenbau »

Aus Schorndorf in die ganze Welt

Ladenbau
Aus Schorndorf in die ganze Welt

Im Juli feierte die concept-s Ladenbau und Objektdesign GmbH im schwäbischen Schorndorf ihr 25jähriges Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür. Rundum zufrieden blickt Firmengründer Lukas Schroll auf sein Lebenswerk, das durch Geschick, Fleiß und manchmal auch ein bisschen Glück zu dem wurde, was es heute ist.

Autor | Theo Mahr

Geboren in Zagreb als Kind einer Kroatin und eines Deutschen kommt Lukas Schroll 1968 im Alter von 12 Jahren mit seinen vier Geschwistern nach Deutschland. In Stuttgart findet seine Familie eine Unterkunft, er selbst lernt die deutsche Sprache, die er bis dahin nur wenig spricht, in einem katholischen Internat. „Die Hauptfächer waren Religion, Deutsch und Geschichte“, erinnert er sich.
1973 beginnt Schroll eine Lehre als Industriemechaniker. Nach der Gesellenprüfung besucht er die technische Oberschule, um anschließend in Stuttgart von 1980 bis 1984 Innenarchitektur zu studieren. Teil des Studiums ist ein Büropraktikum, das Lukas Schroll 1982 in Schorndorf absolviert. Sein erster Kontakt mit dem Remstal wird für ihn einige Weichen stellen, denn neben der praktischen Erfahrung im Büro lernt er eines Abends Claudia kennen, die später seine Frau werden wird.
Nach dem Studium arbeitet der Innenarchitekt Lukas Schroll zwei Jahre als Angestellter und hat dabei erste Berührungspunkte mit dem Thema Ladenbau. „Irgendwann kam ein Augenoptiker aus den USA – ein Freund meines Chefs – in das Büro und wollte ein Ladenkonzept. Daran durfte ich mich so richtig austoben“, erzählt er und strahlt. In dieser Zeit legt er den Grundstein für sein heute umfassendes Wissen über die Augenoptik, speziell über die Bedürfnisse von Augenoptikern in deren Geschäften.
Lukas Schroll beendet nach zwei Jahren seine Zeit als Angestellter und macht sich selbstständig. Er lacht und sagt: „Da saß ich, selbstständig, guckte aus dem Fenster auf die große Kastanie und dachte: Und – was machste jetzt? Ich hatte noch Geld für zwei Monate, ziemlich ernüchternde Bankgespräche, die mich bis heute geprägt haben. Also musste ich’s ja anpacken. Große Aufträge hatte ich keine.“
Fuji, Kodak und ein Augenoptiker
Schroll sucht den Kontakt zu Ladenbaufirmen und kann zunächst für eines schließlich als Freelancer arbeiten. „Dieses Unternehmen baute auch Optikgeschäfte und ich habe sie geplant, gezeichnet, Ideen entwickelt“, blickt Schroll zurück. Parallel ergibt sich für den Innenarchitekten durch einen eher kleinen Auftrag eines Augenoptikers der Kontakt zu einem großen Fotohändler. Die Geschichte endet darin, dass Schroll im Laufe der folgenden Jahre hunderte von Fotoläden für Fuji und später für Kodak plant – ein Glücksfall, der dem jungen Selbstständigen das Kapital in die Kasse spült, das die Banken ihm nicht hatten geben wollen.
Trotz der lukrativen „Fotogeschichte“ verliert Schroll die Augenoptik nie aus den Augen. Das liegt ganz wesentlich an einem erfolgreichen Augenoptiker von der schwäbischen Alb. Der kann die damals eintönige Art der Brillenpräsentation einfach nicht mehr sehen und will „was anderes“ für sein Hauptgeschäft in Balingen. Schroll entwickelt eine Präsentation, bei der die Bügel geöffnet sind und das Produkt zu schweben scheint. Es ist das Jahr 1990 und die Geburtsstunde von Vario S, das damals noch anders heißt und das bis heute weltweit millionenfach verkauft wurde. Der erste Meilenstein für das Unternehmen ist gesetzt, als es concept-s noch gar nicht richtig gibt.
Mut zum Risiko wird belohnt
Schroll erinnert sich an die schwierigen Umstände rund um dieses Produkt: „Die Teile haben wir damals alle bei verschiedenen Unternehmen zugekauft. Doch der Hersteller der Wandschienen, an denen die Halter befestigt werden sollten, sagte mir ab, obwohl er mir zuvor noch ein Muster gesendet hatte. Schließlich musste ich den gesamten Lagerbestand aus dessen griechischer Niederlassung kaufen. Das waren 1500 Meter, obwohl ich für das Geschäft in Balingen nur 250 Meter gebraucht hätte.“ Schroll braucht die Schienen, geht das Risiko ein und legt sich 1250 Meter Material an die Seite.
Auf die Eröffnung des Geschäfts in Balingen blickt der Ladenbauspezialist heute immer noch staunend zurück. „Das war ein Riesenspektakel“, sagt Schroll. Hubschrauberflüge , Rolls Royce, der Augenoptiker feiert die Eröffnung wie ein Volksfest. Nicht ohne Folgen – denn natürlich sehen sich auch viele Augenoptiker das neue Geschäft an und sind davon und ganz besonders von Vario S begeistert.
So sagt der Augenoptiker zu Schroll: „Sie müssen das vermarkten.“ Und der erinnert sich: „Aber ich war doch Planer, Designer – und kein Händler.“ Es ist der Moment, in dem die concept-s GmbH auf den Weg gebracht wird. „Als Innenarchitekt durfte ich nicht gewerblich arbeiten, also nicht auf eigene Rechnung Waren kaufen und verkaufen. Also haben wir, meine Frau und ich mit einem Mitarbeiter concept-s gegründet.“ Das „s“ steht für Schroll, das Logo, in Zusammenarbeit mit einem Grafiker entstanden, ist bis heute unverändert.
„Mein Hauptumsatz war aber nach wie vor die planerische Tätigkeit für alle möglichen Unternehmen, ganz besonders für die Fotogeschäfte.“ Wohnung und Unternehmen befinden sich 1991 in einem gemieteten Haus in Schorndorf. Die restlichen Meter der bereits genannten Schiene sind binnen einer Woche verkauft, nachdem concept-s einen Flyer an alle Augenoptiker verschickt hatte.
Optica bringt den Durchbruch
Mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie nimmt das Planungsgeschäft für die Fotoläden stetig ab. Dagegen wächst das Interesse der Augenoptiker an dem neuen Trägersystem sprunghaft an. Das sorgt erneut für ein Problem bei der Beschaffung der Trägerschienen. In Italien wird Schroll fündig, muss diesmal aber gleich eine Tonne Material abnehmen. Kein Risiko, wie sich kurze Zeit später herausstellt, denn concept-s stellt zur Optica 1992 in Köln aus. Danach gibt es kein Halten mehr. „Für mich der zweite Meilenstein für concept-s“, sagt der Chef.
„Der Ladenbau war zu dieser Zeit noch klassisch, also alles aus einer Hand. Wir waren der erste Modulanbieter. Den Brillenhalter konnten wir ja an Blech, Lochblech, in Regalen und wo auch immer platzieren. Hatten wir zunächst noch die Ladenbauer mit unseren Modulen beliefert, kamen wir nun mit eigenen Ladenideen und -entwürfen auf den Markt. Nach dieser Optica jedenfalls haben wir den Bereich Ladenbau enorm ausgebaut. Zwei Jahre hatten wir selbst eigene Freelancer bundesweit. Und wir hatten so viele Aufträge, dass wir diese gut beschäftigen konnten“, erinnert sich der Firmengründer. 1993 zieht das Unternehmen in Schorndorf um und hat erstmals einen Showroom.
Etwa drei Jahre später kommt das Thema „verschließbare Brillenpräsentation“ auf. „Es gab nicht so wirklich viel. Ich wollte diese Präsentation an der Wand anbringen. Da haben wir tubix entwickelt – und damit ging’s richtig los. Dieses System war so gefragt, dass wir weltweit Tonnen davon verkauft haben. Dabei war tubix anfänglich noch zu groß, wir wollten das filigraner machen – das wurde mini tubix, deutlich schlanker, filigraner“, beschreibt Schroll die Entwicklung. Die Rohrsysteme sind Meilenstein drei, weil sie auch das Unternehmen insgesamt verändern.
„In diesem Moment mussten wir so viele Präsenter produzieren und einkaufen, dass wir uns zu einer eigenen Produktion entschlossen haben. Durch die familiären Verbindungen und die günstigen Lohnkosten fiel die Wahl auf Kroatien. Seit 2000 stellen wir als concept-s alle Metallteile dort selbst her und bedienen von dort auch den kompletten Raum Ex-Jugoslawiens“, beschreibt Schroll die Entwicklung seines Unternehmens.
Zu dieser Zeit platzt concept-s aus allen Nähten. „Das war alles zu klein.“ Das Unternehmen zieht an den heutigen Standort, vergrößert sich von 250 auf 1500 Quadratmeter. „Das war der vierte Meilenstein, der den internationalen Ausbau erst ermöglichte“, so Schroll.
Handelsgeschäft boomt
Der Ladenbau rückt in den Folgejahren ein bisschen an die Seite, denn das Handelsgeschäft mit den Rohren und Systemen boomt unglaublich und bindet viele Kräfte im Unternehmen. Mit der Zeit „normalisiert“ sich das wieder, der Markt fragt immer nach neuen Ideen. So gehört es zum Selbstverständnis von concept-s, dass stets nicht nur nach neuen Lösungen für konkrete Anfragen gesucht wird, sondern neue, eigene Produkte entwickelt und dem Markt vorgestellt werden. „Wir sind aktiv, reagieren nicht nur.“
„Unsere Aufgabe ist es Atmosphäre zu erzeugen, dass sich die Menschen in einem Verkaufsraum wohlfühlen. Dann ist der Umsatz auch entsprechend. Das hat viel mit Psychologie zu tun. Und das geht überall, in jedem Raum, an jedem Ort, in jeder Stadt.“ Erfahrungen sammelt das Team aus Schorndorf dabei nicht nur in der Augenoptik, sondern auch in anderen Branchen wie im Sportfachhandel, Uhren- und Schmuck-Anbietern.
Wo geht es hin? „Wir werden weltweit Niederlassungen gründen“, sagt der Chef, dessen Tatendrang ungebrochen scheint. Bei diesem Thema kommen aber auch die 1990 geborenen Zwillinge Linda und Philipp ins Spiel. Sie studiert Innenarchitektur, er Internationales Management. Beide werden ins Unternehmen einsteigen und wesentlich an dessen internationalen Ausbau mitwirken. „Schon jetzt sind wir vermutlich die einzigen Ladenbauer in Deutschland, die derart viele Geschäfte im Ausland verwirklichen, in Europa sowieso, aber inzwischen auch in Amerika oder im Orient.“ Übrigens: Bis heute hat das Unternehmen concept-s nie eine Bank zur Finanzierung eines Projekts in Anspruch genommen.
Aktuelles Heft


ao-info-Service

Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der ao-info-Service? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:













Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum ao-info-Service freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des ao-info-Service.
AGB
datenschutz-online@konradin.de